Gartner-Manager vermisst den offener Umgang mit Informationen

Business Intelligence ist in den IT-Budgets kaum vorgesehen

14.11.2003
FRANKFURT/M. (as) - Viele Unternehmen verfügen heute über ein integriertes Berichtswesen und beschäftigen sich mit der Auswertung von Geschäftsinformationen. Die Mehrheit solcher Lösungen für Business Intelligence (BI) ist jedoch nur lokal implementiert und wird von der Geschäftsleitung und den Fachbereichen wenig unterstützt.

"Die meisten BI-Lösungen finden sich heute in Abteilungen und sind taktischer Natur", berichtete Frank Buytendijk, Research Vice President bei Gartner, anlässlich einer Management-Veranstaltung des Softwareanbieters Microstrategy in Frankfurt. Das dominierende Einsatzgebiet sei die Belieferung der Führungskräfte mit Berichten. Letztere würden in rund 60 Prozent aller Fälle vorgefertigt bereitgestellt, während bei 30 Prozent aller Anwendungen auch parametrisierbare Reports möglich seien.

Gartner habe in Gesprächen mit Kunden immer wieder erfahren, dass BI-Projekte trotz des großen Interesses im Markt von den Vorständen kaum unterstützt oder gefördert werden, so der Marktforscher weiter. "BI ist bei der Budgetierung ein Waisenkind. Oft können die Initiatoren schon froh sein, wenn sie überhaupt die Erlaubnis für ein neues Projekt bekommen."

Wer zu früh kommt ...

Unternehmen hingegen, die bereits seit längerem BI-Software im Einsatz haben, müssen laut Buytendijk jetzt zahlreiche Insellösungen und zu viele Tools verwalten. Dem Endanwender fehle zudem oft die Ausbildung, um die die gewonnenen Informationen ausreichend bewerten zu können. Hierzu trage auch der Umstand bei, dass die IT-Abteilung die Informationen immer noch weitgehend in Eigenregie zusammenstelle.

Das wesentliche Problem mit der Business Intelligence liegt laut Buytendijk nicht mehr in den Werkzeugen, sondern in dem Umstand, dass die gewonnenen Informationen und Analyseergebnisse zu wenig genutzt werden, um aus ihnen Maßnahmen zur Verbesserung der Geschäftsabläufe abzuleiten. Dies wäre aber angesichts des sich verschärfenden Wettbewerbs und der sinkenden Margen immer wichtiger. Unternehmen sollten deshalb künftig BI stärker als Teil der Firmenkultur betrachten und möglichst viele Mitarbeiter an der Generierung und Auswertung der Informationen teilhaben lassen.

Trends der nächsten Jahre

Eine solche unternehmensweite Implementierung von BI-Prozessen wird indes auch höhere Anforderungen an die darunter liegende Infrastruktur und Architektur der Gesamtlösung stellen. Ebenso wird die Qualität der Daten weiter eine zentrale Rolle spielen - ist dieser Aspekt doch bis heute der wesentliche Grund, warum Data-Warehouse-Projekte ihr Budget überziehen.

Für die nächsten Jahre sieht Buytendijk eine langsame Ausweitung des Lösungsspektrums, das Unternehmen für ihre BI-Strategie einsetzen werden. Schon heute seien Tools für die Finanzanalyse, Online Analytical Processing, BI-Thin-Clients sowie Berichtswerkzeuge für die Datenauswertung auf operativen oder aggregierten Daten technisch ausgereift.

Daneben würden Anwender in zwei bis fünf Jahren BI-Lösungen vermehrt im B-to-B-Handel, für Business Activity Monitoring, für analytisches CRM, Corporate-Performance-Management sowie als Ergänzung zu ERP-Software nutzen, prophezeit Buytendijk. In fünf bis zehn Jahren sei zudem mit einer größeren Verbreitung von collaborativen BI-Lösungen, BI-Web-Services und neuen Visualisierungsmethoden zu rechnen. "Auf mobile BI-Clients wartet hingegen kein Mensch".