Dennoch erhöhte Vorsicht

Bechtle schafft Aufschwung im Abschwung

14.11.2008
Der IT-Dienstleister Bechtle hat im dritten Quartal trotz des widrigem gesamtwirtschaftlichen Umfeldes sein Geschäft gesteigert.

Bei seinen Zielen fürs Gesamtjahr zeigte sich das Unternehmen dennoch vorsichtiger. Zwar will Bechtle weiterhin ein Vorsteuerergebnis von rund 60 Millionen Euro einfahren, die Umsatzprognose kippten die Schwaben aber. "Die 1,5 Milliarden Euro sind unwahrscheinlich", sagte ein Sprecher am Freitag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. "Eine Festlegung auf eine andere Größe wäre angesichts der gesamtwirtschaftlichen Situation unseriös."

Die Börsianer gingen aber über diesen Schönheitsfehler hinweg und erfreuten sich am Gewinnanstieg: Die Aktie legte zu Handelsbeginn in einem sehr freundlichen Umfeld um 5,95 Prozent auf 12,10 Euro zu. Dabei konnte Bechtle nicht nur die Vorjahreswerte übertreffen, sondern auch die Schätzungen der Analysten. Das Vorsteuerergebnis als maßgebliche operative Kenngröße verbesserte sich von 17,1 auf 17,8 Millionen Euro, der Überschuss sogar von 11,3 auf 13,3 Millionen Euro. "Insbesondere vor dem Hintergrund der Finanzmarktkrise und der derzeitigen konjunkturellen Entwicklung ist das ein sehr respektables Ergebnis", sagte Vorstandschef Ralf Klenk.

Wichtiges Jahresendgeschäft

Beim Umsatzanstieg von 342,8 auf 345,4 Millionen Euro blieb Bechtle dagegen hinter den Erwartungen zurück. Klenk: "Wir legen den Fokus in den verbleibenden Wochen 2008 klar auf das Erreichen unseres Ergebnisziels. Ganz bewusst messen wir daher dem Ertrag eine höhere Bedeutung als dem Umsatz bei." Bechtle macht einen großen Teil seines Geschäfts am Jahresende, wenn die zumeist mittelständischen Unternehmenskunden und Behörden ihre Budgets ausschöpfen.

Im vergangenen Jahr erzielte Bechtle bei einem Jahresumsatz von knapp 1,4 Milliarden Euro ein Vorsteuerergebnis von 59 Millionen Euro. Die Neckarsulmer beliefern seit 25 Jahren die öffentliche Hand sowie Unternehmen mit Computern und Zubehör. Daneben betreibt der Konzern mittlerweile 58 Systemhäuser in Deutschland, der Schweiz und seit neuestem auch Österreich.

Weitere Übernahmen geplant

Allein im dritten Quartal hat Bechtle drei weitere Systemhäuser übernommen, von Januar bis September waren es fünf. Dafür gab Bechtle sieben Millionen Euro aus, wie aus dem Zwischenbericht hervorgeht. 2007 waren es 19,5 Millionen Euro gewesen. Ein Sprecher trat aber dem Eindruck entgegen, Bechtle halte sich mit Akquisitionen zurück: "Wir wollen weiter zukaufen." Das schwieriger gewordene gesamtwirtschaftliche Umfeld biete dafür Chancen. "Wir kriegen nach wie vor viele Angebote."

Bereits seit langem ist es Ziel, in allen deutschsprachigen Ländern mit den Systemhäusern vertreten zu sein. Die Versandhandels-Sparte mit ihren beiden Marken "Bechtle direkt" und "ARP" ist nach der fast vollständigen Abdeckung Europas - zuletzt kam Irland hinzu - gerade auf dem Sprung nach Südamerika und nach Asien. Erst einmal will Bechtle aber Anfang kommenden Jahres eine Tochter in Portugal eröffnen. Bis 2010 will Bechtle den Umsatz so auf zwei Milliarden Euro hochschrauben. (dpa/tc)