Blick an die Nasdaq

Amazon.com: Kursrakete ohne Brennstoff

12.05.2000
Von Markus Lindermayr*

Seit über einem Jahr bewegt sich der Kurs der Aktie von Amazon.com unter hoher Volatilität seitwärts. Mitte 1997 kletterte die Notiz zunächst von zwei auf 113 Dollar (nach Split). Bei keinem Internet-Wert gingen die Meinungen so auseinander. Während die einen an ewig steigende Kurse glaubten, gaben Skeptiker dem Online-Buchhändler keine Chance, jemals in die Rentabilität zu kommen. Ein Tatbestand, der sich bis heute nicht geändert hat. Mittels Fremdkapital wurde die Angebotspalette inzwischen um CDs, Videos, DVDs, Auktionen, Kosmetik, Software und Spiele erweitert. Neben der US-amerikanischen Website existiert auch ein eigenständiger Online-Auftritt in Deutschland und Großbritannien. Die Expansion zum virtuellen Kaufhaus "verbrannte" jedoch viel Finanzmittel; die Eigenkapitalreserven scheinen bald erschöpft zu sein. Nicht umsonst erschien der einstige Internet-Shooting-Star auf der Dotcom-"Todesliste" der renommierten US-Zeitung "Barrons". Es ist im Moment müßig, darüber zu spekulieren, ob die Profitabilität jemals erreicht wird. Die derzeitige Börsenkapitalisierung von 19,4 Milliarden Dollar erscheint allemal als überzogen. Aufgrund der hohen Verschuldung, des Margendrucks und der zunehmenden Konkurrenz sollte man sich deshalb trotz der Kurshalbierung von der Aktie trennen.

* Die Autoren sind Analysten der CMW GmbH in München. Die hier veröffentlichten Informationen beruhen auf Quellen, die wir für vertrauenswürdig und zuverlässig halten. Trotz sorgfältiger Quellenauswahl und -auswertung können wir für Vollständigkeit, Genauigkeit und inhaltliche Richtigkeit der Angaben eine Haftung nur insoweit übernehmen, als grobe Fahrlässigkeit oder Vorsatz Haftung begründen. Jede darüber hinausgehende Haftung wird ausgeschlossen. Für Angaben Dritter übernehmen wir kein Obligo, Aktienanlagen sind durch stärkere Kursschwankungen gekennzeichnet.