Der westeuropäische LAN-Markt:

Absatz der High-speed-Hubs und Switches schnellt hoch

13.09.1996

Mit insgesamt 233 Prozent Zuwachs beim Ab-satz von High-speed-Hub-Ports, konnten die Anbieter von FDDI-, 100Base-T-, 100VG-Anylan- und ATM-Komponenten zum Jahresende 1995 die Sektkorken knallen lassen. Im Laufe des Jahres verkauften sie 221000 Ports nachdem sie sich 1994 noch mit 66000 abgesetzten Anschlüssen begnügen mußten.

Unangefochten führt derzeit noch das Übertragungsverfahren FDDI. Obwohl der schon oft für tot erklärten Technik nachgesagt wird, zu teuer zu sein, orderten die Anwender 85000 Ports. Das größte Stück des Marktes schnappte sich die Digital Equipment Corp. (DEC). Sie heimste rund 19 Prozent des Kuchens ein. Mit diesem Ergebnis wird man bei DEC vermutlich dennoch nicht rundum zufrieden sein, denn 1994 wurden noch 27 Prozent aller FDDI-Ports bei Digital bestellt. Insgesamt legte der FDDI-Markt gegenüber 1994 um 61 Prozent zu. Mag diese Zahl auch in Zeiten, in denen der Rest der Wirtschaft sich mit moderatem Wachstum zufrieden geben muß, astronomisch hoch erscheinen, relativiert sie sich mit Blick auf andere High-speed-Techniken. So steigerten die Fertiger von ATM-Komponenten den Absatz im gleichen Zeitraum um 256 Prozent. Einschränkend sollte jedoch erwähnt werden, daß der steile Anstieg von eine schwachen Basis aus gestartet wurde, denn 1994 konnten die Anbieter nur rund 6000 Ports verkaufen.

Diese Zahl schnellte im vergangenen Jahr auf 21000 hoch, erzielt damit aber nur knapp ein Viertel der FDDI-Verkaufsquoten. Mehr als vier Fünftel der Schnittstellen zum asynchronen Übertragungsverfahren laufen in Umgebungen mit einer Transferrate von 155 Mbit/s. Aus dem Rennen um Marktanteile ging ATM-Pionier Fore Systems als Sieger hervor. Das Unternehmen setzte knapp die Hälfte aller in Europa ausgelieferten Hub-Ports ab. Die ärgsten Rivalen waren Cisco und Newbridge, die 19 beziehungsweise 13 Prozent des Marktes bedienten.

Noch klarere Verhältnisse bei der Berechnung der Marktanteile gibt es nur beim Absatz von 100VG-Anylan-Hubs. Von den 64000 über den Ladentisch gegangenen Ports wurden 91 Prozent bei Hewlett-Packard (HP) gekauft. Damit lieferte HP 1995 mehr High-speed-Hub-Ports aus, als alle 100-Base-T-Anbieter zusammen.

100VG Anylan profitierte im vergangenen Jahr jedoch noch vom frühzeitigen Start in den Markt. Bereits 1994 lieferte HP die ersten Produkte aus, während die Anbieter von 100Base-T im selben Jahr nicht einen Hub absetzten. Sie hatten den Beginn des High-Speed-Zeitalters verschlafen und konnten erst 1995 Geräte an den Mann bringen. Bemerkenswert ist aber, daß das schnelle Ethernet-Verfahren im ersten Jahr seiner Verfügbarkeit, mit insgesamt 51000 Anschlüssen schon 23,1 Prozent des Marktes besetzt (siehe Grafik).

Ob VG-Anylan seinen Erfolg fortsetzen kann, ist dagegen fraglich. Zwar gilt das High-speed-Verfahren als technisch ausgereift, wird aber dennoch nur von wenigen Firmen unterstützt. Weil HP diesen Markt beherrscht und Weiterentwicklungen federführend forciert, haftet dem standardisierten Protokoll das Image an, proprietär zu sein.

An die Spitze der 100Base-T-Phalanx setzte sich 3Com mit 51 Prozent Marktanteilen. Die Company profitierte von einem starken Endspurt, denn das Gros der Bestellungen fuhr sie laut IDC im letzten Quartal ein. Anders als im Markt für 100Base-T-Karten, konnte 3Com beim Hub-Verkauf an Bay Networks (deren Geräte Intel fertigt) und Grand Junction, das von Cisco übernommen wurde, vorbeiziehen.

