Rettungsversuch ist gescheitert

Brokat meldet Insolvenz an

30.11.2001
STUTTGART (CW) - Der Softwareanbieter Brokat Technologies AG hat Insolvenz angemeldet. Die Rettungsversuche der letzten Monate sind damit fehlgeschlagen.

"Die Brokat AG konzentriert sich auf ihr Kerngeschäft", heißt es auf der Website der insolventen Softwarefirma zur aktuellen Entwicklung. Mit dem Insolvenzverfahren wird ein Kapitel deutschen IT-Erfolgs nach mehrmonatiger Leidensgeschichte von einem Stuttgarter Amtsrichter beendet. Brokat war einst ein Shooting Star am Neuen Markt, nun sind nur noch Fragmente eines Geschäftsmodelles übrig, das nicht aufgegangen ist.

Schuld an der Misere war der Versuch des Managements, den Wachstumskurs des Banksoftware-Unternehmens um jeden Preis fortzusetzen - schließlich leben der Aktienkurs und das Vertrauen der Investoren von der Phantasie. Das Rezept sollte der M-Commerce sein, dem von Analysten eine glanzvolle Zukunft prognostiziert worden war. Doch die Rechnung wurde ohne den Markt gemacht: Statt der einst knapp 1500 Beschäftigten konzentrieren sich nun noch rund 150 Angestellte in der Brokat E-Finance Technologies GmbH & Co. KG wieder auf ihre Kernkompetenzen.

Um das in Aussicht gestellte "starke Wachstum über das Jahr 2001 hinaus" zu erreichen, brauchte Brokat im März 2000 dringend Geld. Die Schwaben platzierten eine Anleihe in Höhe von 125 Millionen Euro für einen Zinssatz von 11,5 Prozent. Die zur Deckung benötigten Einkünfte flossen jedoch immer spärlicher, weshalb sich das Unternehmen seit einigen Monaten bemühte, die Anleihe zu "restrukturieren". Seine Gläubiger lehnten allerdings die Wandlung der Anleihe in Eigenkapital ab, eine Einigung kam nicht zustande.

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Stuttgarter Anwalt Volker Grub bestellt. Zu seinen früheren beruflichen Aktivitäten zählen die Sanierung der Molkerei Südmilch sowie des Geräteherstellers Bauknecht. Brokat sei nach wie vor auf der Suche nach einem Investor, um dem Bereich E-Finance weiteres Kapital zuzuführen, hieß es. Der ehemalige Vorstandschef Stefan Röver war vorige Woche zugleich mit der Ausgliederung der Mobilsparte an die US-Firma E-One Global in deren Vorstand gewechselt. (ajf)