Experton Group

FSC-Management ohne Visionen mit vielen Fehlern

29.07.2008 von Andreas Zilch
Fujitsu-Siemens Computers (FSC) steht vor einer ungewissen Zukunft, nachdem die Siemens-Mutter signalisierte, sich möglicherweise von ihrem 50-Prozent-Anteil des Joint Ventures mit Fujitsu trennen zu wollen. Andreas Zilch von Experton hat in einer Analyse das Unternehmen durchleuchtet. Computerwoche.de veröffentlicht die Einschätzung hier.

Am 1. Oktober 1999 wurde die Fujitsu-Siemens Computers (Holding) BV mit Sitz in Maarssen, Niederlande, von der Siemens AG und der Fujitsu Ltd. gegründet. Jeder der Teilhaber hält genau 50 Prozent der Anteile. Der gemeinsame Vertrag wurde zunächst für eine Laufzeit von zehn Jahren abgeschlossen. In den nächsten Monaten kann also eine Entscheidung getroffen werden, ob die Zusammenarbeit in der bisherigen Form weiter geführt oder der Vertrag gekündigt wird oder ob andere Alternativen gesucht werden. Aktuell gibt es eine Vielzahl von Spekulationen, die aber nicht zielführend sind.

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Das Geschäftsjahr von FSC läuft vom 1. April bis zum 31. März. Daher wird im Folgenden zumeist auf das abgelaufene Jahr 2007/2008 Bezug genommen: Die Prognose richtet sich auf das laufende Geschäftsjahr 2008/2009. Diese Kennzahlen haben sich in den vergangenen fünf Jahren wie folgt entwickelt (siehe Tabelle):

Foto: Experton

FSC beschäftigt momentan 10.500 Mitarbeiter. Das Unternehmen erwirtschaftete einen Umsatz von 6,6 Milliarden Euro und wies einen Gewinn vor Steuern in Höhe von 105 Millionen Euro aus.

Der Sprung der Mitarbeiterzahl von 2005 auf 2006 ist durch die Übernahme des IT-Infrastruktur-Service-Bereiches von SBS zu erklären. Der Umsatz des ITPS-Geschäftes betrug zu diesem Zeitpunkt über eine Milliarde Euro. Interessant ist, dass durch die Erhöhung der Mitarbeiterzahl um 3900 (57 Prozent) der Nettoumsatz jedoch nur um 309 Millionen Euro (fünf Prozent) gesteigert wurde.

Wichtige Produktlinien rückläufig

Bei näherer Analyse der publizierten Zahlen für das Geschäftsjahr 2006/2007 wird außerdem sichtbar, dass beide Hauptproduktlinien (Volume Products und Enterprise Products) gegenüber dem Vorjahr in Summe Umsatzeinbußen von über zehn Prozent zu verzeichnen hatten. Nur die Services sind durch die Übernahme des ITPS-Segments von SBS gewachsen. Ohne das Service-Segment wäre der Gesamtumsatz von FSC gegenüber dem Vorjahr um über neun Prozent zurückgegangen. Im Geschäftsjahr 2007/2008 wurde dann trotz Wachstum im Service-Segment ein Gesamtumsatzrückgang von 4,9 Prozent verzeichnet. Für das Geschäftsjahr 2008/2009 erwartet die Experton Group für FSC einen deutlichen Umsatz- und Gewinnrückgang.

Im Vergleich mit den direkten Wettbewerbern weist FSC folgende Kennzahlen (2007/2008) auf (Währungseffekte sind hier nicht berücksichtigt):

Aus den Kennzahlen ist klar ersichtlich, dass FSC im Vergleich mit den Wettbewerbern deutliche Verbesserungspotenziale hat, selbst wenn man berücksichtigt, dass es für jeden Hersteller je eigene Spezifika gibt. Durch den Zukauf des Servicebereiches ITPS von SBS im Jahr 2006 wurde die Anzahl der Mitarbeiter zwar signifikant, der Umsatz aber insgesamt nur marginal gesteigert. Der eigentlich logische und längst überfällige Schritt ist als Korrektur des "Geburtsfehlers" (Abgabe des Service-Bereiches der Siemens-Nixdorf an SBS) aus Sicht der Kunden grundsätzlich positiv zu bewerten.