Token-Ring-Komponenten wurden 1995 billiger

Einen interessanten Effekt deckte IDC bei der Verwendung von LAN-Adaptern auf: Im 100-VG-Anylan-Markt liegt das Verhältnis von verkauften Hubs zur Network Interface Card (NIC) bei eins zu eins. Das bedeutet, daß jede verkaufte Adapterkarte auch tatsächlich mit 100 Mbit/s betrieben wird. Ein völlig anderes Bild ergibt sich im 100Base-T-Markt. Da die Adapterkarten für die 100-Mbit/s-Datenübertragung kaum teurer als 10-Mbit/s-Varianten sind, greifen viele Anwender zur schnellen Version. Nach IDC-Einschätzung werden allerdings nur ein Drittel aller Karten in Hochgeschwindigkeits-Umgebungen eingesetzt.

Noch beliebter als High-speed-Hubs waren beim Anwender die LAN-Switches. Im gleichen Zeitraum, in denen die Hubs 221000 Ports dem Verwendungszweck zuführten, verkauften die Anbieter 522000 Switching-Ports. Um die Anteile besser zuordnen zu können, trennt IDC die Geräte in drei Leistungklassen auf.

Die High-end-Switches sind für den Backbone-Bereich konzipiert und modular aufgebaut. 267000 Ports wechselten den Besitzer. Knapp ein Viertel (24 Prozent) trugen ein Cisco-Logo, dicht gefolgt von 3Com (23 Prozent) und Cabletron (14 Prozent). Erwähnenswert sind in diesem Markt noch Hersteller wie DEC und Bay Networks. DEC mußte jedoch starke Einbußen hinnehmen, da das Unternehmen mit Lieferschwierigkeiten zu kämpfen hatte. Die Absatzzahlen von Chipcom, das 1994 noch separat in der Liste der Hersteller geführt wurde, fließen in die 3Com-Statistik ein, da das Unternehmen übernommen wurde.

Den Midrange-Markt dominierte 3Com. 35 Prozent aller Ports führen in ein Gerät, das nicht modular aber verwaltbar ist und von 3Com stammt. Alle Anbieter zusammen verkauften mit rund 244000 Ports für den Workgroup-Bereich 557 Prozent mehr als im Vorjahr. An diesem Wachstum partizipierten Cisco zu 23 Prozent und Bay Networks zu 20 Prozent.

Den Low-end-Markt, der nicht-modulare LAN-Switches ohne Verwaltungsfunktionen umfaßt, bedient ausschließlich Grand Junction. Der Absatz dieser Desktop-Geräte spielt im Gesamtmarkt mit einem Anteil von zwei Prozent eine unwichtige Rolle. Im Herbst letzten Jahres verleibte sich Cisco die Switching-Company Grand Junction ein, so daß die Absatzzahlen künftig nicht mehr getrennt ausgewiesen werden. Das Duo Cisco und Grand Junction beliefert rund 25 Prozent des gesamten Marktes für LAN-Switches. An diesen beiden zog nur ein weiteres Duo vorbei. 3Com und Chipcom fertigten 31 Prozent aller Ports, wogegen Bay Networks zehn Prozent und Cabletron sieben Prozent aller Ports auslieferten.

Die enormen Wachstumszahlen der Ports für High-speed-Hubs und LAN-Switches relativieren sich allerdings im Vergleich zum Token-Ring-und Ethernet-Markt. Den verkauften 221000 FDDI-, Fast-Ethernet-sowie ATM- und den 522000 LAN-Switch-Ports stehen knapp elf Millionen abgesetzte Anschlüsse für die klassischen LAN-Verfahren gegenüber.

84 Prozent der Schnittstellen laufen in Ethernet-Umgebungen, das Wachstum betrug knapp 60 Prozent. Die Token-Ring-Ports brachten es nur auf 15 Prozent aller verkauften Anschlüsse mit knapp 1,7 Millionen Stück und einem Wachstum von 26,3 Prozent erreicht die Technik dennoch gute Werte. Daß die Anwender auch im vergangenen Jahr ihre Token-Ring-Netzwerke weiter ausbauten, erklären die Marktforscher mit den stark gefallen Preisen für die Komponenten.