1000 Otelo-Mitarbeiter müssen gehen

Arcor konzentriert sich nach Übernahme von Otelo auf Geschäftskunden

04.06.1999
MÜNCHEN (CW) - Geschäftskunden können den Anbieter Otelo von der Liste ihrer Ansprechpartner streichen. Der Kölner Provider wird ab sofort nur noch Privatkunden bedienen. Diese Ausrichtung gab der Vorstand von Mannesmann Arcor, Harald Stöber, bekannt, nachdem das Kartellamt der Übernahme von Otelo jetzt grünes Licht gab. Darüber hinaus hat der Hauptgesellschafter von Arcor, die Mannesmann AG, ihre Anteile an dem TK-Dienstleister auf 70 Prozent aufgestockt.

Die Anfang April angekündigte Akquisition des Festnetzgeschäfts der Otelo GmbH durch Mannesmann Arcor AG ist unter Dach und Fach. Arcor - in Deutschland hinter der Telekom die Nummer zwei - muß nun für Otelo 1,2 Milliarden Mark an die bisherigen Gesellschafter RWE und Veba überweisen.

Nach der Freigabe beginnt Arcor nun auch gleich, Nägel mit Köpfen zu machen. Zunächst bedeutet der Merger für die Otelo-Mitarbeiter einen kräftigen Aderlaß. Rund 1000 der insgesamt 2500 Beschäftigten müssen, wie Stöber mitteilte, nach Erstellung eines Sozialplans das Unternehmen verlassen. Von den verbleibenden 1500 Angestellten bleiben 900 bei der jetzt unter dem Namen Mannesmann Otelo GmbH in Köln auftretenden Firma beschäftigt, 600 wechseln in den Geschäftskundenbereich von Arcor.

Mit dieser Umstrukturierung wird auch die künftige Ausrichtung beider Firmen dokumentiert. Aufgabe von Otelo ist es, sich voll auf das Privatkundengeschäft zu besinnen, um damit das Angebot der Festnetzgesellschaft von Arcor zu ergänzen. Die Eschborner werden künftig im Gegensatz zu Otelo zwar Telefon- und Internet-Dienste sowohl für Geschäfts- als auch Privatkunden anbieten, können sich mit Otelo in der Hinterhand nun aber noch mehr auf das hart umkämpfte Business mit professionellen Anwendern konzentrieren.

Mannesmann AG kauft zusätzliche Arcor-Anteile

Otelo wird laut Stöber auch in Zukunft mit eigener Marke und eigenem Netz am Markt agieren. Ziel von Arcor ist dabei natürlich, die 500 000 Preselection-Teilnehmer zu halten und weiter zu vermehren. Derzeit werden über das Netz der Kölner täglich 14 Millionen Gesprächsminuten vermittelt, Arcor bringt es auf 21 Millionen Minuten. Das Netz von Otelo soll auf das von Arcor aufgesetzt werden. Dadurch, so Stöber, ergäben sich nicht nur zusätzliche Netzknoten, sondern auch eine bessere Auslastung.

Der Arcor-Chef peilt für dieses Jahr einen Umsatz der beiden Unternehmen in Höhe von drei Milliarden Mark an. Davon sollen rund 2,4 Milliarden Mark von Arcor, der Rest von Otelo erwirtschaftet werden. Zum Sprecher der neuen Otelo-Geschäftsführung wurde Christian Ehrentraut ernannt.

Die Integration von Otelo in Mannesmann Arcor paßt ganz ins Bild der von der Mannesmann AG, dem Arcor-Hauptgesellschafter konsequent vorangetriebenen TK-Expansion. Nachdem Olivetti den Zuschlag für die Telecom Italia erhielt, avanciert Mannesmann in Italien durch die Übernahme des Joint-ventures Oliman zum zweitgrößten Anbieter im Festnetz- und Mobilfunkgeschäft. Oliman ist ein Gemeinschaftsunternehmen von Olivetti und Mannesmann. Die Deutschen übernehmen nun für 15 Milliarden Mark die Anteile der Italiener.

Doch nicht nur jenseits des Brenners, auch in Deutschland baut die Mannesmann AG ihre Position weiter aus. Der Konzern macht nun eine weitere Milliarde locker, um die Arcor-Anteile von AT&T sowie Unisource von jeweils 7,5 Prozent zu kaufen. Damit erhöht sich die Beteiligung von Mannesmann an Arcor auf 70 Prozent. Gemeinsam mit den Konsortialpartnern Deutsche Bank und Airtouch hält Mannesmann nun sogar 82 Prozent, die verbleibenden 18 Prozent gehören der Deutschen Bahn AG.