Microsofts Aktivitäten sorgen für unerwünschte Konkurrenz

Banken fürchten den technologischen Wandel

27.03.1998

"Wenn man mir eine letzte Patrone überließe, würde ich sie auf Microsoft abfeuern", übertreibt David Coulter, Chairman und CEO der Bank America. Auf jeden Fall jedoch sei Microsoft der ernsthafteste Herausforder für sein Bankinstitut. An dieser Haltung ändert auch die von Microsoft-Chef Bill Gates mehrfach abgegebene Versicherung nichts, sein Unternehmen habe nicht vor, in die Bankenbranche einzusteigen.

Tatsächlich richten sich die Befürchtungen der Banken nicht direkt auf Microsoft, so das Marktforschungsunternehmen Input GmbH, Langgöns, sondern mehr auf die aus diesem Hause kommenden Softwaretechniken etwa für Electronic Banking oder Sicherheitsverfahren am PC oder im Internet. Selbst nicht direkt mit dem Bankgeschäft verbundene Verfahren wie etwa Data-Warehousing sehen die Banken als Arbeitsmittel einer möglichen Konkurrenz. Insofern steht hier Microsoft stellvertretend für die gesamte Softwarebranche am Pranger.

Konkret befürchten die Banken, die Herrschaft über die Finanztransaktionen zu verlieren, weil die Softwaretechniken von Microsoft und Co. auch Finanzdienstleistern Zugang in dieses Geschäftsfeld ermöglichen, die nicht im strengen Sinne des Begriffs Banken sind. Genannt werden insbesondere Investmentfirmen wie Schwab, Fidelity und Merryl Lynch. Diese könnten laut Input mit Softwarehilfe Transaktionen schneller, sicherer und preisgünstiger abwickeln als herkömmliche Banken.

Betroffen sind von dieser Gefahr weniger die Großbanken als kleinere Unternehmen, die Schwierigkeiten haben, mit der rasenden Entwicklung im Softwarebereich Schritt zu halten. Kenneth Lewis, President der Nations Bank, bringt das Problem auf den Punkt: "Banken, die dem Wandel nicht folgen können, werden scheitern. "Daher, so ergänzt sein Kollege von der Federal Reserve Bank, müssen "Banken Smartcards und ähnliche Techniken schneller einführen als die möglichen Konkurrenten".