Bei digitalen Nebenstellenanlagen gleich stark mit Nixdorf:

Auch DeTeWe etabliert sich im DV-Markt

10.05.1985

HANNOVER (bi) - Als "teure Eintagsfliegen" nahm anläßlich der Hannover-Messe DeTeWe-Vorstandsvorsitzender Horst Gierke die "Multitels" aufs Korn. Die Berliner setzen in erster Linie weiter auf ISDN-Optionen in der digitalen Nebenstellentechnik und Mehrplatz-DV-Systeme. Ein eigenes auf Datenverarbeitung spezialisiertes Unternehmen soll im Sommer in Frankfurt etabliert werden.

Damit reagiert die Deutsche Telefon und Kabelindustrie AG auf einen entsprechenden Schritt der Telenorma, Frankfurt, die bereits Anfang März diesen nun auch organisatorisch untermauerten Schritt getan hat. Um den Vergleich der teilweise konkurrierenden Tele-Unternehmen rundzumachen, hätte nur noch die Ankündigung einer Schnittstelle zwischen "content 300", der digitalen Nebenstellenanlage der Berliner mit ihrem Mehrplatz-Text- und Datensystem "cobos" gefehlt. Damit hielt sich DeTeWe jedoch zurück.

Auf der Haben-Seite verbuchte im Vorlauf zur Bilanzpressekonferenz Gierke einen Umsatzzuwachs in 1984 von drei Prozent auf 551 Millionen Mark; der Auftragseingang stieg ebenfalls um drei Prozent auf 545 Millionen. Die Zahl der Beschäftigten konnte um 200 auf 4900 erhöht werden. Angesichts "eines stagnierenden Marktes in öffentlicher und privater Technik" zeigte sich der Vorstandsvorsitzende mit diesen Ergebnissen zufrieden.

Weitere 400 Content-Anlagen seien für dieses Jahr geordert, 1200 mit 85 000 Linien stunden bereits beim Anwender. Damit teile sich DeTeWe je zur Hälfte die installierte Basis an digitalen Nebenstellenanlagen mit Nixdorf. Dieses werde sich jedoch schnell ändern, betonte Gierke, aufgrund der Ankündigungen weiterer ISDN-fähiger Vermittlungssysteme größerer Hersteller (Siemens, Philips und SEL).

Als neu stellten die DeTeWe-Leute das Mehrplatzsystem "cobos 150" vor. Das auf "cobos 200" basierende Mehrplatzsystem sei vernetzbar in beliebigen Strukturen - von einfachen Master/Slave-Verbindungen bis zu komplexen Stern-, Ring- und hierarchischen Typen. Herzstück des Systems ist der 16-Bit-Prozessor Intel 80168, das Betriebssystem ist TurboDOS; Multi-User-Betrieb sei für bis zu acht Teilnehmer sei möglich. Der Arbeitsspeicher ist von 512 KB auf bis zu ein MB ausbaufähig. Auch kann COBOL wahlweise in 8-Bit-Technologie mit einem Z80B-Prozessor und zwei mal 64 KB Arbeitsspeicher betrieben werden.

Teletex ist bereits integriert. Neu ist der Bildschirmarbeitsplatz "cobos B 3000" auf flimmerfreiem 15-Zoll-Bildschirm mit einer Tastatur in künftiger DIN-Norm. Das DeTeWe-Textsystem ist "Textor"; entwickelt sei es von DeTeWe selbst, es zeichne sich durch hohen Funktionsumfang im Vergleich zu anderen Textsystemen aus. Anwenderfreundlichkeit, Integration von Teletex und Datenverarbeitung sowie "Rechnen im Text" wurden als weitere Merkmale genannt. Eine eigene Programmiersprache in Deutsch kompletierte das System zur Anpassung an individuelle Problemstellungen.