Fünfjahresprogramm zur Förderung der Mikroelektronik:

Aus EG-Kasse nur Gemeinschaftsprojekte

03.10.1980

BRÜSSEL/LONDON (gr) - Europa will nicht länger Technologieimporteur bleiben. Der

Rückstand der Europäischen Gemeinschaft (EG) auf dem Gebiet der Mikroelektronik bereitet der

Kommission Sorge. Trotz der leeren Haushaltskasse erwägt sie, 1981 zur Förderung von

Forschung und Entwicklung ein Fünfjahresprogramm zu starten. Großbritannien empfiehlt die

Gründung einer Beratungsorganisation für den Einsatz von Mikrochips; die Japaner bauen ihre Produktion in Irland und Schottland aus.

Nur eines der billigen Produktionsländer für die Mikroelektronik zu sein, behagt nicht nur der Kommission der Europäischen Gemeinschaft nicht länger. In Schottland, so wissen die britischen Behörden jetzt endlich, will die Nippon Electric ihre erste Produktionsanlage in Großbritannien errichten. Der japanische Konzern hatte sich bereits einige Jahre in Europa auf der Suche nach einer geeigneten Produktionsstätte umgetan. Bei vollem Ausbau-- Kostenpunkt 40 Millionen Pfund - könnten dort in drei bis vier Jahren 800 Menschen Beschäftigung finden.

Die Vergünstigungen, die die irische Entwicklungsbehörde Investitionswilligen bei der Ansiedlung von Industrien bietet, nahm Fujitsu, Japans bedeutendster Computerhersteller, in Anspruch. Für 100 Millionen Dollar beabsichtigt das Unternehmen, eine Anlage zur Produktion von integrierten Schaltkreisen in der Nähe von Dublin zu errichten. Der Schritt gewinnt Bedeutung für den europäischen Markt, der bisher zu 80 Prozent von US-Herstellern versorgt wird.

Doch nicht nur die Japaner gewinnen die britischen Inseln als Produktionsstätte für elektronische Bausteine lieb. Der britische Computerhersteller ICL Ltd. baut seine Eigenproduktion aus, um die Importabhängigkeit zu vermindern. Nach einem Bericht der Bundesstelle für Außenhandelsinformationen, Köln, gründete die ICL die ICL-Lobidlayer, um Produktion und Vertrieb von gedruckten Schaltungen zu intensivieren. Die neue Firma soll 900 Beschäftigte erhalten. Die General Electric Company will zu demselben Zweck ein Unternehmen gründen, die Plessey Telecommunications Ltd. eröffnete kürzlich in South Chields mit einem Investitionsaufwand von fünf Millionen Pfund Sterling eine Produktionsstätte.

Auch um eine breitere Anwendung der Mikroelektronik kümmert sich die schottische Entwicklungsbehörde. Zur Lösung der praktischen Probleme, die besonders für Kleinunternehmen beim Einsatz der Mikroelektronik in Produkten und Verfahren auftreten schlägt sie die Gründung eines unabhängigen Beratungszentrums vor. Den Planungen nach, so berichtet die Financial Times, müßte sich das Zentrum in fünf Jahren selbst tragen.

Beihilfen der öffentlichen Hand in Höhe von 20 bis 50 Prozent der Kosten für Forschung und Technologie sieht der Verordnungsentwurf vor, den die EG-Kommission dem Minsterrat übermittelt hat. Der Zuschuß aus dem EG-Haushalt könnte in diesem Fall bis zur Hälfte der von den Einzelstaaten übernommenen Kosten betragen, meint die EG-Kommission nach einem Bericht von vwd. Ein Großteil der Mittel seien für die Entwicklung des CAD vorgesehen.

Um bis 1985 auf dem Gebiet der Submikronschaltung wettbewerbsfähig zu sein, bedarf es der Koordination der einzelstaatlichen Aktivitäten.