Durchgängigkeit in der Entwicklung analoger Schaltungen

Cadence präsentiert neues Entwurfssystem für Analog-ICs

02.03.1990

MÜNCHEN (CW) - Der Entwurfsystem-Anbieter Cadence Design Systems, San Jose/USA, hat zur Entwicklung analoger ICs die Software "Artist Analogue Design System" angekündigt. Das Programm dient als durchgängiges Instrumentarium zum elektrischen und physikalischen Entwurf.

Das "Artist Analogue Design System" ist in die Design-Framework-Architektur von Cadence integriert und enthält Leistungsmerkmale, wie sie bisher von EDA-Anbietern nicht bereitgestellt wurden, erklärt Jock Shaw, Cadence-Direktor für Mitteleuropa.

Das Entwurfsprogramm verfügt unter anderem über eine neue Benutzeroberfläche mit Menüführung. Das "Artist Design Flow Overlay" ermöglicht den Zugriff auf über 4000 Konstruktionsbefehle. Zudem wurde eine neue Simulationsumgebung eingebettet, die eine schnelle Schaltplaneingabe, -änderung und -simulation gewährleistet. Der Anwender hat hier die Wahl zwischen dem interaktiven Cadence-Spice-Simulator oder dem Programm "H-Spice" von Meta Software.

Das neue Cadence-Produkt unterscheidet sich nach Meinung von Shaw von konkurrierenden Lösungen in in mehrfacher Hinsicht: "Bei der interaktiven Simulation kann der Entwickler den Lauf unterbrechen, Resultate überprüfen, Entwurfsmerkmale untersuchen und anschließend die Simulation fortsetzen. Bei keinem dieser Schritte muß die Arbeit unterbrochen werden."

Zu den physikalischen Entwurfsmethoden gehören der Vergleich zwischen Layout und Schaltplan, der schrittweise Online-Design-Rule Check (DRC), der Vergleich des Layouts gegen den Schaltplan nach dem LVS-Prinzip (Layout versus Schematic) auf dem Bildschirm, die Extrahierung der parasitären Kapazitäten, Widerstände und Transistoren sowie die Neusimulation. Komponentenwerte können dabei durch einen algebraischen Ausdruck dargestellt und Funktionsgleichungen direkt im Schaltplan erfaßt werden.

Die Konstrukteure von Analogschaltungen sehen sich heute den gleichen Problemen gegenüber wie die Ingenieure von Digitalschaltungen vor über fünf Jahren, erklärt Shaw, und betont: "Der Analogschaltungsentwurf erfolgt heute noch größtenteils manuell. Dadurch einsteht in der Systementwicklung ein Engpaß. Mit unserem neuen System kann diese Engstelle beseitigt und die Entwicklungszeit für Analogschaltungen verkürzt werden." Die Freigabe des Artist-Analogue-Design-Systems innerhalb eines Aufbaus der Analogue Division von Cadence belege die Absicht, eine umfassende Lösung für die Automatisierung des elektronischen Schaltungsentwurfs bereitzustellen.

Das Entwurfssystem unterstützt Hardwareplattformen von Sun, HP/Apollo, DEC, Sony, Intergraph und NEC. Es beruht auf der Design-Framework-Architektur, die das Zusammenwirken der Tools, flexible Kundenspezifizierung und die Hardwareportabilität erleichtert.

Wie der Cadence-Direktor weiter mitteilte, wurde kürzlich ein "Analogue-Alliance-Partnership"-Programm ins Leben gerufen. Im Rahmen dieser Einrichtung soll Teilnehmerfirmen der Zugang zur Cadence-Analogtechnik ermöglicht werden. Die Analogue-Division nimmt damit eine Schlüsselrolle in der Prioritätenbestimmung und Spezifikation künftiger Produkte ein. Zu den ersten "Analogue-Alliance"-Partnern zählen Toshiba, National Semiconductor und die Harris Semiconductor, die sich bereits zur Übernahme des "Artist Analogue Design System" entschlossen haben.