Bundesnetzagentur bevorzugt große Mobilfunk-Anbieter bei Regulierung

05.04.2006
Die Bundesnetzagentur wird einem Pressebericht zufolge heute ein Regulierungsverfahren gegen die vier Mobilfunk-Netzbetreiber einleiten.

Damit sollen diese gezwungen werden, die Gebühren für die Weiterleitung von Telefongesprächen aus dem Festnetz in ihre Netze zu senken, wie die "Welt" unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtet. Bei der Herabsetzung der so genannten Terminierungsentgelte sollen jedoch die großen Mobilfunkanbieter T-Mobile und Vodafone stärker geschont werden als die zwei kleineren Anbieter E-Plus und O2.

Die großen Netzbetreiber müssten ihre Terminierungsgebühren zwar von derzeit elf auf wahrscheinlich neun Cent pro Gesprächsminute verringern. Damit wären sie aber weiter die Hauptprofiteure. Denn der Abstand zu den Gebühren, die die kleineren Mobilfunker E-Plus und O2 haben, solle voraussichtlich bei 1,4 Cent bleiben. Ein Gutachten des Wissenschaftlichen Instituts für Kommunikationsdienste (WIK), das dem Regulierer als wichtige Entscheidungsgrundlage dient, rate jedoch, reale Kostenunterschiede zwischen den großen und kleinen Mobilfunkern zu berücksichtigen.

Kleinere Anbieter technisch benachteiligt

"Dabei steht zu erwarten", heißt es in dem Gutachten, das der "Welt" vorliegt, "dass die Summe der Effekte zu größeren Kostenunterschieden führen wird als dem Abstand der Entgelte in Höhe von 1,4 Cent entspricht" Auch in einem Gutachten des Verbands VATM, in dem die alternativen Festnetzanbieter sowie E-Plus organisiert sind, heißt es: "Aufgrund der unterschiedlichen Netzdichte könnte sich die Differenz auf drei bis vier Cent erhöhen."

Die unterschiedliche Netzdichte bedeutet, dass die kleineren Anbieter gezwungen sind, mehr Basisstationen zur Übertragung zu bauen. Da sie zwischen vier und acht Jahre später in den Markt eingestiegen sind als die beiden großen Netzbetreiber, haben sie Frequenzen mit geringerer Reichweite zugeteilt bekommen. Deshalb haben sie stärker in Basisstationen investieren müssen, was ihre Kosten deutlich erhöht. T-Mobile und Vodafone können mit ihren jeweils fast 30 Millionen Kunden zudem stärker Größenvorteile im Netz ausnutzen als E-Plus und O2 mit ihren je rund zehn Millionen Kunden.

Preise fallen weiter rapide

Der Preisverfall auf dem deutschen Mobilfunkmarkt hat sich beschleunigt. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte, lagen die Kosten für Handy-Telefonate im März um 11,5 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Im Verlauf des vergangenen Jahres lag der Preisrückgang noch bei knapp zehn Prozent.

Hintergrund des rapiden Preisverfalls ist der Einstieg von Billiganbietern in das Marktsegment seit Mitte vergangenen Jahres. Eingeläutet wurde die Entwicklung von der E-Plus-Tochter Simyo, der Ableger von mobilcom und debitel folgten. T-Mobile-Chef Rene Obermann hält für dieses Jahr einen Rückgang der Mobilfunkgebühren um bis zu 20 Prozent für möglich.

Die Kosten für Internetnutzung sanken im vergangenen Monat um 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Anbieter für DSL-Anschlüsse liefern sich einen harten Wettbewerb um das zukunftsträchtige Geschäft. Fast unverändert blieben hingegen die Gebühren für Festnetz-Gespräche. (dpa/tc)