Anforderungsprofil en detail:DB-Geheimnis für Neulinge durchsichtiger

25.09.1981

Einen Anforderungskatalog hat der Autor des folgenden Artikels hier zusammengestellt. Rainer Burken, der sein Produkt, die Datenbank Data '600, mit dem Prädikat "relational" versieht, hat hier eine lange Reihe von Gesichtspunkten aneinandergefügt, die für Anwender, speziell für Erstanwender von Datenbanken, wichtig werden können.

Aus Entwicklung und Einsatz unserer Datenbank haben sich eine Reihe von Gesichtspunkten herauskristallisiert, die die Anforderungen des Endanwenders (im Sinne der Fachabteilung) beleuchten. Die Erfahrungen zeigen deutlich, daß ausgeprägte Fehlvorstellungen über Voraussetzungen und Qualifikationsansprüche, die für den Einsatz einer Datenbank erfüllt sein müssen, existieren.

Um das Anforderungsprofil richtig zu bewerten, sollte man voraussetzen, daß derjenige, der heute den Einsatz einer Datenbank plant, weiß, warum und wofür Datenbanken eingesetzt werden.

lm wesentlichen lassen sich drei Anstöße für das merklich ansteigende Interesse, Datenbanken einzusetzen, anführen.

- Das steigende Informationsbedürfnis im Betrieb, sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht, ist mit den heute praktizierten Methoden der Informationsversorgung nicht mehr abzudecken. Das gilt in wirtschaftlicher wie auch sachlicher Hinsicht.

- Informationswünsche sind in hohem Maße personenabhängig. Daraus leitet sich der Wunsch, die Informationskontinuität und die hohe Aussageflexibilität zu sichern, ab.

- Der Aktualitätsgrad der Information steigt ständig.

Nach unseren Feststellungen handelt es sich bei den Interessenten sehr oft um Leute, die auf der Suche nach einer Problemlösung für ganz spezielle Aufgabenstellungen sind; Aufgabenstellungen, die bislang rein manuell auf Basis von Karteien und Ordnern bewältigt wurden. Dabei sind diese Anwendungen oftmals schon durch EDV-Einsatz angegangen. Es handelt sich jedoch durchweg um Lösungen, die in der Gewinnung formal und/oder inhaltlich anders dargestellter Information zu schwerfällig zu erhalten sind. Die Notwendigkeit zusätzlicher Programmierarbeiten ist ein Kennzeichen dieser Schwerfälligkeit.

Bisweilen stoßen wir auch auf EDV-Lösungen, die heute schon durch Datenbanken gekennzeichnet sind, wo aber die eingesetzte Datenbank eben zeitlichen Anforderungen zur Informationsgewinnung nicht genügt. Solche Anwender suchen nach neuen Lösungen, die den Datenbank-Anwender von dem hohen administrativen Aufwand, der sich durch Änderungen und Erweiterungen im Einsatz einer Datenbank ergibt, befreien.

Teilweise verblüffend ist die Unkenntnis und Überraschung vieler Interessenten darüber, wie vielfältig Datenbanken neuerer Technologie eingesetzt werden können und wie relativ einfach sie teilweise zu bedienen sind. Dies resultiert unseres Erachtens aus der Meinung, daß man, um eine Datenbank einzusetzen und sie optimal fahren zu können, neben breitem EDV-Wissen auch ein tiefergehendes Verständnis der Struktur und Arbeitsweise der Datenbank haben müßte.

Den Anwender interessiert, ob mit Hilfe einer Datenbank sein Problem gelöst werden kann, und nicht, ob es sich bei dieser Datenbank um eine hierarchische Datenbank mit dieser und jener Zugriffsmethode, oder um eine quasirelationale Datenbank nach diesem oder jenem Verfahren handelt.

Der Anwender fordert generell ein Werkzeug, mit dem er sein Datenmaterial möglichst flexibel abfragbar machen kann.

