BMFT will Anwendung von Halbleitertechnologie fördern:Nur Elektronik hat Chancen

25.07.1975

STUTTGART - Uhren, Waagen, Registrierkassen, Büromaschinen, Telefonvermittlungsanlagen - bisher überwiegend mit Mechanik realisiert - müssen zunehmend mit elektronischen Halbleiter-Bauelementen ausgerüstet werden, wenn nicht der technische Fortschritt die entsprechenden Gerätehersteller aus dem Markt katapultieren soll.

"ln noch nicht einmal einem Jahrzehnt wird wahrscheinlich die Schreibmaschine heutiger Konzeption und Bauart auf uns so -modern- wirken wie heute etwa eine mechanische Tischrechenmaschine", erklärte Bundesforschungsminister Hans Matthöfer in Stuttgart anläßlich einer Tagung der Fraunhofer-Gesellschaft über die "Anwendung von Halbleiter-Bauelementen in der mittelständischen Industrie". Deshalb - so die Ankündigung des Ministers - werde das BMFT künftig bei kleinen und mittleren: Unternehmen Gerätteentwicklungen mit modernen Halbleiter-Bauelementen gezle. fördern.

Beratung für Umstellung

Hand in Hand mit der Bonner Unterstützung soll eine Beratung für

solche Unternehmen stattfinden, die vor besonders schwerwiegenden Umstellungsproblemen stünden, die aber nach Meinung der BMFT-Gutachter Aussicht hätten, nach vorübergehender Hilfe auf die Dauer mithalten zu können. Diejenigen Unternehmen, die diese Bewährungsprobe bestünden,

würden "ganz entscheidende Beiträge zur Modernisierung und Leistungssteigerung unserer Volkswirtschaft leisten".

Auf der Stuttgarter Tagung erklärten vor etwa 200 Fachleuten die Vorstandsmitglieder der AEG-Telefunken (Dr. Elmar Windhorst) und der Siemens AG (Dr. Werner Müller) übereinstimmend, daß die deutsche Halbleiterindustrie die amerikanische Herausforderung annehmen könne, wenn das BMFT auch weiterhin die Industrie im Rahmen des Förderungsprogrammes "Elektronische Bauelemente" (geplante Ausgaben für 1976: 63 Millionen Mark) unterstütze und zudem - wie jetzt geplant - über die Mittlerrolle der Fraunhofer-Gesellschaft die mittelständische Geräte-lndustrie fördere, Verfahren zu entwickeln, um die neue Halbleiter-Technologie auch zu nutzen. Nur so können in Abstimmung mit den Anwandern Bauelemente und Bauelemente-Gruppen standardisiert werden, damit es zu großen Serien mit entsprechend niedrigen Preisen kommt.

Nixdorf eher pessimistlsch

Daß diese optimistischen Zukunftserwartungen sich wohl nur auf den Bereich analoger Schaltkreise (vornehmlich für die Unterhaltungselektronik), nicht aber den zukunftsträchtigen Markt der hochintegrierten digitalen Schaltungen beziehen dürften, machte Heinz Nixdorf in seinem Referat deutlich.

In den letzten acht Jahren habe sich Nixdorfs Einkauf von modernen ICs nahezu ausschließlich auf die USA verlagert. Lediglich ein Promille des jährlichen Einkaufswertes in Höhe von 22 Millionen Mark käme heute noch aus der Bundesrepublik, - nämlich Siemens-Schaltungen im Werte von 22 000 Mark.