CeBIT-Visionen: "Lebens-Kamera" und Steuerung per Handbewegung

19.03.2007
Nachdem in den vergangenen Jahren immer mehr Geräte von Science-Fiction-Visionen zum Alltag geworden sind, fällt es schwer, auf der Computermesse CeBIT in Hannover noch überraschende Produkte zu finden.

Der japanische NEC-Konzern bringt jedes Jahr als einer der wenigen eine Auswahl von Gedankenspielen aus den Entwicklungslabors mit. Diesmal ist darunter ein "Lebensaufzeichnungs-Interface" - ein Anhänger, der wie eine kleine Glaskugel aussieht und im Innern eine Kamera hat. Diese läuft permanent und zeichnet das gesamte Leben eines Menschen auf, so das Konzept. Als Speicherort könnte zum Beispiel die Festplatte eines Handys dienen.

Erkennt das System anhand von Sprachanalyse, dass man sich gerade glücklich fühlt, macht die Kamera zusätzlich ein Foto. Als Ansichtsgerät ist eine Art digitaler Bilderrahmen gedacht. In einem Zusatzfeld könnten zum Beispiel Bilder anderer Menschen zu der entsprechenden Lebenssituation laufen. Die Batterie soll in der Kordel des Anhängers verteilt untergebracht werden. Das Konzept ist auf dem NEC-Stand zu sehen, die Kamera steckt allerdings nicht in dem Anhänger, sondern ist daneben in die Vitrine eingebaut. Die Anzeige der gemachten Bilder lässt sich immerhin per Handbewegung steuern - wenn auch mit einer gewissen Fehlerquote. Ein weiterer NEC-Prototyp ist ein Mini-Computer, der auf fünf modulare Elemente verteilt ist, die wie dicke Stifte aussehen.

Einfach mit der Hand steuern lässt sich auch der Cursor eines Bildschirms des Fraunhofer-Instituts für Intelligente Analyse und Informationssysteme. Das Gerät kommt ohne eine Kamera aus - stattdessen misst es die Veränderung des elektromagnetischen Feldes durch die Handbewegungen. Den Cursor so zu bewegen, klappt erstaunlich gut, bedarf aber einer "ruhigen Hand": Der Pfeil reagiert mit einer spürbaren Verzögerung. Diese sei bewusst eingebaut worden, damit die Nutzer nicht zu hektisch agieren, sagt eine Mitarbeiterin. Ein Nachteil der Technik im Vergleich zu kameragestützten Systemen ist, dass sie nur die Bewegungsrichtung erkennen kann, aber keine komplexeren Steuerungsgriffe zulässt.

Schon praxistauglich ist dagegen ein Dienst auf Basis der RFID-Funktechnik, den das US-Unternehmen Infratab auf der CeBIT zeigt. Es hat die RFID-Chips zusätzlich mit Temperatur-Sensoren versehen. Diese messen in regelmäßigen Abständen, ob ein Produkt wie Früchte, Schnittblumen oder auch Medikamente vorschriftsgemäß gekühlt wird und errechnet daraus die verbliebene Haltbarkeitszeit. Nach Tests in den USA unter anderem bei einem Blumenhändler und einem Pizza-Hersteller habe nun auch ein großer europäischer Handelskonzern Interesse an dem "Freshtime"-Konzept gezeigt, heißt es bei dem Unternehmen. Die speziellen RFID-Tags kosteten mit fünf bis zehn Dollar zwar deutlich mehr als gewöhnliche, seien aber auch bis zu zehn Mal wiederverwendbar. (dpa/tc)