Apple-Entwickler soll Probleme mit den Portablen loesen Immer noch Schwierigkeiten im Fertigungsprozess von Dell-Rechnern

11.06.1993

AUSTIN (IDG) - Die texanische Dell Computer Corp. kaempft momentan mit Problemen, die einerseits auf fehlerhafte Produktion und andererseits auf fehlende Produkte im Notebook-Sektor beruhen.

Nachdem die 320N-Notebooks mit Qualitaetsproblemen auf den Markt kamen und im April die ersten Modelle des neuen Notebooks 325SLI zurueckgerufen und die Hauptplatinen ausgetauscht werden mussten, tauchen nun bei einigen Dimension-Systemen Gehaeuseprobleme auf. Das Chassis der Rechner laesst sich nicht mehr schliessen, wenn Erweiterungskarten, insbesondere solche mit voller Bauhoehe, installiert werden. Betroffen sind die Tischgehaeuse der Dimension- 486-Rechner mit 33 Megahertz Taktfrequenz. Die Geraete im Tower- oder Small-Footprint-Chassis lassen sich problemlos erweitern.

Als Folge der Qualitaetsprobleme bei den Notebooks sank der Anteil dieses Bereichs am Gesamtgeschaeft von Dell von zwoelf auf zehn Prozent (siehe auch CW Nr.23, Seite 4).

Die Texaner vergleichen sich in punkto Schnelligkeit bei der Auslieferung - im Durchschnitt innerhalb von drei Tagen - gern mit einer anderen Computerfirma aus Texas, Compaq Computer, die manchmal Lieferzeiten von einem Monat oder mehr haben. Doch zieht Dell bei einer Rechnergattung eindeutig den Kuerzeren: Notebooks mit 486-CPU sind von Dell nicht zu haben. Und auch bei Portablen mit Aktiv-Matrix-Display muss der Direktvertreiber passen.

Firmengruender Michael Dell will diesem Defizit nun zu Leibe ruecken und zwar in Gestalt von John Medica, dem neuen Vice- President fuer portable Produkte. Medica kam im April dieses Jahres von Apple Computer, wo er als Chef-Entwickler die Verantwortung fuer die erfolgreiche Powerbook-Linie trug. Kenner der Branche vergleichen Dells heutige Situation mit der von Apple vor der Einfuehrung der Powerbooks. Damals war Apple ebenfalls ein "Zauderer im portablen Rechnermarkt mit einigen schrecklichen Maschinen, die sich nicht richtig verkaufen liessen", beschreibt Matthew Cain, Analyst der Meta Group, Westport, die Situation.

Ein moeglicher Grund fuer Dells Schwierigkeiten bei den tragbaren Rechnern liegt nach Ansicht von Analysten auch im enormen Erfolg der Texaner bei den anderen Systemen. Allerdings raeumen die Branchenkenner ein, dass der Laptop-Markt kritisch fuer den zukuenftigen Erfolg des Unternehmens ist. John Medica plant, in den naechsten zwei oder drei Jahren fuer seinen Bereich einen Anteil am Gesamtvolumen zu erzielen, der vergleichbar mit Dells Position im Desktop-Markt ist.

In einem ersten Schritt will der neue Vice-President die "Versehen der Vergangenheit" korrigieren und die Bildschirme der Notebooks auf den neuesten Stand der Technik bringen. Dazu gehoeren von hinten beleuchtete LCDs und Aktiv-Matrix-Displays. Ausserdem soll die Verarbeitungsleistung erhoeht und das Volumen der Geraete verkleinert werden. Ende des Jahres will man ein Notebook mit 486- CPU ausgeliefern. Ebenfalls kritisch ist allerdings die Frage, mit welchem 486-Chip es ausgestattet sein wird, da Intel die SL-Serie langsam durch die stromsparenden S-Chips mit einer Leistungsaufnahme von 3,3 Volt ersetzen will. Grosse Stueckzahlen kann Intel aber erst gegen Ende des Jahres liefern.

Medica ist sich dieses Problems bewusst und moechte gerne Allianzen mit fuehrenden Herstellern von Komponenten eingehen. Damit koenne man sich einen Vorsprung verschaffen und die Technologie-Entwicklungen 24 Monate im voraus sehen. Trotz der Schwierigkeiten, die Dell durch den Zukauf von Komponenten fuer die 320N-Notebooks erfuhr, moechte Medica an dieser Strategie festhalten. Auch zukuenftig wird Dell Teile aus OEM-Produktion beziehen und nur wenig veredeln.