Foto: Experton

Aus rein wirtschaftlicher Sicht erzielt FSC eine Umsatzrendite von etwa einem Prozent und verfehlt damit die Siemens Konzernerwartung von sieben Prozent bis zwölf Prozent klar. Von Seiten FSC wird argumentiert, dass diese Konzernvorgabe für FSC nicht gilt, da FSC als "Finanzbeteiligung" geführt und nicht in der Konzernbilanz konsolidiert wird. Trotzdem ist auch gerade für eine Finanzbeteiligung eine Umsatzrendite von einem Prozent mehr als unbefriedigend und erfreut keinen Siemens Aktionär.

Die Produkt- und Service-Linien auf einen Blick

Das Angebot von FSC gliedert sich in zwei Segmente: Im Business-to-Consumer-Segment (B2C) verkauft FSC Notebooks, Desktops, Peripherie und Services. Im Geschäft mit kommerziellen Kunden - also dem Business-to-Business-Umfeld (B2B) - hat das Unternehmen Server, Storage, Notebooks, Desktops, Workstations, Peripherie und Services im Angebote. Beide Geschäftsfelder sind unterschiedlich erfolgreich. Der Schwerpunkt dieser Analyse liegt auf dem B2B-Bereich, auf die B2C-Einflüsse wird hingewiesen.

BS2000/OSD

Das traditionelle Mainframe Geschäft (inklusive Peripherie) liefert immer noch einen erheblichen Umsatzbeitrag und insbesondere einen weit überproportionalen Profitbeitrag für FSC. Nach Einschätzung der Experton Group liegt der Profit des BS2000-Geschäftes doppelt so hoch wie der Gesamtgewinn von FSC in 2007. FSC hat in diesem Bereich die Produkte und Kundenbeziehungen in den vergangenen Jahren sehr gut gehandhabt- Ein Wachstumsbereich ist es allerdings nicht. In den nächsten fünf bis zehn Jahren wird dieser Bereich kontinuierlich zurückgehen. Die Geschwindigkeit, mit der dies geschieht, hängt dabei von mehreren Faktoren ab. Besonders gefährlich ist es für FSC, wenn BS2000-Großkunden (Postbank, Rentenversicherung, Gerling etc.) sich zu einer Migration (etwa auf IBMs z-OS-Plattform) entscheiden. Weiterhin sind kleinere Installationen durch Migrationen zu Unix-, Linux- oder Windows-Plattformen "gefährdet".

Solaris/Sparc

FSC verfügt noch über ein signifikantes Solaris/Sparc-("Unix"-)Geschäft, welches aber unter massivem Druck steht. Der Wettbewerb, aktuell insbesondere IBM und Sun, setzt FSC stark zu und das Geschäft ist sowohl von den Umsatzzahlen, wie von den Margen her unbefriedigend. Diese Entwicklung wird kurz- und mittelfristig dazu führen, dass FSC den Solaris-Bereich weniger Priorität beimisst und sich langfristig aus diesem Bereich zurückzieht. Stattdessen wird der Primergy-(IA-Server-)Bereich sehr stark betont. In der Folge werden dann Migrationen der installierten Solaris/Sparc-Basis auf Primergy (unter Solaris, Linux oder Windows) angestrebt.

Es ist sehr fraglich, ob sich die installierte Kundenbasis dieser Strategie anschließt oder nicht zu einem hohen Anteil zu den Wettbewerbern (Sun, IBM, HP) wechselt.

IA-Server

Die Primergy-Server sollen zukünftig das primäre Wachstumssegment von FSC im Server-Bereich darstellen. Ob dies in einem extrem umkämpften Markt, der durch schwierige Differenzierungen und Preiskriege gekennzeichnet ist, gelingt, ist mehr als fraglich.

