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Spiegel der Offline-Welt

80 Prozent der Twitter-User schreiben nur über sich

01.10.2009
Von pte pte
Social-Media-Plattformen werden dominiert von narzisstischen, ichbezogenen Nachrichten. 80 Prozent der Twitter-User reden nur von sich selbst.

Das ist das Ergebnis einer Analyse der Rutgers University, im Zuge derer die Wissenschaftler Mor Naaman, Jeffreey Boase und Chih-Hui Lai über 3.000 Status-Meldungen von rund 350 Twitter-Nutzern untersucht haben. Die Plattformen werden demnach zu einem überwiegenden Anteil eingesetzt, um aus dem Alltag, über das soziale Leben, Gefühle, Gedanken oder Emotionen zu berichten. Nur 20 Prozent der User betrachten Seiten wie Twitter als Kanal zur Informationsweitergabe und posten in ihren Updates Links zu Nachrichten oder anderem professionellen Content.

"Social Media ist in erster Linie ein digitaler Marktplatz, auf dem soziale Interaktionen zwischen zumeist privaten Individuen stattfinden. Daher ist es wenig überraschend, dass es einen Überhang an privaten Inhalten gibt", meint David Nelles, Corporate Communications bei der Beratungsfirma virtual identity, gegenüber pressetext. Social Media bilde eine perfekte Plattform, um sich und seine Persönlichkeit auf mannigfaltige Weise darzustellen. Auf den ersten Blick könne man daher meinen, dass Social Media überwiegend ein Spielplatz von Narzissten sei. "Auf den zweiten Blick ist Social Media aber nur ein Spiegelbild der Offline-Gesellschaft. Ist es in sozialen Offline-Beziehungen der Zuspruch eines Freundes oder Familienmitglieds, können viele Retweets auf Twitter eine Form von gesellschaftlicher Anerkennung sein", meint Nelles.

Die Forscher bezeichnen die beiden Gruppen als "Informer" (Informations-Updates) und "Meformer" (ichbezogene Updates) und unterscheiden in der Analyse zwischen neun verschiedenen Kategorien von Tweets. Dazu zählen unter anderem Informationsweitergabe, Eigenwerbung, Meinungen und Beschwerden, Stellungnahmen und willkürliche Gedanken sowie Fragen an die eigenen Follower. Auf Basis der unterschiedlichen Kategorien ordneten die Wissenschaftler die Nutzer mittels Cluster-Analyse entweder den Informern oder den Meformern zu. Wie die Untersuchung auch zeigt, haben die Informer deutlich mehr Freunde (Nutzer, denen man selbst folgt) und Follower (Nutzer, die einem folgen) als die narzisstische Gegenseite. So zählt der durchschnittliche Informant 131 Freunde und 112 Follower, während ein Ich-Nutzer im Schnitt nur auf 61 Freunde beziehungsweise 43 Follower kommt.

Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie, um erfolgreich im Social-Meida-Umfeld werben zu können, sich von jahrzehntelang gepflegten Paradigmen verabschieden müssen, meint Nelles auf Nachfrage von pressetext. " Sie müssen lernen, auf authentische Art und Weise an den privaten Dialogen der Zielgruppen aktiv teilzunehmen. Der Kunde ist durch Social Media auf einer Augenhöhe mit den Marketern." (pte)