Er verlangt, daß dieses Werkzeug sowohl für Dialoganwendungen wie auch in herkömmlichen Batch-Anwendungen einfach und mit hohem Datendurchsatz einzusetzen ist. Moderne Datenbanken erhalten somit beinahe den Charakter eines Software-Werkzeuges, das sich durch Einfachheit des Einsatzes für sehr unterschiedliche Personengruppen auszeichnen sollte.

Eine Datenbank muß von den Sachbearbeitern in den Fachabteilungen bedient werden können und innerhalb des Einsatzgebietes leicht erweiterbar sein. Nach unseren Feststellungen möchte der Anwender über zwei oder drei vorhandene Dateien flexible, interaktive Abfragen auslösen. Bestehende Programme (zum Beispiel in Batch-Umgebung) dürfen nicht tangiert werden.

Als nächster Wunsch kommt oft die dezentrale Bearbeitung dieser Dateien durch die Fachabteilung auf. Das Ziel ist offenkundig: Man will aus der Schwerfälligkeit zentraler File-Verwaltungen heraus, um so eine wirkungsvolle Steigerung der Informationsaktualität zu erreichen.

Die Anspruchsfolge für die Datenbank ist genauso klar; sie muß die Eignung für einen Netzwerk-Einsatz haben.

Gerade aus dem Wunsch nach dezentralem Einsatz entsteht die Anforderung nach hoher Flexibilität der Datenbank und vor allem nach Benutzerfreundlichkeit. Dabei sind folgende Attribute besonders zu beachten:

- schnellste Erlernbarkeit,

- keine syntaktischen Eigenschaften, die durch menschliches Vergessen negativ getroffen werden,

- Resistenz gegen Bedienungsfehler,

- Anpassung der Dialogführung an den Erfahrungsfortschritt, das heißt vor allem

- die Möglichkeit zu schaffen, an kritischen Punkten über die allgemeine Bedienerführung hinausgehende Informationen zu erhalten

- und nicht zuletzt übersichtliche, mit Beispielen versehene Benutzerhandbücher, die in der Sprache des Anwenders gehalten sind.

Zu der Flexibilität für den Anwender gesellt sich die Forderung nach Flexibilität bei der Datenbank-Verwaltung.

Bei der organisatorischen Verwaltung einer Datenbank wird großer Wert darauf gelegt, daß

- wenig organisatorischer und systemtechnischer Aufwand bei der Installierung einer Datenbank entsteht;

- eine leichte Anpassung an strukturelle Änderungen (zum Beispiel Erweiterung einer Datenbank, Feldveränderungen oder neue Datenbank-Dateien) oder organisatorische Änderungen (zum Beispiel Veränderungen des Datenschutzes, neue Benutzer) möglich ist;

- neue Anwendungsgebiete für eine Datenbank, die leicht in die bestehende Datenorganisation zu integrieren und mit ihr zu verknüpfen sind;

- eine einfache Handhabung des Listgenerators, die eine effiziente Möglichkeit zur Erzeugung von Listen beziehungsweise Formularen bietet.

Zu guter Letzt dominiert der Wunsch nach der hohen Leistungsfähigkeit des Systems; denn diese ist entscheidendes Kriterium für den Einsatz einer Datenbank. Sie wird bestimmt durch:

- schnelle Antwortzeiten, auch bei großen Datenmengen und komplexen Aufgaben;

- hohen Datendurchsatz, auch bei Batch-Applikationen.

Als selbstverständliche Voraussetzungen werden generell Vorteile angesehen, die aus dem Einsatz moderner Datenbanken resultieren.

Zu diesen gehören unter anderem:

- Mehrere Benutzer müssen gleichzeitig einen bestehenden Datenbestand auswerten können;

- der Benutzer muß programmunabhängig über eine Abfragesprache seine Informationen erhalten;

- Zentralisierung der vorhandenen Daten, was unmittelbaren Einfluß auf die Redundanzfreiheit, Datenintegrität und die Datenkonsistenz hat;

- Wegfall der üblichen aufwendigen und zeitraubenden Auswertungsprogrammierung durch den Einsatz eines der Datenbank zugeordneten Report-Writers.

*Rainer J. Burken ist Geschäftsführer der Datanorm GmbH, Freiburg.