FSC muss hier Alleinstellungsmerkmale schaffen, die eine Differenzierung gegenüber dem Wettbewerb ermöglichen. Einen Ansatz hierfür stellen die "Flexframe"-Produkte dar (Flexframe for SAP, Flexframe for Oracle). Hierbei handelt es sich um virtualisierte (IA, Linux) Systeme mit entsprechenden Storage-Komponenten, die auf die jeweiligen Applikations-Einsatzszenarien abgestimmt und optimiert sind.

In diesem Bereich hatte FSC bei der Ankündigung vor sechs Jahren einen klaren Wettbewerbsvorteil. Genau hier zeigt sich aber auch eine große Schwäche von FSC - die Flexframe-Produkte wurden viel zu schwach vermarktet, die tatsächlichen Absatzzahlen sind daher im Vergleich zu den Möglichkeiten enttäuschend und der Wettbewerb konnte inzwischen nachziehen.

Storage

Im Storage-Bereich hat FSC in den vergangenen Jahren durchaus erfolgreich agiert - in erster Linie aber als Reseller für EMC und Netapp. Mit beiden Anbietern herrscht eine sehr enge Partnerschaft. Insbesondere in der installierten Kundenbasis ist FSC mit Storage-Lösungen erfolgreich. Hinzu kommt das eigene Angebot (CentricStor), welches aber im Vergleich einen relativ geringen Anteil des Umsatzes ausmacht. Mittel- und langfristig ist fraglich, ob sich das Geschäft auf der Reseller -Basis mit EMC und Netapp vom Wachstum und der Marge her weiter zufriedenstellend entwickelt. Insbesondere in Bezug auf Netapp ist die Entwicklung mit einer wachsenden Partner-Basis und den OEM-Angeboten von IBM kritisch.

Im Storage-Bereich hat FSC die Möglichkeit, die Service-Potenziale auszuschöpfen. Storage ist sehr dienstleistungsintensiv und ein (unabhängiger) Anbieter, der die heterogenen und komplexen Umgebungen beherrscht, ist derzeit stark gefragt.

Software/Middleware

Alleinstellungsmerkmale im "offenen" Server- und Storage-Business kann FSC durch innovative Software- und Middleware-Komponenten erzielen, die beispielsweise Virtualisierungstechniken unterstützen. FSC hat hier durchaus seine Fähigkeiten bewiesen (unter anderem durch die Dynamic-Data-Center-Initiativen = DDC). Allerdings wurden auch gute Produkte (etwa das Adaptive Services Control Center = ASCC) aus Wirtschaftlichkeitsgründen nicht weiter entwickelt.

Insgesamt wird das "Enterprise Geschäft" (Server, Storage, Services) auch durch eine Veränderung der Kundenlandschaft gekennzeichnet sein. Da der Trend zum Outsourcing und zu Managed Services weiter anhält, werden die Kunden der Zukunft nicht mehr die Anwender selbst, sondern vielmehr die Outsourcing-Dienstleister sein. Dies birgt zum einen die Gefahr, dass die großen Komplettanbieter (IBM, HP) ihre eigenen Systeme bevorzugen. Zum anderen ergibt sich die Chance, allen anderen Outsourcing-Anbietern ein intelligentes System- und Service-Angebot zu machen, das additiv zu gestalten ist. Diese Chance wird bei FSC zwar grundsätzlich gesehen, die Umsetzung ist aber aktuell nicht sichtbar.

Clients: Notebooks und Desktops

Die Notebooks und Desktops von FSC sind vom Umsatz her ein sehr wichtiges Segment für FSC, in Bezug auf Marge und Profit aber absolut kritisch.

Grundsätzlich ist zwischen dem B2B- und dem B2C-Geschäft zu unterscheiden, obwohl der Preiskampf in beiden Märkten und der klare Trend zu Notebooks Gemeinsamkeiten darstellen.

Das B2C-Geschäft ist zusätzlich durch sehr kurze Produkt- und Innovationszyklen gekennzeichnet, insbesondere, was die "Multimedia"-Ausstattung anbetrifft. Weniger wichtig ist die Kontinuität und die Kompatibilität verschiedener Produktgenerationen, sowie hochwertige Service Komponenten.

