IT im Handel/Kunden wollen es sicher und bequem

Bezahlplattformen für Online-Shops

02.08.2002
Das Bezahlen im Internet stellt für Händler und Kunden nach wie vor eine Hürde dar. Die Wahl der richtigen Verfahren und deren Integration in den Web-Auftritt kann mitentscheidend für die Kundenbindung sein. Bezahlplattformen sollen dieses Problem lösen. Von Matthias Oborski*

Während Branchenriesen wie Amazon, Otto oder Karstadt-Quelle für den Bezahlvorgang individuell für sie programmierte Software einsetzen, kommt diese aufwändige und kostspielige Variante für die meisten Mittelständler im Handel nicht in Frage. Hemmend wirkt sich für sie auch die Vielzahl der möglichen Bezahlverfahren aus, die einen einheitlichen Vorgang erschwert.

Softwareförmige Bezahlplattformen sollen dem Händler die Integration diverser Zahlverfahren erleichtern. Nicht mehr jedes einzelne Verfahren müsse integriert werden, sondern nur noch die verwaltende Software. Diese organisiert nicht nur Buchungen, Rechnungen oder ausstehende Posten - vor allem bietet sie Kunden und Händlern eine einheitliche Oberfläche für den Zahlvorgang, unabhängig vom verwendeten Verfahren.

Verfahren ist kaufentscheidend

Genau diese Vereinheitlichung des Bezahlvorgangs ist laut einer aktuellen Studie der Universität Karlsruhe (IZV5) "Internet-Zahlungssysteme aus Sicht der Verbraucher" für 70 Prozent der Online-Kunden Voraussetzung, um Einkaufen im Internet attraktiver zu machen. Die Installation des richtigen Verfahrens ist also wesentlich für die Kaufentscheidung des Kunden.

Die klassischen Zahlarten liegen deutlich vorne: 83 Prozent aller Befragten zahlen nach Rechnung, 63,6 Prozent per Nachnahme und 63,1 Prozent via Lastschriftverfahren (Zahlen laut IZV5, Mehrfachnennung möglich). Dann folgen Kreditkarten (56,1 Prozent) und Vorauskasse (30,9). Neue Verfahren konnten sich bisher kaum durchsetzen. Logische Konsequenz: Händler sollten ihren Kunden vor allem die klassischen Zahlarten unkompliziert anbieten - ohne auf neue Verfahren ganz zu verzichten.

Zu den größten Anbietern im deutschen Markt der Bezahlplattformen zählen die Firma 3C-Systems mit "Saferpay", die Deutsche Postbank mit "Pay Solution" und die Pago GmbH. Die Produkte dieser Hersteller arbeiten mit Standard-Shopsoftware zusammen, akzeptieren gängige Währungen und bieten hohe Verschlüsselung nach dem Standard Secure Sockets Layer (SSL).

Unterschiedliche Kosten

Während 3C-Systems und Pago Plattformen anbieten, die aus vielen kleinen Komponenten bestehen, offeriert die Postbank mit Pay Solution ein aus zwei Modulen bestehendes Komplettpaket. Neben einigen kleineren Anbietern im noch relativ jungen Markt ist zukünftig mit weiteren, ähnlichen Produkten zu rechnen.

Die Kosten der einzelnen Anbieter differieren stark: Das Standardpaket von Saferpay besteht aus Modulen zur Kreditkartenzahlung, zur telefonischen oder schriftlichen Bestellung sowie einer einfachen Administration. Weitere Leistungen wie Kreditkarten- und Kontonummernprüfung oder maschinelle Buchungsbearbeitung sind zusätzlich zu erwerben. Komplett kostet das Paket 9900 Euro. Ähnliches gilt für Pago. Für die Zahlungsmodule Lastschrift und Kreditkarte sowie einfache Administration sind 299 Euro, für alle Leistungen zusammen 1890 Euro zu zahlen. Damit ist unter anderem auch eine Risikobewertung aufgrund soziodemografischer Daten möglich. Pay Solution von der Postbank besteht aus nur zwei Modulen: Im Basismodul integriert sind eine Zahlmethode, eine Online-Verwaltung der Umsätze, eine Überprüfung der eingegebenen Daten sowie mehrsprachige Formulare für 599 Euro. Das optionale zweite Modul enthält eine weitere Zahlmethode.

Bei allen vorgestellten Produkten werden zum einmaligen Kaufpreis noch vom Volumen abhängige Transaktionskosten berechnet. Die Postbank verlangt zwischen sieben und neun Cent pro Transaktion, unabhängig von der Bezahlmethode. Bei Pago addieren sich die Transaktionskosten abhängig von den erwünschten Leistungen wie Datenprüfung oder Risikobewertung schnell auf 0,50 bis 1,00 Euro pro Transaktion. Saferpay bietet Autorisierungsabos an, die nach Volumen gestaffelt sind und von 0,65 Euro bis 0,18 Euro kosten.

Kaum Pflegeaufwand

Neue Bezahlverfahren können modular in die jeweiligen Systeme integriert werden, ohne dass Händler oder Kunden sich umstellen müssen. Nach den Aussagen der Anbieter verursachen Bezahlplattformen kaum Pflegeaufwand und sind zukunftsweisend. Voraussetzung dafür dürfte aber die Langlebigkeit von Hersteller und Produkt sein. "Das richtige Produkt für diesen unsicheren Markt sind modular aufgebaute Systeme, die mit den Ansprüchen der Kunden wachsen, einfach zu handhaben sind und leicht in bestehende Shop-Lösungen integriert werden können", sagt Stefan Jütte, Vorstandsmitglied der Deutschen Postbank AG.

Bedenken bei der Bezahlung

Weiteres Ergebnis der Karlsruher Studie: Wichtiges Entscheidungskriterium zum Online-Kauf ist für über 65 Prozent der Befragten die Identifizierbarkeit des Anbieters einer Zahlungsmethode. Das weiß auch Christine Hoeger, Leitung Public Relations bei Amazon.de GmbH: "Die größte Herausforderung für Online-Händler ist, dem Kunden den Einkauf bequem und einfach zu gestalten, dabei aber die Sicherheitsvorkehrungen zu gewährleisten. Gerade wenn beide Geschäftspartner Unbekannte sind, haben Käufer und Verkäufer oft Bedenken bei der Bezahlung." Zu wissen, wem man sein Geld anvertraut und ob es sicher beim Händler ankommt, ist entscheidend für die Kundenbindung. Bevorzugt werden renommierte Finanzdienstleister, Internet-Provider oder zentrale Zertifizierungsstellen.

*Matthias Oborski ist Mitarbeiter des Europressediensts in Bonn.

Angeklickt

Neue Bezahlverfahren sind

- modular integrierbar und benötigen keinen Umstellungsaufwand für Händler und Kunden,

- brauchen kaum Pflege und sind zukunftsweisend;

- sie können mit den Ansprüchen der Kunden wachsen.

Abb: Bevorzugte Zahlungsarten im Netz

Die Vereinheitlichung des Bezahlvorgangs würde das Einkaufen im Internet attraktiver machen. Quelle: IZV5