Wenn die Maske zum Sachbearbeiter muß, freut sich die Post:

Anwendungen wie auf der Speisekarte

25.09.1981

Dumme Terminals in DDP-Konzepten belasten den Hauptrechner und bringen der Bundespost gute Einnahmen dank Leitungsgebühren. Außerdem kann niemand mehr arbeiten, wenn der Zentral-Hobel einmal ausfällt. Intelligente Terminals hingegen mit programmierbaren Funktionstasten sind für den Dialogverkehr weitaus besser geeignet, meint Dieter Ripken, und beschreibt das Problem aus seiner Sicht.

Seit Einführung der EDV wurden die Rechner immer größer, die Datenerfassung immer massiger, die Verarbeitung immer zentraler und die Zeiten immer länger. Die Zeit nämlich, die verging, bis dem Sachbearbeiter das Ergebnis seiner zur Verarbeitung gegebenen Daten bekannt wurde.

Die Methode hieß zentrale (aber auch dezentrale) Massendaten-Erfassung und Batch-Verarbeitung - und für manche ist es immer noch die Methode. Stapel von Belegen, später Lochkarten, dann Magnetbänder oder eventuell Disketten wurden per Bundes- oder Hauspost herangeschafft und von Rechnern verschlungen.

Schnelle Ergebnisse

Seit Einführung der Datenfernverarbeitung hat sich die Situation verbessert: Dezentrale Daten, Remote Job eingegeben, brachten schnellere Ergebnisse - und der Post Einnahmen aus Leitungsgebühren.

Bildschirm-Sichtgeräte und damit Computer-Dialog kamen auf. Online hieß jetzt die Devise, die Rechner wurden noch größer. Der "entlegene Winkel" hat nun seinen eigenen Draht zum Rechner in der Zentrale und die Post noch mehr . . .

Auskunftssysteme erlauben Dialog-Zugriff auf zentrale Datenbanken. Maskengesteuerte Datenerfassung macht den Einsatz von Bildschirm-Sichtgeräten möglich. Der Sachbearbeiter spricht direkt mit dem Computer. Alle sind zufrieden, die Post auch. Denn die Bildschirm-Sichtgeräte sind "dumm". Die Intelligenz sitzt in der Zentrale, die Maske muß zum Sachbearbeiter, und das geht nur über die Datenleitung.

Je mehr Bildschirme, desto mehr Verwaltung und Belastung des Zentralrechners, denn er soll ja neben dem Dialog auch verarbeiten. Fällt er aus, kann keiner mehr arbeiten. Mancher leistet sich deshalb Doppelsysteme.

Andere gehen andere Wege. Man fängt an, die Intelligenz, die Datenbank und sogar die Verarbeitung zu verteilen. Aus den "dummen" Terminals sind kleine Computer geworden. Sie haben Bildschirm-Arbeitsplätze - natürlich ergonomische -, sie sprechen Cobol, PL/1, Assembler, manchmal Fortran oder Basic. Sie haben genug Speicher für die notwendigen Dateien und Programme und können mit dem Zentralrechner kommunizieren. Nur wenigen jedoch ist es möglich, aus dem dezentralen Anwendungsprogramm heraus in Dialog mit dem Hauptrechner zu treten. Ist etwas nicht auf der eigenen Platte zu finden, wird beim Mainframe nachgefragt. Und das vollzieht der Sachbearbeiter, ohne zusätzlichen Aufwand, genauer: Das Anwendungsprogramm führt es für ihn aus.

Diese "Kleinen" können viel: kommerzielle Anwendungen, dezentrale Pflege zentraler Programme, compilieren, assemblieren, editieren, kommunizieren im Batch und Dialog - und das alles gleichzeitig. Man wählt seine Anwendung wie auf einer Speisekarte, die auf dem Bildschirm angezeigt wird. Sie haben programmierbare Tastaturen, wobei der Sachbearbeiter bestimmt, welche Taste welche

Funktion haben soll, und sie sind verfügbar, auch wenn der "Große" ausfällt. Kurz: Intelligente Terminals sind flexibel und leistungsfähig.

* Dieter Ripken, Transac Datensysteme GmbH, Frankfurt.