Zurückhaltende Softwareinvestitionen schmälern Ergebnisse

Broadvision und i2 warnen

13.07.2001
MÜNCHEN (CW) - Die Hiobsbotschaften von der US-Börse reißen nicht ab. Analysten vermuten mittlerweile, dass sich das zweite Quartal zum schlechtesten Dreimonatszeitraum der vergangenen zehn Jahre entwickeln wird. Vor allem Softwarehersteller machen derzeit mit Gewinnwarnungen und Massenentlassungen Schlagzeilen.

Nach Compuware, Checkpoint Software, Internet Security Systems, Epiphany und Manugistics hat auch Broadvision für das zweite Quartal seines Geschäftsjahres eine Gewinnwarnung veröffentlicht. Der kalifornische E-Commerce- und CRM-Softwareanbieter erwartet nur einen Umsatz von 52 bis 58 Millionen Dollar. Im April war die Company noch von Einnahmen zwischen 80 und 95 Millionen Dollar ausgegangen, Analysten hatten mit 84 Millionen Dollar gerechnet. Der Grund für das enttäuschende Ergebnis ist laut Firmenchef Pehong Chen die durch die Konjunkturflaute ausgelöste Investitionszurückhaltung vieler Kunden.

Broadvision leidet dabei mehr unter der gegenwärtigen Krise als etwa Konkurrent Art Technologies Group (ATG), der seine Prognosen für das erste Fiskalquartal "nur" um 20 Prozent nach unten korrigieren musste. Nach Ansicht von Analysten liegt der Unterschied in erster Linie darin, dass Broadvision stärker als andere Anbieter von Großaufträgen abhängig ist, deren Stornierung besonders ins Gewicht falle. Laut Firmenchef Chen hat Broadvision in den vergangenen Monaten speziell bei Deals mit einem Umfang ab einer Million Dollar "einen substanziellen Rückgang" verzeichnet.

Ende März hat das Unternehmen Restrukturierungsmaßnahmen eingeleitet, bereits rund 700 Mitarbeiter - das ist ein Drittel der gesamten Belegschaft - sind seitdem entlassen worden. Weitere Kündigungen sind laut Chen nicht ausgeschlossen, wenn sich die Situation nicht bessere.

Bei i2 Technologies macht sich die Abhängigkeit von wenigen großen Deals ebenfalls zunehmend bemerkbar. Der Spezialist für Supply-Chain-Management- und E-Business-Systeme konnte seinen Umsatz im ersten Quartal seines laufenden Geschäftsjahres zwar um mehr als 90 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres auf rund 355 Millionen Dollar steigern. Die Gewinne fielen jedoch mit acht Millionen Dollar recht mager aus. Und für das zweite Quartal rechnet i2 nur noch mit Einnahmen in Höhe von 235 bis 249 Millionen Dollar. Analysten waren von 282 Millionen Dollar ausgegangen.

Wie der Broadvision-Boss begründet auch i2-Gründer Sanjiv Sidhu, der seinen Chefposten im Mai an Greg Brady abgetreten hat, die revidierten Prognosen mit der derzeitigen Investitionszurückhaltung bestimmter Kunden. Jetzt steht striktes Sparen auf der Tagesordnung. Bis zu 600 der insgesamt 6100 Stellen sollen gestrichen werden.