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AppsWorld: Ellison predigt 11i und Outsourcing

10.04.2002
Um seine schrumpfenden Lizenzumsätze zu pushen, propagierte Oracle-CEO Larry Ellison auf der dieswöchigen AppsWorld seine 11i-Lösung und die neuen Upgrade-Services.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die in dieser Woche im kalifornischen San Diego stattfindende Oracle-Hausmesse "AppsWorld" steht ganz im Zeichen der E-Business-Suite "11i". Oracle-Chef Larry Ellison rührte in seiner Ansprache kräftig die Werbetrommel für die bereits seit knapp zwei Jahren verfügbare Unternehmensanwendung und die neuen Upgrade-Services. "Die gute Nachricht ist, dass 11i Internet-basiert ist", erklärte er. "Die schlechte Nachricht ist, dass es noch eine Menge Firmen gibt, die 10.7 einsetzen und die neue Technologie nicht kennen."

Die 11i-E-Business-Suite wurde bislang erst von zehn Prozent des rund 12.000 Firmen umfassenden Business-Applikations-Kundenstamms von Oracle erworben. Die US-Company steht enorm unter Druck, ihre Lizenzeinnahmen aus dem Datenbank- und Business-Software-Geschäft zu pushen. Diese waren im zweiten Geschäftsquartal um 27 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum eingebrochen (Computerwoche online berichtete). Auch mehrere Preisreduktionen in den vergangenen zehn Monaten konnten an den schrumpfenden Umsätzen von Oracle bislang nichts ändern.

Umso mehr bemühte sich Ellison, den AppsWorld-Teilnehmern die 11i-Lösung und die neuen Upgrade-Services schmackhaft zu machen. Die ursprünglichen Bugs der Software seien ausgeräumt, und inzwischen liege ein stabiles Applikationsset vor. Ellison räumte ein, dass die Umstellung auf 11i ein trickreicher Prozess sein könne, gerade für Kunden, die ihre bereits vorhandenen Oracle-Anwendungen modifiziert haben. Zudem sei die Installation jeder großen ERP-Suite (Enterprise Resource Planning) und jeder CRM-Software (Customer Relationship Management) - ob von Oracle, Peoplesoft oder irgendeinem anderen Anbieter - eine große Herausforderung. Die Lösung dafür liege im Outsourcing-Modell, das Oracle seinen Kunden anbiete, propagierte Ellison. Da sich Oracle mit seinen Produkten am besten auskenne, sollten die Anwender die

Installation und Pflege der Software auch dem Hersteller überlassen. Dadurch bliebe ihnen mehr Zeit, um sich um ihr eigenes Kerngeschäft zu kümmern, so die Ellison-Argumentation.

Zu den Produktvorstellungen dieser Woche gehörten daher auch das Programm "Oracle 11i Upgrade to E-Business Suite Outsourcing", in dessen Rahmen Anwender ihre bisherige Oracle-Lösung auf ein gehostetes Servicemodell upgraden können. Dieses richtet sich vor allem an Kunden, die bislang die E-Business-Applikationen 10.7 und 11.0.3 einsetzen. Die entstehenden Kosten sollen auf fünf Jahre verteilt werden. In diesem Zeitraum erhalten die Kunden zudem Upgrades aller großen Softwareneuerungen.

Auch den 11i-Intessenten, die das Paket in eigener Regie betreiben wollen, bietet Oracle Upgrade-Services. In diesem Fall zahlen die Kunden einmalig einen festen Preis.

Einige Analysten sind skeptisch, ob es Oracle gelingen wird, seine Anwender kurzfristig in größerer Zahl zur Aufrüstung ihrer Software zu bewegen. Jennifer Kemmeter, Analystin bei AMR Research, weist in diesem Zusammenhang auf die vielen Bugs hin, die anfangs in 11i enthalten waren. Diese Tatsache habe bei den Kunden den Eindruck hinterlassen, dass Oracle seine Versprechen nicht gehalten habe. Seit der Veröffentlichung von 11i hatten laut Kemmeter viele Anwender damit zu kämpfen, rechtzeitig die nachgelieferten Upgrades zu installieren. Durch die dabei anfallenden Kosten hätten einige ihre IT-Budgets eklatant überziehen müssen.

Dem Marktforschungsunternehmen Forrester zufolge stehen den Anbietern von Business-Software in diesem Jahr generell harte Zeiten bevor. In einer vor kurzem durchgeführten Umfrage unter den größten 3500 globalen Unternehmen gaben nur 26 Prozent der Firmen an, in diesem Jahr Enterprise-Anwendungen kaufen zu wollen. Im vergangenen Jahr planten noch 58 Prozent der Befragten, in Business-Software zu investieren.

"Web-Services sind nur ein Hype"

In der anschließenden Frage-und-Antwort-Sitzung beteuerte Ellison die Zuverlässigkeit der von Oracle gehosteten Anwendungen und machte kräftig Werbung für Oracle-Applikationen auf Linux-basierten Intel-Rechnern. Zum Thema Web-Services hingegen hatte er kaum Gutes zu sagen. Hierbei handele es sich um ein Phänomen, das einen Hype erfahren habe, wie es in der Modewelt üblich sei. "Web-Services sind eine wichtige neue Technologie und wir unterstützen sie", beteuerte er zwar. Aber die Vorstellung, dass Oracle und Siebel ihre Anwendungen mit einer Web-Services-Schnittstelle versehen werden, damit es für die Kunden einfacher ist, beispielsweise SAP-Software mit einzubinden, "ist das Lächerlichste, was ich in meinem ganzen Leben gehört habe", fügte Ellison hinzu. (ka)