Podiumsdiskussion zum Thema "Neue Technologien":

Akzeptanz durch Verständnis verbessern

08.06.1984

WIEN (apa) - "Die Angst des Menschen vor den neuen Technologien ist eine natürliche Einstellung. Besonders verbreitet ist sie im Bereich der mittleren Führungsebene, bei Ingenieuren und Meistern." Dies erklärte Dr. Leopold Rosenmayr, Professor für Soziologie an der Universität Wien, bei einer Podiumsdiskussion zum Thema "Neue Technologien".

Laut Rosenmayr können Angst- und Machtprobleme am Arbeitsplatz, die zum Teil in einem "mörderischen Generationenkonflikt" beim oberen Management gipfeln, am besten durch teilautonome Arbeitsgruppen bewältigt werden. Bautenminister Karl Sekanina sprach sich dagegen für "ein besseres Verständnis bei den wichtigsten Medien" aus.

Nach Ansicht von Dr. Robert Bückelhofer, Geschäftsführer bei BMW-Steyr, können Innovationen nicht verordnet werden. Als "österreichischen Weg der fortschrittlichen Arbeitsorganisation" bezeichnete er die Aufhebung der Hierarchie zwischen Meistern, Fach- und Hilfsarbeitern. Ein Facharbeiter müsse künftig über Kenntnisse auf mehreren Gebieten verfügen.

Von der Gefahr des Übergewichts der humanistisch-geisteswissenschaftlichen Einstellung vor der technisch-naturwissenschaftlichen sprach Professor Herbert Krejci, Generalsekretär der Industriellenvereinigung. Hierdurch müßten oft hochbegabte Menschen eines Landes, in dem "Beiselwirte und liebenswerte Puppenspieler" dominieren, ihr Betätigungsfeld verstärkt im Ausland suchen.

Bundeskammer-Generalsekretär Dr. Karl Kehrer erklärte, es sei keine Frage, ob Österreich den technischen Fortschritt mitmachen müsse. Das Problem laute nur noch, wie dies zu geschehen habe. Demgegenüber hob Professor Dr. Gunther Tichy von der Universität Graz die Bedeutung der ständigen systematischen Entwicklung neuer Produkte hervor. In 90 Prozent der österreichischen Großunternehmen geschehe auf diesem Gebiet nichts.

Positive Ansätze zu einer österreichischen Innovationspolitik sieht Alfred Reiter, Vorstandsmitglied der "Investkredit". Er erklärte, die Position von Forschung und Entwicklung in einem Unternehmen bestimme wesentlich die Risikopolitik eines Kreditgebers mit.