Componentware / Kommentar

Anstelle der reflexschwachen Alleskönner

23.01.1998

Was ist eigentlich aus dem Componentware Consortium geworden? Dessen Mitglieder haben ihr Anliegen, bei den Herstellern auf offene Schnittstellen zu drängen, in letzter Zeit zumindest unter Ausschluß der Öffentlichkeit vorgetragen.

Normalerweise wird derlei als Anfang vom Ende eines Trends interpretiert. Ein solcher Abgesang ließe sich auch damit begründen, daß in der entscheidenden Frage der Middleware keine Annäherung gegensätzlicher Positionen zu erkennen ist. Unverändert stehen sich die Konzepte von Microsoft und Object Management Group gegenüber. Inzwischen bezeichnen manche die Komponentenentwicklungen im Java-Markt als dritten Weg.

Wie zu erwarten, wirkt eine solche Situation abschreckend auf die Anwender. Doch in diesem Fall hat der Streit eher die Aufmerksamkeit für Component- ware erhöht. Daß das Interesse sogar zugenommen hat, ist nun nicht Ausdruck schierer Freude am Disput, sondern Hinweis auf Verlegenheiten auf seiten vorausdenkender Entwickler.

Die DV soll kleine, flexible, Organisationseinheiten unterstützen, die untereinander global in Verbindung stehen. Aber dieser Anforderung können die marktführenden massiven Programme vom Schlage "Alleskönner, aber schwache Reflexe" nicht genügen. Eine gut organisierte Schar von Komponenten verspricht, mindestens ebenso leistungsfähig, einfacher auf neue Aufgaben zu trimmen und kostengünstiger zu sein.

Allerdings wären Anwender schlecht beraten, einem derzeit allenfalls halbstarken Hoffnungsträger hinterherzurennen. Diesmal können sie sicher sein, daß die Hersteller schon für mehr Reife sorgen werden. Denn die gehen selbst davon aus, daß Codemonolithen den Anforderungen der Zukunft nicht genügen werden.