Pilotprojekt am Rudolf-Virchow-Krankenhaus, Berlin, abgeschlossen

"APIR" hat Modellcharakter

09.06.1978

BERLIN - Das vom Berliner Senat initiierte " Automations-Projekt im Rudolf-Virchow-Krankenhaus" (APIR) wurde kürzlich abgeschlossen. Es unterstützt die Menßwerterfassung und -verarbeitung, die Befunderstellung sowie die Organisation in der Abteilung für Nuklearmedizin und Strahlentherapie. An dem Pilotprojekt hatten seit Dezember 1975 Mediziner, DV-Experten des Senates und Spezialisten der Firma C.H.F. Müller, Hamburg, eines Unternehmensbereichs der Philips GmbH, gearbeitet.

Bei den klassischen nuklearmedizinischen "in-vivo"-Untersuchungen werden dem Patienten radioaktiv markierte Substanzen zugeführt, die sich dann in den Organen des Körpers verteilen. Dieser Vorgang läßt sich von außen mit Detektoren wie Meßsonden, Gamma-Kameras, Szinti-Scanner und "Up-take"-Meßgeräten verfolgen. Bei "in-vitro"-Untersuchungen werden radioaktiv markierte Blut- oder Urinproben an einem "Bohrloch"-Meßplatz analysiert, der mit einem Probenwechsler kombiniert ist.

Für die Meßwerterfassung am Probenwechsler und an den "Up-take"Plätzen wurden im Rahmen des APIR spezielle Programme entwickelt, die neben der Steuerung und Überwachung der Meßelektronik verschiedene Plausibilitätsprüfungen ermöglichen. Die Daten werden von insgesamt drei Minicomputern (NUMAP I, II und III) online erfaßt und ausgewertet. Für die Meßwerterfassung und -verarbeitung an den szintigraphischen Arbeitsplätzen (Gammakamera Szintiscanner) wurden "schlüsselfertige" autonome Subsysteme eingesetzt. Die Interpretation der Meßergebnisse erfolgt über einen Arzt-Rechner-Dialog am Bildschirm. Ein Befunddialog erfordert im Durchschnitt 12 Programmschritte.

Nach der Befunderstellung wird vom Rechner automatisch der Text für den Arztbrief zusammengestellt und - wenn gewünscht - fertig adressiert ausgedruckt.

Im Rahmen der Organisation in der "Nuklearmedizinischen Diagnostik" setzen die Berliner die EDV für Patientenanmeldung und Terminbuchhaltung, das Verwalten der Arztadressendatei, das Erstellen von Arbeitslisten sowie für das Drucken von Etiketten ein.

Im Bereich der Strahlentherapie der Weddinger Klinik unterstützt ein Minicomputersystem Dosimetrie und Dosisberechnungen. Demnächst soll der Rechner auch die Ablauforganisation übernehmen.

Für die Datenverarbeitung in der "Nuklearmedizin" werden im Rudolf-Virchow-Krankenhaus insgesamt fünf miteinander gekoppelte Minicomputersysteme eingesetzt, wobei die DV"Zentrale" von einem Doppelrechnersystem gebildet wird (NUMAS und NUMOS). Das Nuklearmedizinische Verwaltungs- und Organisationssystem unterhält eine Datenbank für Patienten- und Meßdaten. Alle Arbeitsplätze - in der Anmeldung sowie die medizinisch-technischen - sind über Datensichtgeräte mit diesem Rechner verbunden. Das Nuklearmedizinisch-mathematische Auswertungssystem übernimmt die Weiterverarbeitung der an den Meßplätzen erfaßten Daten. Bei Ausfall eines der Zentralsysteme kann der Dialog mit dem Benutzer über die andere Anlage weitergeführt werden.

Fallen beide Zentralrechner aus, laufen Meßwerterfassung und -vorverarbeitung autonom mit Hilfe der NUMAPS-Subsysteme weiter. Eine EDV-unterstützte Befunderstellung und Organisation ist dann allerdings nicht mehr möglich.

Das Modellprojekt "APIR" wurde so ausgelegt, daß es sich jederzeit ohne größeren Aufwand auch von anderen Krankenhäusern übernehmen läßt.