73 Prozent rechnen mit steigenden Umsätzen

Bitkom-Branchenbarometer: Zuversicht und neue IT-Jobs

14.04.2008
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Fast drei Viertel der ITK-Unternehmen erwarten hierzulande steigende Einnahmen. Allerdings war die Zuversicht schon einmal größer. Der Der Bitkom-Branchenindex ging um zehn auf 40 Punkte zurück.
Seit Mitte vergangenen Jahres zeigt das Stimmungsbarometer des Bitkom nach unten. Schuld daran ist in erster Linie die wachsende Unsicherheit zur allgemeinen Konjunkturentwicklung.
Seit Mitte vergangenen Jahres zeigt das Stimmungsbarometer des Bitkom nach unten. Schuld daran ist in erster Linie die wachsende Unsicherheit zur allgemeinen Konjunkturentwicklung.
Foto: Bitkom

Laut einer Umfrage des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) erwarten 73 Prozent der ITK-Anbieter steigende Umsätze in Deutschland. 17 Prozent der befragten Anbieter rechnen mit einem gleich bleibenden Geschäft, zehn Prozent befürchten rückläufige Einnahmen. "Die Investitionen in moderne ITK-Systeme steigen weiter an", interpretiert Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer die Umfrageergebnisse. Vor allem die CeBIT Anfang März habe für zusätzlichen Schwung gesorgt. Die Unternehmen seien mit vollen Auftragsbüchern aus Hannover zurückgekommen.

Doch trotz der offen zur Schau getragenen Zuversicht kann der Lobbyverband eine gewisse Verunsicherung nicht verhehlen. Ende vergangenen Jahres blickte die hiesige IT-Branche jedenfalls noch etwas zuversichtlicher in die Zukunft. Im Dezember 2007 rechneten 78 Prozent der befragten IT-Unternehmen mit einer positiven Umsatzentwicklung und nur sechs Prozent äußerten sich pessimistisch. Dieser Trend schlug sich auch im Bitkom-Branchenindex nieder. Nachdem das Stimmungsbarometer Mitte vergangenen Jahres noch ein Allzeithoch von 64 Punkten erreicht hatte, rutschte die Stimmung Ende 2007 zunächst auf 50 Punkte ab und ging nun auf 40 Zähler zurück.

Schon zur CeBIT hatten die Bitkom-Verantwortlichen vor einer Wachstumsdelle im laufenden Jahr gewarnt. Nach einem Plus von zwei Prozent im vergangenen Jahr sei für 2008 mit einem Plus von 1,6 Prozent im hiesigen ITK-Markt zu rechnen (siehe auch: Rauf und runter im ITK-Markt Deutschland). 2009 sollen die Geschäfte dann wieder um 2,0 Prozent wachsen. Der Branchenverband führt diese Entwicklung auf die derzeit herrschende unsichere konjunkturelle Situation zurück. Hinter den oben genannten Zahlen bleibt jedoch ein Fragezeichen. Für das vergangene Jahr hatte sich der Bitkom in seiner Wachstumsprognose jedenfalls deutlich verschätzt. Statt der ursprünglich anvisierten 1,3 Prozent legte das Geschäft in Deutschland 2007 im Vergleich zum Vorjahr um 2,0 Prozent zu.

Gut läuft es derzeit vor allem bei den Software- und Serviceanbietern. 79 Prozent der in diesem Segment tätigen Firmen rechnen mit steigenden Umsätzen, rund drei Viertel zudem mit höheren Gewinnen. Unter den Hardwareanbietern gehen knapp zwei Drittel der befragten Unternehmen von besseren Geschäften aus. Damit hat sich der Anteil der Optimisten im Vergleich zum Jahresende 2007 nur leicht verringert (69 Prozent). Dagegen sind die Anbieter von Kommunikationstechnik deutlich vorsichtiger geworden. Rechneten im vergangenen Dezember noch 56 Prozent der Firmen mit höheren Einnahmen, sind es aktuell nur noch 39 Prozent.

Software- und Serviceanbieter suchen Personal

Diese Trends spiegeln sich auch in der Personalplanung wider. Lediglich 20 Prozent der Anbieter im Bereich Kommunikationstechnik wollen 2008 weitere Mitarbeiter einstellen. 27 Prozent gehen dagegen von einer dünner werdenden Personaldecke aus. Im Segment Software und Services wollen dagegen 68 Prozent der befragten Anbieter im Laufe des Jahres mehr Personal einstellen. Nur vier Prozent planen einen Stellenabbau. Im Durchschnitt wollen 57 Prozent der ITK-Anbieter 2008 in Deutschland neue Jobs schaffen. 34 Prozent rechnen mit einer stagnierenden Belegschaft und neun Prozent wollen Stellen streichen.

73 Prozent der ITK-Anbieter erwarten in Deutschland steigende Umsätze - fünf Prozentpunkte weniger als noch Ende 2007.
73 Prozent der ITK-Anbieter erwarten in Deutschland steigende Umsätze - fünf Prozentpunkte weniger als noch Ende 2007.
Foto: Bitkom

Insgesamt soll die Zahl der in der hiesigen ITK-Branche Beschäftigten 2008 um 4000 auf rund 820.000 steigen (siehe auch: Beschäftigung in der ITK-Branche steigt). Trotz dieses Zuwachses ist die Entwicklung über die Jahre hinweg gesehen nach wie vor negativ. Im Jahr 2000 verzeichnete der Bitkom noch einen Personalbestand von rund 830.000. Dabei konnte der wachsende Personalbedarf bei den Software- und Service-Anbietern den negativen Trend in den anderen Branchen nicht wettmachen. Mit 495.000 Beschäftigten arbeiteten 2007 rund 82.000 mehr Menschen im Software- und Service-Segment als noch im Jahr 2000. In allen anderen Segmenten ging gleichzeitig die Zahl der Mitarbeiter deutlich zurück: im Bereich Telekommunkationsdienste von 240.700 auf 206.000, in der Herstellung von TK-Hardware von 84.100 auf 57.500, bei den PC- und Büromaschinenherstellern von 55.900 auf 36.400 und im Segment Consumer Electronics von 36.400 auf 21.000.

Die lahmende Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt führt Scheer in erster Linie auf die fehlenden Fachkräfte zurück: "Der Mangel an qualifiziertem Personal ist inzwischen ein unerfreulicher Dauerzustand." 65 Prozent der befragten Unternehmen hätten geklagt, dass der Mangel an Experten ihre Geschäftstätigkeit bremse (siehe auch: Fachkräftemangel: Wie man den Nachwuchs für IT begeistert und IT-Branche auf der Suche nach Spezialisten). Betroffen seien in erster Linie mittelständische Softwarehäuser und IT-Dienstleister. Jedes vierte Unternehmen müsse Aufträge ablehnen, weil Mitarbeiter fehlten.

An dieser Situation dürfte sich in den kommenden Jahren wenig ändern. Laut Bitkom-Angaben ist die Zahl der Studienanfänger im Bereich Informatik im vergangenen Jahr lediglich um vier Prozent auf etwa 30.000 angewachsen. Im Jahr 2008 hatten sich noch 38.000 Studienanfänger im Fach Informatik eingeschrieben. (ba)