Diese Merkmale werden wiederum im B2B-Segment gefordert: Clients müssen über einen längeren Zeitraum technologische Kontinuität vorweisen. Darüber hinaus sind höherwertige System-Management und Service-Komponenten oft entscheidend für Investitionen. Multimedia-Merkmale und insbesondere innovative Ausstattungsmerkmale spielen dagegen eine weit untergeordnete Rolle.

Zusammenfassend handelt es sich hier also, insbesondere durch die Entwicklung der letzten drei bis vier Jahre, um stark unterschiedliche und weiterhin auseinander driftende Märkte. Dies stellt auch die Strategie von FSC, durch die starke Präsenz in beiden Märkten Synergiepotenziale zu erschließen, zumindest in Frage.

Aus Sicht der Experton Group sollte sich FSC im Client-Bereich auf den B2B-Markt konzentrieren. Hier kann man durch eine klare Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Anwender und eine intelligente Kombination von Service-Komponenten Alleinstellungsmerkmale erreichen. FSC hat dies aktuell im Bereich "Green IT" auch bewiesen. So wurde FSC bei einer Konferenz der IDG-Publikation ChannelPartner in verschiedenen Kategorien mit dem Preis "Green IT Award Readers Choice 2008" ausgezeichnet. Die Botschaft, was besonders wichtig für den indirekten Vertrieb ist, kam also klar bei den Händlern und Kanalpartnern an.

Weitere Alleinstellungsmerkmale sind auch in diesem Bereich durch intelligente System-Management- und Middleware-Software zu erzielen, die den Field-Service und die Störungsbeseitigung bei Clients effektiv unterstützt.

Tendenz deutlich negativ im Consumer-Bereich

Im B2C-Umfeld, also dem Consumer-Bereich, hat FSC einen noch wesentlich schwereren Stand. Obwohl in der Vergangenheit zeitweise Erfolge erzielt werden konnten, ist die Tendenz deutlich negativ. Der gründlich misslungene Vorstoß von FSC ins Segment "Digital Home" zeigt klar, dass FSC hier das Branding fehlt. Auch die Design-Initiative unter dem aktuellen Motto "Design, das für sich selbst spricht" kann nicht wirklich als gelungen bezeichnet werden. FSC sollte sich ernsthaft überlegen, ob man in diesem Segment mit etablierten Unternehmen wie Apple, Sony, Samsung und anderen tatsächlich konkurrieren will und kann.

Zusammengefasst lässt sich sagen: Der Services Bereich wurde durch den Zukauf der ITPS entscheidend ausgebaut. Dies ist grundsätzlich positiv zu bewerten, allerdings zeigt die Umsetzung noch keine besonderen Erfolge. Die reinen Maintenance- und Field-Services sind unter starkem Wettbewerbsdruck und für die heutige FSC-Organisation wenig attraktiv, zumal mögliche Einbrüche im eigenen Produktgeschäft auch direkt auf den Serviceumsatz durchschlagen würden (beispielsweise die BS2000-Großrechnerwartung). Auf der anderen Seite sind "hochwertige" IT-Services (wie etwa Outsourcing, Application Lifecycle Management, Business Process Outsourcing = BPO) nicht im Fokus von FSC, sondern werden von den beiden Müttern Siemens und Fujitsu angeboten. Zwischen den Produkten Services und den hochwertigen Outsourcing-Services muss im Bereich Managed Services und Integration Services ein Portfolio entwickelt werden, welches Alleinstellungsmerkmale aufweist und sich auch in die Wertschöpfungskette der potenziellen Partner eingliedern lässt. Dabei kommt es FSC zugute, dass das Unternehmen im Servicegeschäft von den eigenen Kunden als besonders kundenorientiert wahrgenommen wird. Überdies wird FSC ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis attestiert.

Mitarbeiter - Motivation - Management

Neben dem Markt, den Produkten und den Services bilden auch die Mitarbeiter und das Management eine wichtige Grundlage für die Analyse und Beurteilung von FSC. Zweifelsfrei verfügt FSC über eine Vielzahl gut ausgebildeter und erfahrener Mitarbeiter. Aktuell ist die Stimmung der Mitarbeiter durch den schlechten Geschäftsverlauf und die Unsicherheit über die Zukunft sicher an einem Tiefpunkt angelangt. Nicht nur die Angestellten erwarten vom FSC-Management mehr als nur vage Erklärungen zu dem schlechten Geschäftsverlauf und Unwissenheit über die künftige Ausrichtung.

