Stuttgarter Verlagshaus beseitigt Hochregal-Macken per Computer:

"Chaotische Lager" mit Bildschirm aufgeräumt

27.11.1981

STUTTGART (CW) - Ein computergesteuertes Hochregallager sollte dem Ernst Klett Verlag in Stuttgart mehr Wirtschaftlichkeit und ein höheres Maß an Flexibilität bringen. Dieser Anwendungsbericht beschreibt wie die Stuttgarter Verlagsleute ihr Ziel mit einem Rechner der Wang Deutschland GmbH erreichten.

Das Unternehmen, das zirka 1600 Arbeitnehmer beschäftigt, ungefähr 6500 verschiedene Buchtitel anbietet, zu denen jährlich etwa 600 neue hinzukommen, Buch- und Lehrmaterial in 21 Sprachen und in 30 Ländern publiziert sowie in 70 Länder exportiert, führte vor dem Einsatz des computerisierten Hochregallagers unterschiedliche Lager in verschiedenen zur Firmengruppe gehörenden Betrieben. Da ein großer Teil der Bücher in anderen Druckereien gedruckt und auch außer Haus gebunden wird, wurden die fertiggestellten Bücher in den Buchbindereien auf Paletten gestapelt und auf Abruf gelagert. Ein Teil wurde in einem Blocklager innerhalb der Expedition aufbewahrt. Die dazu geführte manuelle Lagerkartei ließ für Fehler viele Möglichkeiten offen.

Bediener mit "Null" Ahnung

Nach dem Entschluß, ein Hochregallager zu errichten, und der Erarbeitung eines Sollvorschlags fiel die Entscheidung zugunsten eines Lagers für Einheitspaletten, das als "chaotisches Lager organisiert ist. Das Gesamtfassungsvermögen des in Korb befindlichen Lagers, das in zwölf Gassen unterteilt ist, beträgt etwa 21000 Palettenplätze. Auf jeder Seite einer Gasse befinden sich bis zu 92 Fächer mit je elf Etagen. Bei der Konzeption wurde davon ausgegangen, daß pro Tag bei einer Fahrt des Regalstaplers bis zu 600 Ein: und Auslagerungen durchgeführt werden.

Die Verwaltung der Palettenplätze wird mit einem Computer der Wang Deutschland GmbH, Frankfurt, aus der Modellreihe 2200 mit 32 K-Byte einem Bildschirmarbeitsplatz, einem Plattenlaufwerk mit zwei Platten a fünf Mega-Byte, zwei Druckern-davon ein Etikettendrucker-sowie einem Timer durchgeführt.

Lagerplatz-Verknüpfung

Zur Speicherung der Daten sind hauptsächlich drei Dateien erforderlich. In der Titeldatei sind alle für das Hochregallager zulässigen Titel gespeichert; diese Datei enthält neben der Titelnummer den Kurztitel und die gesamte im Lager befindliche Menge dieses Titels. Darüber hinaus den jeweils ersten und letzten Lagerort, an dem sich Paletten dieses Titels befinden. In der Lagerortdatei ist für jeden Lagerort ein Satz mit den Angaben über Titelnummer, Menge, Auflagenbezeichnung und Folgelagerort.

Über de Folgelagerort ist eine Verknüpfung aller Lagerplätze eines Titels möglich. Die Lagerbelegungsdatei gibt als Tabelle ein Abbild der Lagerbelegung, mit deren Hilfe schnell und einfach freie Lagerplätze aufgefunden werden können.

Identifikation per Zettel

Jede Palette trägt als Identifikationsmerkmal einen Palettenzettel, der die Titelnummer, die Auflagenbezeichnung, eventuelle Sonderzeichen und die auf der Palette befindliche Menge enthält. Diese Daten werden von der Bedienungskraft in das System eingegeben, das den geeigneten Lagerplatz nach den Kriterien

* Verteilung des Titels in die Bereiche

* Richtung der Einlagerung nach Fahrzeiten des Staplers

* möglichst gleichzeitig ein- und auslagern sucht. Hat das System einen diesen Kriterien entsprechenden Lagerplatz gefunden, wird er am Bildschirm angezeigt und gleichzeitig ein Lagerort-Etikett ausgedruckt. Bis zur Bestätigung der Einlagerung wird der Lagerort als gesperrt gekennzeichnet.

Bei der Auslagerung haben grundsätzlich Anbruchpaletten den Vorrang, ansonsten wird nach dem Prinzip "First-in/First-out" ausgelagert. Beim Abruf einer Palette kann aber auch gezielt ausgelagert werden, indem alle speziellen Kriterien der Palette angegeben werden. Auch hier gilt das Prinzip, daß gleichzeitig aus- und eingelagert werden soll. Der Lagerort wird auch hierbei bis zur Bestätigung der Auslagerung gesperrt.

Bei jeweils drei Ein- und/oder drei Auslagerungen wird automatisch eine Arbeitsanweisung erstellt, die Angaben über Titel und Lagerort enthält und sich immer nur auf Ein-/ Auslagerungen in einer Gasse bezieht, die bei Erteilung der Arbeitsanweisung gesperrt wird und erst wieder bearbeitet werden kann, wenn die Arbeitsanweisung im Rechner bestätigt wird.

Beilgesperrter Gasse

Jedes Regalfach ist mit einem Kontrollbuchstaben gekennzeichnet, der nach dem Zufallsprinzip vergeben worden ist. Wird nun in ein Fach einoder ausgelagert, trägt der Regalstaplerfahrer -den Kontrollbuchstaben auf der Arbeitsanweisung ein. Die Arbeitsanweisung wird am System abgerufen, die darauf eingetragenen Daten eingetastet und mit den gespeicherten verglichen. Sind die Kontrollbuchstaben richtig wird die Arbeitsanweisung gelöscht die Sperrung der Gasse aufgehoben und für Emlagerungen der Lagerort belegt oder für Auslagerungen freigegeben.

Der Anschluß an einen Großrechner ist ebenfalls gewährleistet. Bei der Inventur oder ähnlichen Gelegenheiten müssen Daten aus dem Wang-System auf einen Großrechner überspielt werden. Erledigt wird das über ein Konvertierungsprogramm.