Berliner Workshop: Outsourcing im oeffentlichen Bereich Fuer Laender und Kommunen ist DV-Auslagerung ein heisses Eisen

02.09.1994

BERLIN (ar) - Die oeffentlichen Verwaltungen leiden unter einem IT- Dilemma. Mit Hilfe von Outsourcing koennten sie die Kosten fuer die Datenverarbeitung senken und Teile ihrer Altlastenproblematik loesen. Rechtliche Schwierigkeiten und Datenschutzprobleme drohen allerdings der Uebertragung von IT-Dienstleistungen an private Unternehmen auf breiter Front einen Riegel vorzuschieben.

Auf dem Berliner Workshop "Outsourcing im oeffentlichen Bereich" setzte sich die Deutsche Gesellschaft fuer Recht und Informatik (DGRI) nicht nur mit den Chancen, sondern auch mit den Rechtsgrundlagen sowie den Datenschutz- und Datensicherheitsproblemen von Outsourcing auseinander. Alfred Buellesbach, Sprecher des DGRI-Arbeitskreises Datenschutz und Bereichsleiter der Debis Systemhaus GmbH, Leinfelden-Echterdingen, erklaerte, dass die Ziele der oeffentlichen Verwaltungen wie Lean Administration, Prozessorientierung, Dezentralisierung und Produktivitaetssteigerung nicht ohne eine nachhaltige Verbesserung der internen und externen Kommunikation erreicht werden koennten. Deshalb muesse ueber die Rolle des IT-Managements nachgedacht und die angebotenen DV-Dienstleistungen ueberprueft werden. Ausserdem stehe die Migration der IT-Infrastrukturen auf offene Systemplattformen zur Debatte. Um diese Veraenderungen zu realisieren, stelle DV-Outsourcing eine moegliche Strategie dar. Aber aufgrund der Rechtslage kann Buellesbach zufolge von dieser Option nur bedingt Gebrauch gemacht werden.

Outsourcing erfordert neues Sicherheitskonzept

Uwe Andresen, Leiter des Landesamtes fuer Informationstechnik Berlin, sprach sich hingegen prinzipiell gegen eine Auslagerung wichtiger DV-Aufgaben aus: "IT-Kernaufgaben muessen in den oeffentlichen Verwaltungen bleiben." Die DV-Abteilungen der oeffentlichen Hand muessten Koordinierung, Planung, Projektsteuerung, Sicherheitsbereiche und Know-how in der Hand behalten.

Dennoch kann in Berlin Outsourcing im oeffentlichen Bereich schon bald notwendig werden. Norbert Meisner, Senator fuer Wirtschaft und Technologie, gab zu bedenken, dass durch den Verlust der Berlin- Foerderung sukzessive 25000 Verwaltungsstellen abzubauen seien. Deshalb, so der Berliner Senator, seien effizientere Verwaltungsstrukturen zu schaffen.

Da Outsourcing auch in Bereichen mit zahlreichen sensitiven Daten wie etwa in Krankenhaeusern ein wichtiges Thema ist, forderte Werner Kessel, Landesbeauftragter fuer den Datenschutz des Landes Mecklenburg-Vorpommern, ein speziell auf diese Sektoren abgestimmtes IT-Sicherheitskonzept.

Beispielsweise haben 68 Prozent aller deutschen Krankenhaeuser ihre DV oder Teile davon bereits ausgelagert. Die Motive reichen dabei von erhoehtem Kostendruck und Personalknappheit bis zur Frage nach der Standardisierung von IT- und Unterstuetzungsleistungen fuer mehrere Krankenhaeuser. Dabei wird eine Vielzahl unterschiedlicher Outsourcing-Ansaetze verfolgt, deren Spektrum von der Entwicklung von Fachkonzepten ueber Anwendungsentwicklungen, Personaltraining, Betrieb und Wartung bis zum Benutzerservice geht.