Anwender wollen CeBIT-Exponate live sehen und anfassen

06.03.1987

Mit der Begründung, das Fachpublikum rechtfertige den Aufwand für die Demonstration komplexer Systemlösungen nicht immer, hat Hewlett-Packard für die diesjährige CeBIT den Schwerpunkt von Exponaten auf Fachvorträge verlagert. Beratungen anstelle von Vorführungen und Hardware stehen auch am DEC-Messestand im Vordergrund. Das Gros der von der COMPUTERWOCHE befragten DV/Org.-Leiter kann mit einem solchen Angebot jedoch nichts anfangen, will neue Produkte lieber live sehen und anfassen können. Denn, so erklärt Ulrich Linnenkämper von den Eichhoff-Werken, für ausführliche Beratungsgespräche reicht die kostbare Zeit nicht aus. Aus demselben Grund zieht auch Helmut Gebauer es vor, sich die Anbieter zu einem späteren Termin ins Haus kommen zu lassen. Für Rolf Magold von der Frankfurter Andreae-Noris-Zahn AG hingegen stellen Beratungen in Richtung Bürokommunikation und Vernetzung eine interessante Ergänzung zu Messen dar. Auch Jens Dembeck kommt dieses Angebot entgegen, er muß neue Produkte nicht in natura sehen. Unvorbereitet fährt von den DV-Profis allerdings keiner nach Hannover, gilt es doch, möglichst großen Nutzen aus der Messe zu ziehen. cp

Horst Beuermann, DV-Leiter, Elmeg GmbH, Peine

Wir haben die Erfahrung gemacht, daß Hersteller Beratungen grundsätzlich auch außerhalb von Messen anbieten, und zwar meist unter dem Gesichtspunkt, die eigene Produktpalette darzustellen. Solche Veranstaltungen finden das ganze Jahr über statt, dazu erhalten wir auch häufig Einladungen. Bei Messen konzentriere ich mich in erster Linie darauf, bereits vorhandene Kontakte zu Herstellern zu pflegen und mir über Neuheiten einen Überblick mit Basiswissen zu verschaffen. Größere Produktpräsentationen halte ich allerdings während der Messe für unangebracht. Detaillierte Informationen über ein Produkt, das für uns von großem Interesse ist, holen wir nach dem Messetrubel beim Hersteller ein, oder wir lassen den Hersteller zu uns ins Haus kommen. Dafür steht dann auch die nötige Zeit zur Verfügung, die man während eines Messebesuches für Vorträge oder Seminare gar nicht aufbringen kann. Ein solches Angebot bringt uns keine Vorteile.

Jens Dembeck, Leiter des Rechenzentrums und der Systemprogrammierung, MCM Klosterfrau Vertriebs GmbH, Köln

Ein Besuch auf der CeBIT bedeutet für mich gewöhnlich einen Dreivierteltag Pflicht und einen Vierteltag Kür. Das Pflichtprogramm setzt sich zusammen aus Besuchen bei etwa fünf Ausstellern, bei denen ich mich über bestimmte Themen schlau mache. Das Wissen, das ich bei dem einen Anbieter erworben habe, verwende ich anschließend im Gespräch mit dem nächsten und so fort. Das macht für mich den Reiz der Messe aus. Entscheidend dabei ist, daß man sich als Messebesucher vorbereitet hat und ein gewisses Konzept verfolgt. Mein diesjähriges Messeprogramm beinhaltet PCs, speziell PC-Vernetzung. Ein Beratungsangebot von Herstellerseite kommt mir insofern entgegen, als ich neue Produkte nicht live sehen muß, dafür genügen mir Fotos. Im Anschluß an das Pflichtprogramm gönne ich mir einige Stunden, in denen ich durch die Hallen flaniere und die Optik - insbesondere hübsch dekorierte Stände - auf mich wirken lasse.

Helmut Gebauer, Org./DV-Leiter, Eckardt AG, Stuttgart

Hauptmotiv für einen CeBIT-Besuch waren und sind für mich Detailprobleme zu Entwicklungen, die bereits vorgedacht sind, und das Finden geeigneter Hardwarekomponenten. Beratungen allgemeiner Art, die für unser Haus interessant sind, lassen sich meiner Meinung nach nicht in einer halben Stunde erledigen. Ich ziehe es vor, den Anbieter hierfür -

auch nach Kontaktaufnahme auf der Messe - zu einem späteren Zeitpunkt ins Haus zu holen, um ausführliche Gespräche führen zu können. Da ich für einen Messebesuch meist nicht mehr als einen Tag aufbringen kann, bereite ich spezielle Themen vor, über die ich mich nach den obengenannten Gesichtspunkten informiere. Häufig bezieht sich das auf Hardwarekomponenten; die Softwareprobleme können oft nur kurz gestreift werden. In diesem Jahr stehen Fragen zur Betriebsdatenerfassung, Zeiterfassung und Auftragsrückmeldung auf meiner Liste ganz oben. Zu diesem Zweck werde ich einige Aussteller ganz gezielt aufsuchen.

