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Antreiber und Getriebener

12.02.2003
Von Klaus Mühleck
Obwohl erst seit gut einem Jahr bei Audi in Ingolstadt, hat der Chief Information Officer (CIO) der IT-Abteilung ein neues Selbstbewusstsein verpasst. Klaus Mühleck bezeichnet IT als „Kernres-source“ und sieht sie als wesentliche Integrationstechnik.

Er gehört zu den Managern, die Dynamik ausstrahlen und andere mitreißen. Seine Größe betont noch seine Entschlossenheit. Er ist ein Getriebener, will kein Thema und keinen Trend verpassen, und er treibt an. Alles sollte lieber heute als morgen umgesetzt werden - natürlich wohldurchdacht, wie sich das für Ingenieure gehört. Er selbst beschreibt sich als „teamorientierter IT-Manager mit klaren Visionen und Umsetzungs-Roadmaps“. Sein Ziel ist es, „Informationstechnik als Kernressource im Unternehmen“ zu verankern. Mühleck ist seit einem Jahr der höchste Datenverarbeiter beim Automobilbauer Audi in Ingolstadt. Zuvor arbeitete er einige Jahre im Daimler-Konzern und war dort zum Schluss CIO des Bereichs Automotive.

Wuseln an allen Ecken

Mühlecks Mitarbeiter müssen damit rechnen, dass ihr Job auch in den nächsten Jahren nicht langweilig wird. Eines der aktuellen Themen, die ihn besonders umtreiben, ist das der Prozessnetzwerke, also die Integration der eigenen Prozesse mit denen der Zulieferer, Kunden und Handelspartner. Bei Audi selbst manifestiert sich die enge Verflechtung zwischen den Geschäftsabläufen und der IT als „Integrationstechnik“ in der Existenz eines konzernübergreifenden Vorstandsausschusses „Prozess-Management und IT“ sowie in der umfassenden Mitarbeiterschulung. Laut Mühleck hat der Autokonzern seine knapp 50 000 Mitarbeiter zumindest Grundkenntnisse über Geschäftsprozesse und Informati-onstechnik des Konzerns vermittelt. Seine eigene Rolle bei der Gestaltung sieht er als die eines „Enablers“. Er sei zwar kein Prozesseigner, aber er müsse eine Plattform für die Abläufe bereitstellen. „Wir IT-Manager fühlen uns für die Prozesse verantwortlich, auch wenn die Bezeichnung Chief Processing Officer bei uns noch nicht etabliert ist.“ Besonders gefreut hat ihn, dass auch der oberste Autobauer des VW-Konzerns, zu dem Audi gehört, Vorstandschef Bernd Pischetsrieder von der Einrichtung des IT-Vorstandsausschusses begeistert war.

Der Chefinformatiker wuselt oder lässt an allen Ecken und Enden wuseln: Mitte November beispielsweise veranstalteten seine Computerleute zwei Tage der offenen Tür mit 80 externen IT-Partnern, um den eigenen Mitarbeitern aus den anderen Abteilungen, aber auch der Öffentlichkeit zu zeigen, wie eng mittlerweile IT und Internet mit der Automobiltechnik verwoben sind. Trotz der großen beruflichen Belastung bemüht sich Mühleck seinem Lebensmotto die Balance zwischen Arbeit und Freizeit zu halten, gerecht zu werden. Gelingt ihm das, wird sich sicher vor allem seine Familie freuen, er ist verheiratet und hat drei Kinder.

Mühleck versucht sich mit Radfahren zu entspannen, in den Wintermonaten gönnt er sich hin und wieder ein Wochenende auf Skiern. Obwohl er gerne liest, wollte er uns nicht verraten, was gegen-wärtig als Lektüre auf seinem Nachtkästchen liegt, auch vor einer Empfehlung für die COMPUTER-WOCHE-Leser hat er sich gedrückt.


Zur Person

Der Audi-CIO wäre am liebsten Musiker oder Opernsänger geworden. Nun muss er sich mit IT-Plattformen und Standards ärgern, die je nach Interessenslage der IT-Industrie wechseln. Mühleck fürchtet, dass der Einfluss der IT-Kunden zunehmend geringer wird.