Arbeitsamt nutzt moderne Techniken

Betriebe koennen via T-Online Bewerberdaten durchforsten

16.02.1996

Zu dem veroeffentlichten Datenpool gehoeren die Arbeitsamt-Infothek (AIT), der Stellen-Informations-Service (SIS) und der Arbeitgeber-Informations-Service (AIS). Der zweijaehrige Versuch findet ab Ende Januar in den Grossraeumen Hamburg, Halle-Leipzig-Merseburg und Bochum-Essen statt.

Neu ist die Moeglichkeit fuer Arbeitgeber, ueber oeffentliche Netze selbst auf anonymisierte Daten von Bewerbern im AIS zuzugreifen. Die Datei wird taeglich aktualisiert. Das Unternehmen, das Mitarbeiter sucht, kann geeignete Kandidaten nach Qualifikation, Kenntnissen oder Berufsabschluessen auswaehlen.

Der Informationsservice soll Arbeitgebern ein verkuerztes Bewerbungsverfahren ermoeglichen. Nach der firmeninternen Diskussion der Bewerber genuegt ein Anruf beim Arbeitsamt, und per Telefax werden alle Daten des Kandidaten uebermittelt.

Die Infothek informiert Arbeitslose auf etwa 2000 Seiten zum Beispiel ueber finanzielle Fragen, Foerder- und Weiterbildungsmassnahmen. Dieses Informationsangebot liess sich bisher auch schon via Btx abrufen.

Der aus den Arbeitsaemtern als Selbstbedienungssystem bekannte SIS enthaelt Stellenangebote aus einem Umkreis von 50 Kilometern, fuer Akademiker aus dem ganzen Bundesgebiet. Diese Daten liegen nun auch auf einem externen Rechner, auf den Interessenten ueber T-Online zugreifen koennen.

Bisher erfolgt der Zugriff allein ueber T-Online, Anschluss an das Internet ist aber geplant. Fuer die Technik zeichnete Siemens-Nixdorf (SNI) verantwortlich. SNI entschied sich fuer eine Informix-Datenbank auf einer RM600. Nach eigenen Angaben setzt das Unternehmen ausserdem die Btx-Software der Firma "Betex" ein. Fuer Mitte 1996 sind auch Voice-Abfragen geplant.

Das Online-Angebot des Arbeitsamts umfasst alle Berufsgruppen. Die Befuerchtung, ueber dieses Medium liessen sich nur Computerspezialisten erreichen, teilt Werner Kubiak, Sprecher der Bundesanstalt fuer Arbeit, nicht: "In einer Untersuchung zur Akzeptanz eines solchen Systems haben Firmen aus verschiedensten Branchen Interesse daran bekundet." Ausserdem verweist Kubiak auf die steigende Zahl der Nutzer von T-Online.

Das Pilotprojekt kostet fuenf Millionen Mark

Die Kosten des auf zwei Jahre angelegten Pilotprojekts sollen sich auf etwa fuenf Millionen Mark belaufen. Darin enthalten seien auch die Ausgaben fuer begleitende Marktforschung und Werbung. Mehr als die Haelfte der Aufwendungen mache aber die Technik aus. "Eine Seite abrufen kostet den Nutzer etwa einen Pfennig", schaetzt Kubiak. Dieser Preis setze sich aus den Telefongebuehren und den Gebuehren fuer den T-Online-Anschluss zusammen.

Im Vorfeld des Projekts mussten Datenschutzfragen beruecksichtigt werden. So ist zum Beispiel die Zustimmung des ehemaligen Arbeitgebers zur Veroeffentlichung seines Namens erforderlich, wenn es sich dabei um einen Rechtsanwalt oder Steuerberater handelt. Daher werden zwar fruehere Beschaeftigungsverhaeltnisse angegeben, aber nicht der Name der Firma. Eine weitere Schwierigkeit bestand in der Festlegung geeigneter Kriterien fuer die Suche.

Als Massstab fuer den Erfolg des Systems nennt Kubiak die Anzahl der Teilnehmer und Vermittlungen sowie die Zufriedenheit der Kunden. Mit ersten Ergebnissen rechnet er im Juli. "Arbeitsamt Online" kann taeglich von sechs bis 24 Uhr ueber den Dienst T-Online der Deutschen Telekom unter der Nummer 69100 beziehungsweise "Arbeitsamt" angewaehlt werden.