Aussenhandelsdefizit ist ruecklaeufig BVB: Trotz geringerem Umsatz hofft die IT-Branche auf 1994

11.03.1994

BAD HOMBURG (CW) - Obwohl der deutsche Markt fuer Buero-, Informations- und Kommunikationssysteme 1993 um 7,9 Prozent auf 42,52 Milliarden Mark schrumpfte, habe sich die IT-Branche auch in der Rezession als "relativ wachstumsstabil" erwiesen. Dem Branchenbarometer des Bundesverbandes Buero- und Informationssysteme (BVB) zufolge sehen die Verbandsmitglieder dem laufenden Jahr mit zunehmendem Optimismus entgegen.

Die Tatsache, dass Konjunkturabschwung und Umsatzrueckgaenge im vergangenen Jahr "weich abgebremst" werden konnten, fuehrt BVB-Chef Rudi Haeussler zum Teil auf die Zunahme im Sektor Software und Services zurueck. Dieser Bereich - hier beruft sich der Verband auf Zahlen von Diebold - sei 1993 um fuenf Prozent auf 32 Milliarden Mark gewachsen. Allerdings haetten dazu auch die nur einstelligen Rueckgaenge bei Produktion und Inlandsangebot in allen drei Hardwaresegmenten beigetragen.

Hardwaremarkt um acht Prozent geschrumpft

Der gesamte Hardwaremarkt verkleinerte sich im vergangenen Jahr um knapp acht Prozent auf 42,5 Milliarden Mark. Wertmaessig am meisten verlor dabei die informationstechnische Hardware, die trotz gestiegener Stueckzahlen einen Rueckgang von 9,2 Prozent auf 23,2 Milliarden Mark zu verzeichnen hatte. Erstmals schrumpfte 1993 auch die Kommunikationstechnik. Hier sank das Inlandsangebot - es setzt sich zusammen aus Produktion plus Einfuhr minus Export - um sechs Prozent auf 16,6 Milliarden Mark.

Diese Entwicklung sei deshalb ueberraschend, weil "aufgrund deutlich zweistelliger Auftrags- und Produktionseinbrueche im ersten Halbjahr 1993 eine wesentlich pessimistischere Grundstimmung in der Branche vorgeherrscht hatte", sagte Haeussler. Wie eine Umfrage unter den 210 Verbandsmitgliedern ergab, schnitten zwei Drittel der Unternehmen 1993 besser ab als im Vorjahr. Der BVB fuehrt dieses Ergebnis auf seine Mitgliederstruktur zurueck, die einen ueberproportionalen Anteil an Software- und Dienstleistungsfirmen sowie Systemhaeusern und Distributoren aufweise.

Auch die aktuelle Geschaeftslage und die Perspektive fuer die naechsten sechs Monate wird von der "grossen Mehrheit" der Branchenfirmen zuversichtlich gesehen. Sie erwartet eine gute bis sehr gute Entwicklung bei den Auftragseingaengen. Vier Fuenftel der Software-, Service- und Telekommunikationsfirmen rechnen mit deutlichen Umsatzsteigerungen.

Selbst unter den Anbietern von IT-Hardware ist laut BVB- Branchenbarometer seit Jahren erstmals wieder Optimismus zu bemerken. Nur ein Viertel der Hersteller kalkuliert mit schlechteren Geschaeften, 40 Prozent rechnen dagegen mit einstelligen Zuwachsraten. Jeder fuenfte Hardwarehersteller plane sogar Steigerungen von bis zu 20 Prozent ein. Die Unternehmen setzen dabei vor allem auf neue Produkte, die ihrer Einschaetzung nach 20 Prozent des Marktwachstums tragen werden.

Belebende Impulse erhofft sich die Branche nicht zuletzt wegen des aufgestauten Investitionsbedarfs der IT-Anwender. Zwei Drittel der Unternehmen rechnen jedoch nicht vor dem Jahresende oder Anfang 1995 mit einem Wiederanspringen der allgemeinen Konjunktur.

In das Jahr 1994 ging mehr als die Haelfte der im BVB vertretenen Firmen mit reduzierter Mitarbeiterzahl. Jedes zweite Unternehmen beschaeftigt heute 20 Prozent weniger Mitarbeiter als vor Jahresfrist.

Entgegen der BVB-Prognose vom Vorjahr ist das Aussenhandelsdefizit der deutschen IT-Branche 1993 von 11,7 Milliarden Mark im Jahr 1992 auf 10,7 Milliarden Mark gesunken.

Werner Saenger, stellvertretender Geschaeftsfuehrer des BVB, begruendet den gesunkenen Wert der Einfuhren mit dem Preisverfall: "Der Schwerpunkt der Einfuhren liegt im Consumer-Bereich, und der ist am staerksten von den sinkenden Preisen betroffen."