Rund 1000 Absolventen werden unterstützt

Baan Institute fördert europaweit IT-Nachwuchs

29.08.1997

Auf dem Symposium war zu erfahren, daß der Anteil der Computerwissenschaftler an den US-amerikanischen College-Absolventen in der letzten Dekade um 43 Prozent zurückgegangen ist. Gleichzeitig beklage zum Beispiel die Information Technology Association of America (ITAA) insgesamt 190 000 unbesetzte Positionen für IT-Professionals, die Hälfte davon allein in der IT-Industrie. Der Bedarf an umfassendem Wissens-Management werde kurzfristig die Nachfrage nach hochqualifizierten Spezialisten und Generalisten sprunghaft in die Höhe treiben. Doch mit den herkömmlichen Methoden der Nachwuchsrekrutierung und -förderung beiße man auf Granit.

Talentförderung, Forschung und Entwicklung im engen Dialog zwischen Baan, Universitäten und Anwenderunternehmen heißt deshalb die Devise des neugegründeten Institutes, das in den nächsten Monaten auch in Hannover sowie in den USA, Israel, Südafrika, Indien und Japan seine Tore öffnen wird.

Wie Direktor Lorenzo Martinelli ausführte, will man pro Jahr etwa 1000 Hochschulabsolventen Gelegenheit geben, sich im Rahmen einer mehrere Monate langen Schulungs- und Praxisphase auf anspruchsvolle Jobs vorzubereiten. Grundlage der Ausbildung sei ein dichtes Expertennetz aus Hochschulen und Unternehmen, die das Modell mit Geld- und Sachmitteln großzügig unterstützen.

Finanzierung über Partnerschaften

In der Gründungsphase habe man bereits die Universitäten Stanford, Turin, Mailand und Tel Aviv gewinnen können, außerdem die Firmen ABB, Boeing und Philips. In Deutschland sei man sich, wie Martinelli ergänzte, mit der Universität Hannover sowie Nortel Dasa und dem Maschinenbauer Liebherr einig geworden. Um das Programm auf weitere Zielgruppen auszudehnen, würden nun auch Gespräche mit studentischen Organisationen geführt.

Voraussetzung für die Förderung seien vor allem bestimmte charakterliche Eigenschaften eines Bewerbers. Team- und Kommunikationsfähigkeit sowie die Neigung zum innovativen Arbeiten sind zwingend erforderlich. Zunächst verweile der Kandidat acht Wochen auf dem Campus, wo er in 13 Kursen mit Logistik, Finanzen und Geschäftsprozessen vertraut gemacht wird, sich aber auch mit der Entwicklung seiner Persönlichkeit und interkulturellen Kompetenzen befassen muß.

Eine Reihe von IT-Trainings runden das Basisprogramm (apprentice) ab, das für die Teilnehmer kostenlos ist. Sofern der Kandidat die ersten Hürden genommen hat, erhält er eine Karriereplanung sowie ein exakt auf ihn zugeschnittenes Weiterbildungsprogramm (associate, professional, master), das weitere sechs Wochen dauert und ihn mit einer Reihe von Experten zusammenbringt. Daran schließt sich die praktische Phase (internship) in einem Unternehmen oder einer Beratungsgesellschaft an, wo der Teilnehmer das bisher Gelernte im Rahmen eines Projektes anwenden muß.

*Winfried Gertz ist freier Journalist in München.