Allgemeine Konzepte für individuelle Sicherheitspolitik

02.02.1990

Da es bekanntlich keine hundertprozentige Sicherheit und schon gar nicht DV-Sicherheit geben kann, ist die Aussage, das durchschnittliche Sicherheitsniveau sei unzureichend, wohlfeil. Interessanter wird es dann, wenn die EG-Kommission sich daran macht, dieses diffuse Allerwelts-Unterbewußtsein einer differenzierten Analyse unterziehen zu lassen (siehe nebenstehenden Bericht). Die Analyse-Patienten, Großkonzerne allesamt und ohne ihre mehr oder weniger komplex vernetzte länderübergreifende Informationsinfrastruktur eine tumbe Versammlung gelähmter Giganten, haben nämlich Angst. Immerhin 19 europäische Multis haben an der EG-gesponsorten Studie mitgearbeitet, ihre praktischen Erfahrungen einfließen lassen, ihre individuellen Stärken und Schwachen aufgedeckt - offenbar in der Hoffnung auf allgemeingültige Konzepte für eine jeweils individuelle Sicherheitspolitik. Bislang drängte sich immer wieder der Vergleich vom Riesen Goliath und dem jungen David auf. Die Schleuder von einst entspricht dem PC von heute, der Stein dem Virus. Kleinstpublikationen, wie zum Beispiel die Hackerpostille "Datenschleuder", sorgen für Szene und das gängige Know-how zur Virus-Munition, Blätter mit Millionenauflage machen dann die Sensation und das Fernsehen bringt als Lückenfüller zwischen Seifenoper und Kummerkasten den coolen Blickkontakt mit Computer-Thrill and -Crime. Dem solcherart aufbereiteten Nährboden für das Geschäft mit der Angst entsprechenden dann die hohen "Dunkelziffern", von denen Versicherungssprecher munkeln, "rechtsfreie Räume", die den Datenkriminellen Sonderkonditionen beim schlichten Tatbestand der Erpressung, genannt "Bitnapping", einräumen.