Jack Tramiel will Schulden bei Warner abtragen:

Atari holt sich Geld an der Börse

31.10.1986

SUNNYVALE (CW) - Nach mehrmaliger Terminverschiebung geht die Atari Corp., Sunnyvale, jetzt an die Börse. Zu einem Kurs zwischen 11 und 15 Dollar will das Brokerhaus Paine Webber Inc. das Papier des kalifornischen PC-Herstellers plazieren. Damit würden die 4,5 Millionen Stammaktien einen Erlös zwischen 50 und 70 Millionen Dollar einbringen.

Das zusätzliche Kapital benötigt Firmenchef Jack Tramiel einerseits zur Finanzierung von Forschung und Entwicklung, andererseits zur Abzahlung der 36 Millionen Dollar, mit denen er beim Vorbesitzer des Unternehmens, der Warner-Gruppe, in der Kreide steht. In den letzten Wochen hat die Atari Corp. wieder ihre Pläne ins Gespräch gebracht, 1987 einen billigen kleinen Unix-Rechner auf dem Markt einzuführen. Da der aus dem Spielcomputergeschäft stammende Anbieter sich insbesondere auf dem US-Markt noch schwertut, von Großkunden als seriöses Unternehmen anerkannt zu werden, vermuten Beobachter, die Unix-Aktivitäten dienten vornehmlich dem Zweck, das Vertrauen der Börsianer zu gewinnen. In diesem Zusammenhang wird auch darauf verwiesen, daß Atari dieses Jahr in Hannover einen Vorstoß auf den VT-100-Terminal-Markt angekündigt hatte, von dem in der Branche bisher nicht viel wahrgenommen worden ist.

Im Emissionsprospekt weist Paine Webber für Ataris erstes Halbjahr 1986 einen Gewinn von 12,4 Millionen Dollar (1985: 26,8 Millionen Dollar Verlust) bei einem Umsatz von 105,6 (47,7) Millionen Dollar aus. Allerdings warnt das plazierende Brokerhaus die Anleger auch vor dem angesichts der schwierigen Branchensituation "hohen Risiko" eines Engagements bei Atari. Sofern die Zulassung an der American Stock Exchange (ASE) zum vorgesehenen Zeitpunkt erteilt wird, beginnt der Verkauf der Aktien in den nächsten Tagen in New York; die Frankfurter Börse soll folgen, da die Bundesrepublik das wichtigste Absatzgebiet ist.