Telekom

Auch Festnetz künftig mit Inklusiv-Volumen und Drosselung

22.04.2013
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Die Gerüchte haben sich bewahrheitet: Die Deutsche Telekom ändert ihre Tarifstruktur fürs Festnetz und führt dort ähnliche Konzepte wie beim Mobilfunk ein - wenn auch zunächst nur auf dem Papier.

Genauso wie im Mobilfunk wird es einer Konzernmitteilung zufolge künftig für neue Call&Surf- und Entertain-Verträge integrierte Highspeed-Volumina geben. Ist die Volumengrenze erreicht, sehen die Leistungsbeschreibungen eine einheitliche Reduzierung der Internetbandbreite auf 384 Kilobit pro Sekunde vor. Entsprechende Gerüchte hatten bereits vor einem Monat die Runde gemacht.

"Immer höhere Bandbreiten lassen sich nicht mit immer niedrigeren Preisen finanzieren. Den Kunden mit sehr hohem Datenaufkommen werden wir in Zukunft mehr berechnen müssen", erklärt Michael Hagspihl, Geschäftsführer Marketing der Telekom Deutschland.

Die Einführung der neuen Tarife erfolgt schrittweise: Zunächst werden zum 2. Mai 2013 die Leistungsbeschreibungen für neue Verträge angepasst. Bestehende Verträge sind von den Änderungen nicht betroffen. Wann die Telekom die Geschwindigkeitsreduzierung tatsächlich einführt, hänge von der Verkehrsentwicklung im Internet ab, so Hagspihl weiter: "Wir gehen bisher davon aus, dass wir die Limitierung technisch nicht vor 2016 umsetzen."

Als Inklusiv-Volumen mit voller Geschwindigkeit schreiben die neue Leistungsbeschreibungen für

  • Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 16 Megabit pro Sekunde 75 Gigabyte

  • Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 50 Mbps 200 GB

  • Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 100 Mbps 300 GB

  • Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 200 Mbps 400 GB

fest.

Die Nutzung von Entertain wird ebensowenig auf das im Tarif enthaltene Highspeed-Volumen angerechnet wie Sprachtelefonie über den Telekom-Anschluss sowie WLAN To Go (Kooperation mit Fon). Entertain und VoIP seien Managed Services der Telekom, für die ihre Kunden bereits entsprechend bezahlten. Andere "reguläre Internetdienste" würden diskriminierungsfrei nach dem "Best-Effort"-Prinzip (= so gut es die zur Verfügung stehenden Ressourcen ermöglichen) behandelt. Das gelte auch für Services der Telekom.

Mit der Umsetzung der Geschwindigkeitsbegrenzung will die Telekom dann kostenpflichtige Zubuchoptionen einführen. Details dazu würden "rechtzeitig bekanntgeben", heißt es weiter.

Im Netz tobt nach der Vorankündigung erwartungsgemäß bereits ein Sturm der Entrüstung gegen den Bonner Konzern. Netzpolitik-Blogger Markus Beckedahl beispielsweise kritisierte das Telekom-Vorhaben als "Frontalangriff auf die Netzneutralität". "Für uns ist klar: die Deutsche Telekom will den Kunden das, was vorher im Tarif enthalten war, als Zusatzservice noch einmal verkaufen und schließt daher ihre Mitbewerber vom Anschluss aus", wettert Beckedahl auf der Webseite des Digitale Gesellschaft e.V. "Wir fordern ganz klar eine Festschreibung der Netzneutralität mit klaren Sanktionsmöglichkeiten, wenn Angebote der Konkurrenz diskriminiert und eigene Angebote bevorzugt werden."