Weil bei der Einführung ohnehin vieles nicht so läuft wie geplant:

Anbieter sorgfältig auswählen und vor der Entscheidung auf den (Erfahrungs-)Zahn fühlen

07.04.1989

Wenn die erforderlichen Investitionen aufgebracht werden können, kann die Antwort auf die Frage nach der Einführung eines PPS-Systems nur positiv ausfallen, meint Lothar Frhr. von Arnim*. Doch bevor die Entscheidung für ein bestimmtes Produkt fällt, ist höchste Umsicht geboten: Individualsoftware kann leicht zum finanziellen Desaster führen, Arnim setzt auf bewährte Standardprogramme.

Das drängende Thema der Produkt- und Produzentenhaftung berührt unser Unternehmen sehr, denn neben allen rechtlichen Fragen spielt doch die Produktidentität die Hauptrolle. Die Nachahmer werden bekanntlich nicht weniger; die hergestellten und gelieferten Produkte, Einzel- oder Ersatzteile lassen sich nicht immer als Originalteile identifizieren und auch nachweisen?

Nach dem neuen Produkthaftungsgesetz wird ja nur noch geprüft, ob das Produkt einen Fehler hat. Wenn dies der Fall ist, dann haftet der Hersteller immer - gleichgültig, wer diesen Fehler verursacht oder verschuldet hatte.

Was wir also brauchen ist eine möglichst dauerhafte, dokumentenechte, eindeutige Kennzeichnung, um den rechtlichen Anförderungen zu genügen.

Aber auch für eine Produktionssteuerung ist die Teile- oder Baugruppenkennzeichnung wichtig, denn nicht immer kann der große Bruder Fertigungsleitrechner alle Teile verfolgen. Oft müssen diese erneut identifiziert werden - und das geht wohl am sichersten über die originäre Teilekennzeichnung.

Mit diesen Anwendungsfällen beschäftigen wir uns, und wie schon angedeutet, kann dies mit sehr unterschiedlichen Methoden und Verfahren gelöst werden.

Das gesamte Investitionsvolumen an Hard- und Software können wir uns in unserer Marktwirtschaft glücklicherweise von den Anbietern im Wettbewerb ermitteln lassen. Hier wird sich dann, abgeleitet von unseren Wünschen, ein Mindestbetrag herausstellen, den man am besten gleich einmal in Gedanken verdoppelt.

Wenn dieses Investitionsvolumen finanziert werden kann, sollte ohne zu zögern der Startschuß gegeben werden. Es muß noch eine andere Fragestellung erlaubt sein: Können wir es uns leisten, diese Investition nicht durchzuführen? Bei einem in die Zukunft planenden Unternehmen wird die Antwort immer positiv ausfallen.

Auch das atemberaubende Tempo des technischen Fortschritts bei der Hardware und die sich ständig verbessernden Programmpakete sollten nicht zum Zögern verleiten. Ist die Grundsatzentscheidung gefallen, dann ist sie jetzt richtig, und es fällt uns später dank rechtzeitiger Erfahrungen auch leichter, anspruchsvollere Aufgaben anzupacken.

Wenn wir uns entschieden haben, ein Auto anzuschaffen, dann werden wir ja auch heute nur das kaufen, was es zur Zeit gibt und nicht auf das Modell warten, das in seinen technischen Daten zwar schon weitestgehend bekannt, aber erst in drei Jahren lieferbar ist. So viel dazu.

Nun haben wir entschieden, daß ein PPS-System eingeführt wird. Wem geben wir den Auftrag? Es gibt weit über hundert mögliche Anbieter. Wer auch nur die Hälfte davon einschalten will, muß seinen Unternehmenszweck neu formulieren.

Der Anbieter muß unsere Sprache verstehen: Also frage ich danach, wer hat in vergleichbaren Anwendungsfällen die entsprechende Erfahrung. Sofort wird die Anzahl drastisch sinken - wahrscheinlich bereits unter zehn. Die restliche Auswahl ist schnell geschehen. Neben den meßbaren Größen scheint mir aber auch eine Beurteilung der im anbietenden Unternehmen zuständigen Mitarbeiter von ausschlaggebender Bedeutung zu sein. Denn daß vieles nicht so läuft wie erwartet, ist absolut sicher. Aber dann kommt es darauf an, wie Schwierigkeiten ausgeräumt werden. Danach sollte bei den Referenzanlagen gefragt werden.

Das gesamte System sollte weitestgehend aus Standard-Programmen

bestehen, die auch übernommen werden können. Wir haben uns für eine CTM 9032 mit 30 MB Speicherkapazität, mit zur Zeit 14 Bildschirmen und verteilter Intelligenz (2-Partitions-Betrieb) entschieden. Als Softwarehaus wurde die UBG, Unternehmensberatung Gommel, Regensburg, ausgewählt.

Begonnen haben wir im Sommer 1986; Zielsetzung war, die Einführung Ende 1987 als abgeschlossen betrachten zu dürfen. Diese ehrgeizige Zielsetzung ist sicher auch Grund dafür, daß wir heute nach einem weiteren Jahr (Verspätung) wohl doch noch recht gut im Rennen liegen, wenn wir uns an den Zeiträumen anderer, auch heute vorgestellter Anwenderlösungen Messen lassen.

*Lothar Frhr. von Arnim, Geschaftsführender Gesellschafter der Otto Borries KG, Leinfelden

Das Unternehmen

Als ein kleineres, mittelständisches Maschinenbau-Unternehmen hat die Otto Borries KG, Leinfelden, erst kürzlich ein PPS-System eingeführt. Das Unternehmen stellt eine umfangreiche Produktpalette mit großer Typenvielfalt her: Ein Schlagstempel für weniger als 10 Mark gehört ebenso zum Lieferprogramm wie eine vollautomatische Prägeanlage für die Automobil- oder Flugzeugindustrie, deren Volumen häufig die Millionengrenze überschreitet. Thema ist also das Beschriften überwiegend von Metall, wie zum Beispiel das Typenschild, die Gehäusenummer - von beispielsweise Motor oder Getriebe -, Einzelteilkennzeichnung und nicht zuletzt die Fahrgestellnummer an jedem unserer Fahrzeuge.