Übernahme durch Marconi Plc.

Bosch Telecom gibt Bereich Öffentliche Netze ab

03.12.1999
MÜNCHEN (CW) - Der Bereich Öffentliche Netze der Bosch Telecom GmbH wechselt den Besitzer. Für rund 290 Millionen Mark in bar will die englische Marconi Plc. die Sparte übernehmen, um so die eigene Position im internationalen TK-Markt zu stärken.

Schon seit geraumer Zeit gibt es Spekulationen um die Telekommunikationssparte der Stuttgarter Robert Bosch GmbH. Das Unternehmen sieht sich gegenüber anderen Herstellern im Nachteil, weil es trotz relativ geringer Anteile am TK-Markt einen hohen Entwicklungsaufwand betreiben müsse, um mit der Konkurrenz mitzuhalten. Unternehmenssprecher Helmut Krause hatte in diesem Zusammenhang bereits im September gegenüber der COMPUTERWOCHE bestätigt, ein Verkauf einzelner Sparten der Gruppe sei nicht auszuschließen.

Mit Marconi übernimmt jetzt eine aufstrebende Macht im Bereich der Sprach-Daten-Konvergenz die defizitäre Bosch-Tochter. Der Bosch-Bereich Öffentliche Netze ergänzt die erst kürzlich ins Leben gerufene Sparte Marconi Communications, die in direkte Konkurrenz zu Herstellern wie Nortel, Lucent oder Cisco Systems treten will. Das Unternehmen setzt sich aus den Gesellschaften Fore Systems, Realtec und Marconi Communications zusammen, die von der Muttergesellschaft Marconi Plc. (vormals General Electric Company = GEC Plc.) gekauft wurden.

Vor allem der breitbandigen Funk- und Mikrowellen-Technologien sowie der Netz-Management-Lösungen wegen hat Marconi die Akquisition getätigt, aber auch, um einen Zugang zum boomenden deutschen TK-Markt zu bekommen. Der Konzern hat angekündigt, seine neue Errungenschaft binnen zwölf Monaten nach Abschluß der Übernahme wieder in die schwarzen Zahlen zu bringen. Ein detaillierter Plan zur Steigerung des Ergebnisses sei bereits gemeinsam mit Bosch Öffentliche Netze erarbeitet worden. Dieser beinhaltet auch eine "Rationalisierung der Arbeitskraft" bei dem TK-Unternehmen: Nach Angaben der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sollen nur 3370 der insgesamt 3900 Beschäftigten übernommen werden.

Die Kaufsumme von rund 290 Millionen Mark will Marconi nach dem Abschluß der Übernahme in bar bezahlen. Die zuständigen Kartellbehörden müssen den Deal noch absegnen. Für eine Übergangsphase werden die Briten den Bereich unter dem Markennamen Bosch weiterführen.

Bei dem Stuttgarter Konzern stehen nun noch der Bereich Private Netze sowie die Handy-Fertigung zum Verkauf. Bosch hat bestätigt, daß entsprechende Verhandlungen bereits laufen.