CE AG

Auf Expansion folgt Konsolidierung

26.07.2001

Nach dem globalen Expansionskurs ist bei den Münchnern - trotz der mit 145 Millionen Mark noch gut gefüllten Kriegskasse - jetzt zunächst Konsolidierung angesagt. Lejeune sieht sich unter den europaweit 800 Chip-Brokern heute ohnehin bereits als Nummer eins. Ein allerdings etwas vorschnelles Urteil, denn allein in Deutschland brachte Konkurrent ACG im Segment Chip-Brokerage im letzten Geschäftsjahr genauso viel Umsatz auf die Waage.

Davon abgesehen war CE in wettbewerbsintensiven Schlüsselmärkten wie Großbritannien - hier wurde erst im April eine Niederlassung eröffnet - bis dato nicht präsent. Lediglich zwei Prozent der Erlöse stammten laut CE-Bilanz im Jahr 2000 aus EU-Staaten.

Auch Lejeunes Behauptung, nach den US-Playern Smith and Associates und Next Winchester heute bereits der drittgrößte Player im weltweiten Chip-Brokerage zu sein, ist mit Vorsicht zu genießen. Kühn mutet diese Aussage vor allem deshalb an, weil sich die Münchner mit der US-Company SND gewissermaßen einen "Allrounder" im IT-Distributionsgeschäft einverleibten.

Mit dem Unternehmen, das in diesem Jahr mehr als die Hälfte zum Umsatz beisteuern wird, ist CE kein lupenreiner Chip-Broker mehr. SND mischt durch den Vertrieb von elektronischen Komponenten, PC-Peripherials, Software und Netzprodukte stark im renditeschwachen Distributionsgeschäft mit.

Seit kurzem werden über SND auch Microsoft-Produkte in Brasilien verkauft - ein weiteres Indiz für die derzeit erkennbare Diversifizierung bei CE. Die Eröffnung "neuer Filialen" drückt allerdings auf die Gewinnentwicklung. Lag die Bruttomarge 1999 noch bei 11,2 Prozent, fiel sie im zurückliegenden Jahr auf 4,6 Prozent. Nur noch magere 1,4 Prozent waren es schließlich im ersten Quartal 2001. Dass CE das "Image eines hochmargigen Unternehmens" anhafte, wie Lejeune vor Journalisten behauptete, dürfte damit mehr Wunschdenken als Realität sein.

Mit einer versteckten Gewinnwarnung, die am Kapitalmarkt schlecht ankam, stimmte CE im Mai ohnehin Investoren und Anleger auf die schwindende Profitabilität ein. Nicht mehr ein Ebit von 30 Millionen Mark, wie noch unlängst bekräftigt, sondern "mindestens zwölf Millionen Mark" werden jetzt für 2001 angepeilt. Im Vergleich zum Vorjahr wäre das erneut eine Halbierung der Umsatzrendite (vor Steuern).

Gefährliche Abhängigkeit vom US-Geschäft

Aufgrund hoher Überkapazitäten im US-Chip-Markt droht CE in den nächsten Monaten weiteres Ungemach. Akquisitionsbedingt kletterte der Anteil der Einnahmen im US-Geschäft zuletzt auf über 40 Prozent. Diese Abhängigkeit bekommen die Münchner jetzt zu spüren. Lejeune, der für 2001 wiederholt bereits die Umsatzmilliarde (in Mark) ankündigte, wurde von der harten Realität im Chip-Brokerage eingeholt.

"Die USA machen uns große Sorgen", gestand er in München ein. "Im worst case", so Lejeune, erwartet das Unternehmen Einnahmen in Höhe von nur mehr 700 Millionen Mark (plus 25 Prozent). Sollte der Chip-Markt, auf dem laut CE-Boss derzeit das "Licht ausgeknipst" wurde, bereits vor dem vierten Quartal anspringen, wäre die angepeilte Zielmarke kein Problem. Andererseits schloss Lejeune jedoch auch eine "Schrumpfung des Gesamtmarktes" nicht aus.

Allen Unwägbarkeiten zum Trotz will der umtriebige CE-Gründer, der erst vor kurzem seinen Vertrag als Vorstandsvorsitzender um weitere vier Jahre verlängerte, spätestens 2002 die Umsatzmilliarde "deutlich überspringen." Spannender dürfte für die Investoren allerdings die Frage sein, wie sich die anhaltende Rezession und der harte Wettbewerb im Chip-Sektor auf die zukünftige Gewinnentwicklung der CE-Gruppe auswirken wird.