Arxes scheitert an BMW-Auftrag

23.08.2007
Die Betreuung von 36 000 Desktops wuchs dem IT-Dienstleister über den Kopf. Arxes hat den Vertrag gekündigt und muss jetzt entlassen.

Die Arxes Network Communication Consulting AG, Köln, hat sich mit einem Auftrag von BMW über den Betrieb von 36 000 PCs verhoben. Das Abkommen war im April 2006 mit einer Laufzeit von drei Jahren abgeschlossen worden. "Wir haben den Vertrag außerordentlich gekündigt", erklärt Hans-Jürgen Bahde, seit Anfang Juni Vorstandsvorsitzender des IT-Dienstleisters. "Es ist uns nicht gelungen, dieses Projekt auch nach der Transitionphase wirtschaftlich erfolgreich darzustellen." Optimierungsmaßnahmen, etwa zur besseren Ausrichtung der Prozesse, haben nicht ausgereicht. Auch wochenlange Verhandlungen über Nachbesserungen der vertraglichen und finanziellen Rahmenbedingungen sowie zur Verbesserung der BMW-internen Prozesse trugen keine Früchte.

"Bei großen Unternehmen können wir als Dienstleister keinen Einfluss auf die Abläufe nehmen. Sie werden sehr stringent vorgegeben", schildert Bahde die vergeblichen Bemühungen. In allen BMW-Abteilungen habe Arxes wirtschaftlich gearbeitet, nur in einem Geschäftsbereich sei das nicht gelungen. Der sei allerdings der mit Abstand größte gewesen, so der Arxes-Chef. Fortsetzung auf Seite 4 Dieser Bereich habe hohe Anforderungen an die Abläufe gestellt, eine Optimierung der Prozesse sei nicht gelungen. Dort gab es beispielsweise sehr komplexe Genehmigungsverfahren. Anwender-Calls mussten viele Stufen durchlaufen. Damit ließen sich Service-Level-Agreements (SLAs) nur schwer einhalten. Der IT-Dienstleister musste zusätzliche Mitarbeiter bereitstellen. BMW kommentiert das Geschehen nur mit einem Satz: "Die Firma Arxes war nicht in der Lage, die Leistungen zum angebotenen Preis vertragskonform zu erbringen." Der Konzern bestätigte, dass der Vertrag einvernehmlich aufgehoben wurde.

Die Parteien arbeiten nun gemeinsam daran, das Projekt in neue Bahnen zu lenken und den Auftrag einem anderen Service-Provider zu übergeben. Unsicher ist, ob die betroffenen Arxes-Mitarbeiter dort weiterbeschäftigt werden können. Für den BMW-Deal hatte Arxes im Frühjahr 2006 eigens 120 IT-Experten eingestellt, nun müssen 170 Mitarbeiter gehen. Arxes selbst verliert mit der Kündigung des Vertrags rund zehn Prozent seiner Einnahmen. Das marode Projekt war zudem für einen Großteil der Verluste der Gruppe verantwortlich. Als Konsequenz aus der BMW-Pleite konzentriert sich der IT-Dienstleister künftig auf mittelständische Anwenderunternehmen mit 50 bis 100 IT-Mitarbeitern und Optimierungsbedarf in der IT-Infrastruktur.

Dass das Geschäft mit Field-Services schwierig ist, mussten auch andere IT-Dienstleister erfahren. Große Anbieter wie EDS und SIS (Siemens IT Solutions and Services) haben ihre Bereiche rechtzeitig verkauft beide im Übrigen an den IT-Dienstleister A&O. Dieser geriet daraufhin in Turbulenzen und schickte zwei Tochtergesellschaften in die Insolvenz. "Service-Provider können heute nicht einfach nur betreiben, sie müssen ständig optimieren und automatisieren. Sie sind dabei auf die Mithilfe des Kunden angewiesen", schilderte Bahde das wesentliche Problem der Branche. "Der Kunde hat daran allerdings wenig Interesse: Er will Hardware nutzen und nicht besitzen." (jha)