OSF-Benutzeroberfläche bedrängt OS2:

Auftrieb für Unix als PC-Betriebssystem

13.01.1989

FRAMINGHAM (IDG) - Die von der OSF gewählte Benutzeroberfläche schlägt den Presentation Manager für OS/2 mit dessen eigenen Waffen. Sie wird zwar wie der Presentation Manager aussehen, soll aber besser funktionieren - allerdings unter Unix. Damit steigen die Chancen für Unix, zum Standard-Betriebssystem für PCs zu werden.

Die Open Software Foundation (OSF) hat zum Jahresende 1988 über eine grafische Benutzeroberfläche für das geplante Standard-Unix entschieden (siehe Seite 11, "OSF-Benutzeroberfläche von Microsoft/HP"). Gewählt wurde eine Kreuzung aus dem X-Window-User-Interface (XUI) von Digital Equipment und dem Common User Interface (CXI) von Hewlett-Packard und Microsoft. Aussehen und Verhalten der HP/Microsoft-Komponente entspricht dem Presentation Manager und soll teilweise dazu kompatibel sein.

Während aber der OS/2-Presentation-Manager nur auf 80286-Rechnern optimal läuft, soll die OSF-Oberfläche auf mehreren unixfähigen Rechnern voll funktionieren. Diese größere Hardwareunabhängigkeit bedeutet, sind sich US-Fachkreise einig, einen technischen Vorteil gegenüber dem Presentation Manager. Sollte die jetzt ausgewählte, aber endgültig noch zu entwickelnde OSF-Oberfläche auch kommerziell erfolgreich werden, könnte dies Unix als alternativem PC-Betriebssystem deutlichen Auftrieb geben.

Bisher spielt Unix nur eine untergeordnete Rolle auf dem PC-Markt. Doch Tom Kucharvy, President der Summit Strategies in Boston, der den Markt der derzeit leistungsfähigsten PCs untersuchte, befand die Hälfte der heute kaufbaren Intel-Prozessoren für Unix-tauglich. Mit einer anständigen Schnittstellendefinition für die OSF-Oberfläche müsse es möglich sein, Unix-Applikationen für PCs in demselben Zeitraum wie für den Presentation Manager zu entwickeln.

Damit könnten in Kürze ebenso viele Unix-Anwendungen am Markt verfügbar sein, wie (derzeit noch dünn gesäte) OS/2-Applikationen. Neben einem großen Hauptspeicherbedarf sei dieser Applikationsmangel der wesentliche Grund für die zögerliche Akzeptanz des OS/2-Presentation-Managers. Darüber hinaus unterstütze er nur wenige der gebräuchlichen Drucker und Bildschirme. Für den Anwender bedeute das derzeit noch zu hohe Kosten.