Jörk Spranger, Bereichsleiter DV/Org., Fiat Automobil AG, Heilbronn

Erfahrungsgemäß ist die Zeit während einer Ausstellung wie der CeBIT zu kurz, um echte Beratungsgespräche mit vielen Anbietern führen zu können. Eine Messe kann meiner Ansicht nach nur dazu dienen, ein Interesse zu wecken - alle weiteren Schritte sollten dann vor Ort, sprich: beim Anwender oder Hersteller, durchgeführt werden. Da das Angebot auf der CeBIT so immens groß ist, suche ich ganz gezielt nur fünf bis sechs Aussteller auf. Dabei interessieren mich deren Exponate allerdings weniger als Beratungen und Vergleiche, die während der Ausstellung der CeBIT schnell und gründlich möglich sind. Schließlich und endlich muß man, wenn man wie ich nur wenig Zeit für den Messebesuch erübrigen kann, möglichst viel Nutzen daraus zeihen und darf sich nicht verzetteln. In diesem Jahr bin ich auf der Suche nach bestimmten Lösungen im PC-Bereich.

Klaus Giesenow, DV-Leiter, Austin Rower Deutschland GmbH, Neuss

Ich glaube, daß sich die Hersteller verzetteln, wenn sie während der CeBIT den Schwerpunkt auf Fachvorträge verlagern. In den früheren Jahren fanden in den Trelements bereits Seminare für Anwender statt. Ein solches Angebot würde bedingen, daß man neben den ausgestellten Produkten, für die man bislang zwei bis drei Tage einkalkuliert hat, sich zusätzlich Zeit nehmen muß. Dabei weiß man noch nicht einmal, ob die Referate tatsächlich neue und interessante Informationen bieten. Wenn der überwiegende Teil der Aussteller sich auf diese Art und Weise auf der Messe präsentiert, brauchte man nicht mehr nach Hannover zu fahren, sondern könnte sich im nachhinein die gesammelten Werke kommen lassen. Selbst wenn externe Referenten für die Vorträge eingesetzt werden, ist nicht gewährleistet, daß das Angebot herstellerneutral ist. Sinnvoll halte ich ein solches Beratungsangebot beispielsweise für den Bereich der Netzwerke.

Ulrich Linnenkämper, Leiter Org./DV, Eichhoff-Werke GmbH, Lüdenscheid

In Begeisterung kann mich in solches Beratungsangebot von Anbieterseite nicht unbedingt versetzen. Während der CeBIT gilt mein Hauptaugenmerk vor allen Dingen den ausgestellten Exponaten.

Dazu ist es erforderlich, bereits vor der Messe aus den Unterlagen und Einladungen, mit denen wir von Herstellerseite überhäuft werden, die interessantesten Mitteilungen herauszufiltern. Produkte, deren Einsatz in unserem Hause in Frage kommen, besichtigen wir dann am Messestand; eventuell wird auch gleich ein Termin mit einem Verkaufsrepräsentanten für einen späteren Zeitpunkt vereinbart.

Es ist allerdings nicht ausgeschlossen, daß man erst während des Messebesuches auf Dinge stößt, an die man vorher nicht dachte. Auf der diesjährigen CeBIT werden wir uns speziell über die Bereiche Textverarbeitung und Zeiterfassungssysteme informieren.

Aus zeitlichen Gründen steht dafür jedoch nur ein Tag zur Verfügung, der gerade dazu ausreichen wird, sich einen groben Überblick über die wichtigsten Neuerungen zu verschaffen.

Rolf Magold, DV/Org.-Leiter, Andreae-Noris-Zahn AG, Frankfurt

Ganz gleich, ob Beratungen während einer Messe angeboten werden oder nicht: Wesentliche Entscheidungen beispielsweise über den Kauf eines Produkts trifft der Anwender nicht dort.

Ich vermisse bisher im Grunde immer noch die Demonstration vernünftiger Anwendungslösungen. Interessant fände ich Beratungen über Hard- und Softwarekonzepte oder auch Bürokommunikation und Vernetzungen. Denn das sind Probleme, denen sich jeder DVer stellen muß. Beratungen in dieser Richtung sind also eine interessante Ergänzung, wenn auch nicht brandneu.

Unternehmensberatungen und Softwarehäuser stellen ihre Softwarelösungen seit längerem in dieser Form vor. Meiner Meinung nach ließe sich das ebenso auf Hardwareanbieter übertragen. Leider wird meine Zeit jedoch auch in diesem Jahr nur dazu ausreichen, um den Informationsstand oberflächlich aufzufrischen.

Fach- und Sachlösungen im Anwendungsbereich sind für mich die wesentlichen Punkte auf der CeBIT. Über neue Hardware-Produkte informieren die Hersteller bereits im Vorfeld, so daß hierfür wenig Anreiz für mich besteht.