Ceyoniq - Glaubwürdigkeit verspielt (22.03.02)

25.03.2002
Von Stephan Hornung
Dem Bielefelder Softwareunternehmen steht eine schwierige Sanierungsarbeit bevor. Obwohl die Probleme spätestens seit der Veröffentlichung des Quartalberichts im November 2001 bekannt sein dürften, wurden sie erst vor einigen Tagen mitgeteilt. Ceyoniq hat damit nahezu jegliche Glaubwürdigkeit verspielt.

Im Quartalsbericht vom 22. November 2001 wurde der scheidende Vorstand der Ceyoniq AG, Jürgen Brintrup, mit den Worten „Aufbauarbeiten bei Ceyoniq erfüllt“ und „das Unternehmen ist für die Zukunft gut aufgestellt“ zitiert. Bereits vier Monate zuvor rieten wir an dieser Stelle, wegen erheblicher bilanzieller Risiken bei einem Kurs von 6,7 Euro zum Verkauf der Aktie. Mittlerweile notiert das Papier knapp über einem Euro. Dieser Kurssturz ist auf immense Abschreibungen zurückzuführen, die für die meisten Anleger vollkommen überraschend kamen. Dies hatte zur Folge, dass das Vertrauen der Investoren zunehmend schwankt. Brintrup kehrte daraufhin in den Vorstand zurück. Ihm steht nun eine extrem schwierige Sanierungsarbeit bevor. Nach unseren

Schätzungen dürfte nach einem Verlust von 110 Millionen Euro das Eigenkapital auf nur noch rund 50 Millionen Euro geschrumpft sein. Die Verbindlichkeiten betrugen bereits zum 30. September 2001 über 100 Millionen Euro. Ein weiterer Eigenkapitalverzehr infolge zu erwartender Verluste erscheint zumindest nicht unwahrscheinlich. Zur Kostensenkung hat Ceyoniq seine Belegschaft um mehr als 350 Mitarbeiter verkleinert. Dies wurde infolge drastisch fallender Umsätze zwingend notwendig. So betrug der Umsatz im vierten Quartal nur noch zehn bis 13 Millionen Euro, nach durchschnittlich knapp 30 Millionen Euro in den Vorquartalen. Mitgeteilt wurden die Schwierigkeiten erst vor einigen Tagen, sie dürften jedoch spätestens seit der Veröffentlichung des Quartalsberichts im vergangenen November bekannt gewesen sein. Da Ceyoniq damals offiziell noch für 2001 mit einem weiteren Erfolgsjahr rechnete, hat das Unternehmen nahezu jegliche Glaubwürdigkeit verspielt. Deshalb sollten die

Aktien trotz des Kurszusammenbruchs verkauft werden, besonders da die Marktkapitalisierung immer noch hoch ist.

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