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CeBIT: E-Plus lässt sich Zeit mit UMTS

18.03.2004

Der Mobilfunkbetreiber E-Plus startet sein UMTS-Angebot wie die Wettbewerber mit einer Datenkarte für mobile Rechner. Dabei kommt die KPN-Tochter im Juni voraussichtlich als letzter Anbieter auf den deutschen Markt.

Der Wettbewerb zwischen den Mobilfunkern E-Plus und O2, der Nummer drei und vier in Deutschland, spitzt sich zu. Beide Firmen leiden daran, dass die Schwergewichte T-Mobile und Vodafone in einer höheren Liga spielen, was sich mit organischem Wachstum allein nicht ändern lässt. Die daher geplante Übernahme von O2 durch die E-Plus-Mutter KPN Mobile ist vor wenigen Wochen gescheitert - angeblich war der gebotene Preis zu niedrig.

Folglich konnte sich E-Plus-Chef Uwe Bergheim auf der Pressekonferenz am Vortag der CeBIT wohl dosierte Seitenhiebe auf die Beinahe-Braut nicht verkneifen. Angesichts der offen geäußerten O2-Ambitionen auf den dritten Platz in Deutschland sagte Bergheim: "Das hätten sie haben können, zuletzt vor vier Wochen." Doch das Thema Fusion ist vorerst vom Tisch, die Gespräche seien gestoppt worden. Nun gilt es, aus eigener Kraft zu wachsen, um die auf Ende 2005 gesetzte Zielmarke von 18 Millionen Kunden in allen drei Landesgesellschaften zu erreichen. O2 wuchs vergangenes Jahr hierzulande schneller als E-Plus, was die Company unter Druck setzt.

Als Opfer hat sich E-Plus - wie auch O2 - das klassische Festnetz auserkoren. Das Handy sei künftig erste Wahl für Telefonate: "Die Sprachtelefonie bietet gewaltige Potenziale für die Mobilfunker", sagte Bergheim. Die Marktdurchdringung mit Handys hinkt hierzulande dem europäischen Durchschnitt hinterher, zudem würden die Deutschen kürzer mit dem Handy telefonieren als ihre Nachbarn. "Hier gibt es viel Raum für Wachstum", zeigte sich Bergheim optimistisch.

Die andere Hoffnung der Anbieter sind mobile Datendienste, die durch den UMTS-Start beflügelt werden sollen. "Von der GSM-Landstraße über den GPRS-Messeschnellweg auf die UMTS-Autobahn", gab Bergheim die Marschrichtung vor. Ein signifikantes Geschäft ab der ersten Minute erwartet sich indes kein Mobilfunker: "Das ist kein 100-Meter-Sprint, sondern ein Marathon", sagte KPN-Mobile-Chef Guy Demuynck. Gegenwärtig kommen fast 90 Prozent der Umsätze aus der Sprachtelefonie, von den restlichen Einnahmen durch Datendienste entfallen noch einmal 90 Prozent auf SMS-Kurznachrichten.

Ab Juni soll sich dies ändern, wenn E-Plus in Deutschland eine UMTS-Datenkarte für mobile Rechner auf den Markt bringt. Damit ist das Unternehmen der letzte der vier großen Anbieter, und Preismodelle stehen gegenwärtig auch noch nicht fest. Triebfeder der Nachfrage werde der Geschäftskundenbereich sein, sagte Demuynck. Im Juli betritt das Unternehmen den UMTS-Endkundenmarkt in Deutschland - wenn die passenden Endgeräte zur Verfügung stehen: "Wir sind abhängig vom Liefer- und Leistungsportfolio der Endgerätehersteller", argumentierte Bergheim.

Insgesamt will KPN Mobile in den Jahren 2003 bis 2005 rund 1,4 Milliarden Euro in das UMTS-Netz investieren. Zudem sollen im laufenden Jahr etwa 200 Millionen Euro in den Ausbau des deutschen GSM-Netzes fließen. Die Muttergesellschaft, die neben E-Plus jeweils einen Mobilcarrier in den Niederlanden und Belgien betreibt, steigerte den Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr von 4,74 Milliarden auf 5,14 Milliarden Euro, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg von 1,6 Milliarden auf 1,7 Milliarden Euro. Die Company sei bereit für die nächste Phase, in der die Größe ein entscheidendes Kriterium für den Erfolg sei, so Demuynck. Allerdings will KPN Mobile beim Wachstum auf die Profitabilität achten. (ajf)