Besucherstimmen zur CeBIT Die Branche ist zu schnellebig

25.03.1994

HANNOVER (ua/hi) - Auch 1993 zeigte sich die CeBIT als Publikumsmagnet. Bereits in den ersten fuenf Tagen konnte die Messeleitung ueber 400000 Besucher zaehlen. Wie in den vergangenen Jahren herrschte auch diesmal am Wochenende drangvolle Enge. Die CW befragte die Wochenendbesucher nach ihren Eindruecken. Fazit: Chaoten mischten sich mit Fachpublikum, Prospekte ersetzten Beratung, unueberschaubares Produktangebot verwirrte.

Peter Steinacker, DV-Administrator:

Ich habe keine Lust, in einem Jahr zehn verschiedene Messen zu besuchen, wenn ich auf einer alles finde: Drucker, Faxgeraete, Connectivity-Produkte und Buerokommunikationssoftware. Allerdings wuensche ich mir mehr Testnetze, um zu sehen, wie sich die einzelnen Komponenten im Zusammenspiel verhalten.

Gisbert Wollbrecht, Geschaeftsfuehrer der Wollbrecht GmbH & Co. Montantechnik:

Ich hoffte, mehr Technik auf der Messe zu finden. Speziell interessiert mich ein neues Laengenmesssystem. Darueber hinaus halte ich nach einem preiswerten und kleinen Funktelefon Ausschau. Eine Fachmesse waere fuer mich keine Alternative zur CeBIT. Auf das Wochenende bin ich angewiesen, da ich mir Informationen nur in meiner Freizeit beschaffen kann.

Markus Mucha, Student und DV-Berater im Nebenjob:

Ich nutze die CeBIT, weil ich einen Job im Bereich der Medien- und Praesentationstechnik in Aussicht habe. Hier moechte ich mich auf das Vorstellungsgespraech vorbereiten. Mein kuenftiger Arbeitgeber hat vernetzte Techniken im Einsatz, ueber die ich mich schlau machen will. Den Wochenend-Tag nutze ich, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Der gezielte Rundgang folgt an einem Wochentag, da heute nur Chaoten da sind. Besser waere es, die Messe zwei Tage fuer das allgemeine Publikum zu sperren.

Bjoern Neumann, Zeitsoldat:

Ich bin hier, um mir unter den ausstellenden Hochschulen meinen kuenftigen Studienplatz zu suchen. Produkte interessieren mich ueberhaupt nicht.

Hans-Guenther Rockel, Verwaltungsleiter:

Ein Messebesuch unter der Woche ist fuer uns nicht drin, denn dann koennen wir den Abteilungsbetrieb nicht aufrechterhalten. Leider zeigen die Aussteller nur wenig Bereitschaft, am Wochenende Termine zu vereinbaren. Sie versuchen eher, sich die Massen vom Leib zu halten und mit Prospekten abzuspeisen.

Ludwig Rettberg, Betriebsratsvorsitzender beim Goettinger Tageblatt:

Weil bei uns nur noch am Bildschirm gearbeitet wird, haben wir fuer interessierte Mitarbeiter eine Busfahrt zur Messe organisiert.

Hier kann sich jeder darueber informieren, was es schon wieder Neues auf dem Markt gibt. Denn die Schnellebigkeit der Branche macht uns Probleme. Privat suche ich einen PC fuer meine Tochter. Einen Laien erschlaegt das Angebot allerdings. Es macht einen ganz fertig. Besser waere es, sich fuer den privaten Bedarf in einem Laden beraten zu lassen.

Christian Petermann, Steuerfachberater:

Einen Tag Urlaub wuerde ich fuer den Messebesuch nicht opfern, obwohl ich mich hier auch berufsbedingt informiere. Im naechsten Jahr schaffe ich mir fuer den Hausgebrauch einen Pentium-Rechner an. Beim CeBIT-Besuch sehen Sie letztendlich nur, wie die Technik aussieht.

Leo Vinther, Haendler aus Daenemark:

In den letzten zehn Jahren habe ich die CeBIT nur einmal verpasst. Sie ist fuer mich das wichtigste DV-Ereignis. Hier kann ich mich ueber Hardware- und Networking-Trends informieren, bevor die Produkte in Daenemark eingefuehrt werden. Sollen auf der Messe Kaufentscheidungen fallen, darf die Zeit hierfuer nicht zu knapp bemessen sein: Am besten, ich kann mir ein Produkt erst anschauen, dann eine Weile nachdenken, nochmals pruefen und dann entscheiden.