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BPO: Deutsche Anwender bleiben auf Distanz

27.07.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Deutsche Unternehmen lagern ihre Geschäftsprozesse nur zögerlich aus.

Einer aktuellen Studie von IDC zufolge entwickelt sich der Markt für Business Process Outsourcing (BPO) in Deutschland zwar weiterhin mit einem im Vergleich zum IT-Servicemarkt überproportionalem Wachstum, doch die Marktreife des BPO-Geschäfts ist noch weit entfernt. Für die Jahre von 2005 bis 2009 rechnen die Analysten mit einem durchschnittlichen Jahreswachstum von 17 Prozent. Im Jahr 2009 soll sich der Umsatz auf 4,4 Milliarden Dollar belaufen, im vergangenen Jahr nahmen alle Anbieter rund 2,4 Milliarden Dollar ein.

Gute Geschäfte machen die Dienstleister allenfalls in industriespezifischen Bereichen und mit Customer-Care-Services. In diesen Segmenten zählte IDC eine hohe Anzahl von Verträgen und ausgereifte sowie differenzierte Angebote.

"Der deutsche BPO Services Markt befindet sich auf einem Entwicklungsstand, der in den angelsächsischen Ländern vor etwa fünf Jahren erreicht wurde. In Deutschland ansässige Unternehmen gliedern derzeit eher einzelne Teilprozesse, nicht aber ganze Geschäftsprozesse an externe Dienstleister aus", sagt Thomas Reuner, Senior Consultant bei IDC in Frankfurt. "Der Grund hierfür ist eine kulturell und emotional bedingte Barriere deutscher Manager, Kompetenzen und Verantwortung abtreten zu können. Zudem sind die Planungen eher mittel- bis langfristig ausgerichtet und orientieren sich weniger ausschließlich an Quartalsergebnissen wie bei vielen angelsächsischen Unternehmen", so Reuner weiter.

Die größte Dynamik zeigt derzeit der Finanzsektor. Dort brechen die Unternehmen ihre Wertschöpfungsketten im hohen Tempo auf und übertragen ihre Kompetenzen im Rahmen von BPO-Verträgen externen Dienstleistern. Im Customer-Care-BPO-Segment hat die Erosion der Margen dazu geführt, dass Call-Center-Betreiber zunehmend höherwertige Leistungen wie das Debitoren-Management oder Fulfillment in ihre Angebote integrieren. (jha)