Consulab, Mannheim (CM), mit 50 Anlagen im Markt:

Boehringer öffnet NCR die Arztpraxis

13.03.1981

BERLIN - Einen Fuß in die Tür zur Arztpraxis hat die NCR GmbH, Augsburg, setzen können. Türöffner war Consulab, Mannheim (CM), Tochter des Pharma-Unternehmens Boehringer. Consulab hatte das Programmpaket INA (Informationssystem für den niedergelassenen Arzt) und die branchenkundigen Vertriebsleute und Softwareschreiber. Installiert seien inzwischen 50 Anlagen, weitere 25 bestellt, verkündete auf dem ersten INA-User-Treffen in Berlin Consulab-Vertriebschef C.- Horst Jabs und überließ es seinem Public-Relation-Manager, der CM den Titel "Marktführer" anzudienen.

Zu ihrem ersten EDV-Anwender-Symposium waren von der Boehringer-Tochter die zirka 35 Ärzte nach Berlin eingeladen worden. Entsprechend freundlich war das Klima zwischen den Doktores - Allgemeinärzte, Internisten, Gynäkologen und Orthopäden - und den Consulab-Leuten; diese sehen sich zur Zeit als Systemhaus, das einesteils die Ärzte, andererseits die NCR zum Partner hat. NCR ist offenbar der unbequeme Partner in dieser nicht ganz glücklichen Dreierbeziehung; denn obwohl die Anwender sich nicht genugtun konnten im Loben der "robusten" Hardware, den NCR- Verkäufer, der ihnen einen Servicevertrag für monatlich 650 Mark "aufdeuen" wollte, ließen die gewitzten Herren und Damen aus der medizinischen Branche abblitzen.

So entzündete sich die uralte Frage, ob sich eine EDV in der Arztpraxis trage, zunächst einmal an der Kostenproblematik des DV-üblichen Servicevertrages. Etliche Ärzte brachten ihre "besondere Situation", die Priorität der ärztlichen Hilfe am Menschen vor anderen Dienstleistungen, ins Gefecht um den Preis. Einige fanden "diesen Apell an die Ethik einer Computerfirma etwas verfehlt".

Die anwesenden Ärzte, die INA offenbar schon als Teil ihres Alltags empfinden und sich nach Aussagen von unterschiedlichen Seiten damit der Kassenärztlichen Vereinigung gegenüber gestärkt vorkommen, gingen aus der Diskussion um den Service-Vertrag geeinigt hervor: Sie wollen in Zukunft nur noch einen Partner, nämlich die Consulab. Diverse Möglichkeiten der Service-Finanzierung über Versicherungen etc. - wurden andiskutiert.

Das Thema Datenschutz - außerhalb der Arztpraxen viel beschrieen wurde nur gestreift. CM hatte die Neufassung der "Patientenauskunft" anzubieten, die dem Datenschutzgesetz nun in allen Zügen genüge. Diese Auskunft weist darauf hin, daß über Diagnosen nur im persönlichen Gespräch mit dem Arzt Auskunft gegeben werden könne. Eine Unterhaltung über den besten "Reißwolf" für die EDV-Ausdrucke schloß sich an. Aber auch Bedenken, daß schließlich die Arzthelferin mehr über die Praxis wissen werde, als der Arzt selbst, kamen hoch. Alles in allem, die in Berlin versammelten Ärzte befinden sich noch im Hoch der Einführungsphase und sind schon flott im Handling ihres Rationalisierungs-Werkzeugs EDV.

CM sieht einen Markt für die 85 000 Mark kostende Anlage in zirka 10 000 Arztpraxen. Die Leasinggebühren betragen 1,95 Prozent pro Monat des Gesamtpreises über 72 Monate. Damit liegt Consulab, Mannheim, ganz im DV-üblichen Rahmen. Wie Consulab und NCR es den Medizinern in Sachen "besondere" Servicebedingungen recht machen werden, darauf darf man gespannt sein. Diese heiß umworbene EDV-Usergruppe, die aus diversen Gründen - nicht zuletzt politischer - nicht so recht an die EDV ran will, auch wenn sie den Computer über kurz oder lang für unentbehrlich hält, wird die in der DV-Branche gängigen Bedingungen nicht so ohne weiteres hinnehmen.

Informationen: Consulab Mannheim GmbH für Laborberatung, Sandhoferstraße 176, 6800 Mannheim 31, Telefon 06 21/31 65 7 59-31 65/31 85.