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Bitkom-Vize Harms fordert bessere Rahmenbedingungen

21.06.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Bitkom-Vizepräsident Jörg Menno Harms zeigt sich trotz der Gewinnwarnungen und Kurseinbrüche bei Internet- und TK-Unternehmen optimistisch. "Mittel- und langfristig ist mir überhaupt nicht bange", so Harms. Für dieses Jahr rechnet er in Deutschland für den Wirtschaftszweig zumindest mit einstelligen Wachstumsraten.

In Europa bestehe die Chance, ein Ausufern der Krise wie in den USA zu verhindern. "Das Gewitter hat uns noch nicht erreicht", sagte der Vizepräsident des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien ( Bitkom). Dazu müssten jedoch die politischen Rahmenbedingungen verbessert werden. Er forderte, in Deutschland die für das Jahr 2005 geplante Stufe der Steuerreform bereits 2003 umzusetzen und den Arbeitsmarkt zu flexibilisieren.

Junge Unternehmen müssten jetzt allerdings auch ihre Strukturen und Geschäftsmodelle überdenken und nicht nur an der Kostenschraube drehen. "Es gab sicher Vorstandschefs, die während des Börsen-Booms den Blick für die Realität verloren hatten und glaubten, sie seien im Paradies," so Harms. "Unsere Branche neigt zur Übertreibung." Dem 61-jährigen IT-Manager zufolge haben Aufsichtsräte keine unbegrenzten Möglichkeiten, fehlerhafte Entwicklungen bei jungen Firmen zu verhindern. "Ein Aufsichtsrat muss darauf achten, dass ein Unternehmen überlebt und erfolgreich ist. Er kann aber nicht wie ein Wirtschaftsprüfer ins Detail gehen oder gar die täglichen Geschäfte führen." Er selbst habe die negative Entwicklung des vergangenen Jahres auch nicht vorhersehen können, erklärte Harms, der unter anderem bei den Software-Unternehmen Brokat, CAA und Intershop im Aufsichtsrat vertreten ist. Die Stuttgarter Brokat AG steckt derzeit in

der schwersten Krise ihrer Firmengeschichte (Computerwoche online berichtete).