Marktstudie unter 600 Geschäftsführern

CEOs zeigen sich von der IT enttäuscht

07.05.1999
MÜNCHEN (CW) - Geschäftsführer und CEOs bewerten den Nutzen der IT sehr zurückhaltend. Ihre Erwartungen wurden bis dato meistens nicht erfüllt. Dennoch hoffen sie, so das Ergebnis einer Umfrage unter mehr als 600 Großunternehmen weltweit, daß die IT ihrer Aufgabe als strategisches Werkzeug in Zukunft gerecht wird.

Viel Schatten wirft eine Studie der London School of Economics auf die Rolle der IT in den Anwenderunternehmen. Im Auftrag des Beratungshauses Compass befragte die Hochschule insgesamt 659 CEOs, davon 155 in Großbritannien, 114 in Nordamerika und 95 in Deutschland, nach der Effizienz ihrer IT-Abteilung. Das Ergebnis ist wenig schmeichelhaft: Lediglich ein Viertel der befragten Manager sind mit dem Beitrag der IT zum Geschäftserfolg zufrieden, ein Drittel bewerten sie alles in allem eher negativ.

Die Befragten nannten den Marktforschern drei Gründe für die schlechte Bewertung: IT-Vorhaben würden nicht umgesetzt, der Blick auf die Geschäftsziele verliere sich schnell unter dem technologischen Druck der Anbieter, und schließlich fehle eine Bemessungsgrundlage für die Bewertung des Erfolgs von Investitionen in die IT.

Aufgeschlüsselt nach drei Aspekten, zeigt sich folgendes Bild: Zur Effizienzsteigerung des Unternehmens, so das Gros der Manager, könne und werde die IT-Abteilung einen hohen Beitrag leisten. Weltweit sehen 32 Prozent dieses Ziel erreicht, 54 Prozent fordern es auch in Zukunft ein.

Kostenersparnis erwarten nur wenige Unternehmenslenker von ihrer IT-Abteilung und glauben sie bislang auch nicht umgesetzt. Lediglich deutsche und skandinavische Topmanager schreiben ihrer IT-Abteilung diese Forderung auch künftig in ihr Pflichtenheft.

Schließlich entlarvt die renommierte Hochschule das Argument der besseren Wettbewerbfähigkeit als Mythos. Gemittelt über alle Befragten konnten lediglich 19 Prozent bislang feststellen, daß die IT-Abteilung ihnen einen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz verschafft hat. Allerdings erwarten 54 Prozent der Manager hier deutliche Verbesserungen.

Im Vergleich mit der Finanz-, Personal- und Marketing-Abteilung schneiden die IT-Mitarbeiter gut ab. Lediglich von den Marketing-Fachleuten erwarten die CEOs einen höheren Nutzen.

Trotz vieler Enttäuschungen glaubt das Topmanagement dennoch weiter an seine IT-Mitarbeiter: Knapp die Hälfte der Befragten gab zu Protokoll, daß die Informationstechnologie künftig signifikanten Nutzen für das Kerngeschäft liefern werde. Nur 22 Prozent der CEOs erwarten keine Besserung. Diese ingesamt positive Einschätzung der Zukunft geht einher mit einer neuen Rolle des IT-Verantwortlichen. 82 Prozent der Unternehmen räumen dem IT-Manager schon heute eine Position ein, in der er aus eigener Kraft Geschäftsabläufe verbessern kann. Klassische Aufgaben wie Kostendrücken und Effizienzsteigerung in der IT-Abteilung muten nur noch acht Prozent der Unternehmen ihren dortigen Führungskräften zu.