Gerüchte über transatlantische Fusion

Alcatel bandelt mit Lucent Technologies an

04.05.2001
MÜNCHEN (CW) - Der französische TK-Konzern Alcatel hat Gerüchte bestätigt, wonach das Unternehmen ein Kaufinteresse an der Glasfaserkabel-Unit von Lucent Technologies hat. Darüber hinaus kursieren Spekulationen, laut denen die beiden Unternehmen über eine Komplettfusion verhandeln.

Dass Lucent seinen Geschäftsbereich Glasfaserkabel verkaufen will, ist kein Geheimnis mehr. Der Konzern braucht dringend Geld, um Verbindlichkeiten zu reduzieren und laufende Kredite abzusichern. Bestätigt wurde dies offiziell allerdings nur indirekt, und auch Lucents CEO Henry Schacht gab bei der Bekanntgabe der letzten Quartalsergebnisse vor zwei Wochen lediglich zu Protokoll, dass man "verschiedene Optionen" prüfe.

Der französische TK-Ausrüster Alcatel hat jetzt gemeldet, ein Gebot für die Glasfasersparte von Lucent abgegeben zu haben. Alcatels CEO Serge Tchuruk wollte jedoch nicht auf die genauen Modalitäten des Deals oder die Höhe des Gebots eingehen. Im vergangenen Geschäftsjahr machte die Lucent-Division rund zwei Milliarden Dollar Umsatz. Da die Einnahmen dabei um 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden konnten, gilt der Bereich als ein Filetstück der finanziell angeschlagenen Amerikaner. Beobachter schätzen den potenziellen Verkaufserlös auf vier bis acht Milliarden Dollar.

Lucent-Deutschland-Chef Hans Huber bestritt gegenüber der COMPUTERWOCHE, dass der Konzern mit der Glasfasersparte sein Tafelsilber veräußere (siehe Seite 42). Das für den Unternehmenserfolg entscheidende Portfolio, nämlich die Systeme für den Auf- und Ausbau der TK-Infrastruktur, verbleibe in jedem Fall bei Lucent. Den geplanten Verkauf bezeichnete Huber als "klugen Schritt". Zu den weiteren Interessenten zählen neben Alcatel auch Corning, JDS Uniphase und Pirelli.

Derweil meldet das "Wall Street Journal" unter Berufung auf eingeweihte Kreise, dass die Konzerne informelle Gespräche über eine Komplettfusion geführt hätten. Käme es zu einem Merger, entstünde ein Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von rund 70 Milliarden Dollar. Die Chancen, dass dieser Deal Realität werde, seien allerdings gering, schrieb die Zeitung. Martina Grüger von der deutschen Lucent-Niederlassung wollte zu dem Gerücht keine Stellung beziehen.