Mit Mips oder Sparc in den Workstation-Bereich

CISC-Musterschüler Compaq will RISC-Power ausnutzen

12.10.1990

LONDON (CW) - Der texanische Hersteller von hochpreisigen PC-Clones Compaq, sezt Zeichen: Bisläng versorgte man den Anwender mit PC-Rechenleistung. Jetzt scheinen die Entwickler in Houston sich dem Trend zur RISC-Architektur in Unix-Workstations verschrieben zu haben.

Wie die Wirtschaftszeitung "Wall Street Journal" erfahren haben will, sind in der Konzernleitung am Golf von Mexiko die Würfel so gut wie gefallen: RISC-Computer sollen Compaq den Weg zu weiteren Erfolgen ebnen.

Der Branche war das Interesse der Texaner an RISC-Architekturen schon seit längerem bekannt. Die Hersteller von CISC-Rechnern auf Basis der diversen Intel-Prozessoren liebäugelten bislang jedoch mit dem vor allem als Grafik-Koprozessor dienenden RISC-Chip 860 von Intel.

Der scheint nun aber aus dem Rennen, Compaqs Entscheidung für einen bestimmten RISC-Baustein fiel gegen Intel aus. Beim Buhlen um die Gunst des Unternehmens, das ausschließlich PCs herstellt, stehen sich die beiden weltweit führenden Architektur-Entwicklungen auf dem RISC-Sektor gegenüber: Mips RX000-Prozessoren contra Suns Sparc-Chip.

Den Korb soll Intel nach Angaben der US-Zeitung bekommen haben, weil sich Compaq zum einen nicht mit Intels eigenem Engagement auf dem PC- und Server-Marktsegment habe anfreunden können. Der Halbleiter-Produzent betrat Ende Januar dieses Jahres die PC- und Server-Szene mit eigenen 386- basierten Rechnern, die Intel ausdrücklich als Workstations positionierte.

Zum anderen habe der Clone Hersteller zunehmend Unwohlsein darüber geäußert, daß man praktisch vollkommen von Intel als Chip-Lieferanten abhängig sei. Dieses Unbehagen ist wohl auch der Grund dafür - so das "Wall Street Journal" -, daß Compaq vergangenes Jahr in das Unternehmen Nexgen Microsystems Inc. investiert habe. Diese Firma will eine zu den Intel-Bausteinen 386 und 486 kompatible CPU entwickeln. Bei Compaq in München bestritt man die RISC-Pläne. Bernhard Krautscheid vom Bereich Marketing meinte, die Betriebssystem-Entwicklung für einen Einstieg in die RISC-Weltz sei zu aufwendig, um die hier für notwendigen F&E-Kapazitäten zu rechtfertigen. "Für uns lohnt sich die Produktion erst, wenn wir "Serien von über 100000 Stück auflegen können, dementierte Krautscheid jegliche RISC-Pläne bei Compaq.