FSC-Chef Bernd Bischoff glaubt daran, dass das Joint Venture fortgesetzt wird.
Foto: Fujitsu Siemens

Das aktuelle Management zeigt aus Sicht der Experton Group keine Vision und ist zudem für viele Fehler der letzten Jahre direkt verantwortlich. Umso erstaunlicher ist, dass die Shareholder bisher noch keine Konsequenzen gezogen haben.

Szenarien für die Zukunft

Ausgehend vom bestehenden Vertrag haben sowohl Siemens als auch Fujitsu die Möglichkeit, die Anteile jeweils komplett zu übernehmen und damit das vereinbarte Vorkaufsrecht auszuüben. Falls kein Interesse herrscht, könnte natürlich auch jeder der beiden Partner seine Anteile an Dritte verkaufen.

Einschätzung der Experton Group, konkrete Zahlen von FSC liegen nicht vor.
Foto: Experton

Dies kann dazu führen, dass ein Wettbewerber oder Finanzinvestor die Anteile komplett übernimmt, da ein 50-Prozent-Anteil in der aktuellen Konstellation wenig attraktiv ist. Dies ist nicht immer die schlechteste Lösung, wie etwa das Beispiel Wincor Nixdorf beweist.

Theoretisch möglich ist auch ein Börsengang. Diese Option scheint aber aufgrund der aktuellen Lage und insbesondere der Ertragsschwäche eher unwahrscheinlich.

Am wahrscheinlichsten: FSC bleibt erhalten

Die derzeit wahrscheinlichste Konstellation ist die Fortsetzung des aktuellen Vertrages und somit eine Weiterführung von Fujitsu-Siemens Computers in der heutigen Form. Dies wird aber voraussichtlich nicht bedeuten, dass alles beim Alten bleibt. Vielmehr sind signifikante Anstrengungen, Maßnahmen und Verbesserungen unerlässlich.

Fujitsu Siemens Computers ist, zehn Jahre nach der Gründung, in den meisten Geschäftsbereichen schwach aufgestellt. Auch für die Zukunft zeigen sich nach Ankündigungen von FSC wenig Perspektiven, den Gewinn nachhaltig zu steigern. Die lange angekündigte "Design Initiative" betrifft nur ein für FSC relativ kleines und stark umkämpftes Marktsegment. Im Sparc-Solaris-Umfeld herrscht große Unsicherheit und die Wettbewerber bieten bereits Migrationsoptionen an. Das IA-Server-Umfeld ist ebenfalls stark umkämpft, Alleinstellungsmerkmale wenig sichtbar. Einzig das BS2000- und Storage-Geschäft läuft noch zufriedenstellend, aber auch hier gibt es Risiken für die Zukunft. Der zugekaufte Service-Bereich sollte das Portfolio ergänzen und Alleinstellungsmerkmale bringen, dies ist aber in der Realität noch wenig erkennbar.

FSC - ratlos und ohne Strategie

Insgesamt wirkt FSC ratlos und ohne Strategie, obwohl der Markt durchaus Chancen bietet. Ob die traditionell bedächtige FSC sich in dem sehr dynamischen Konsumer-Endgerätemarkt langfristig etablieren kann, ist mehr als fraglich. Die Ausweitung dieses Geschäftes, zum Beispiel um Set-Top-Boxen und TV-Bildschirme ist, wie vorher absehbar, klar gescheitert. Auch die Initiative mit Pocket-Loox-Produkten im stark wachsenden Handheld-Markt war nicht von Erfolg gekennzeichnet und wurde eingestellt. In diesen Segmenten erwartet die Experton Group, dass sich weltweit agierende Brands durchsetzen und für regionale Anbieter kein signifikanter Markt übrig bleibt, der die Kosten einer solchen Initiative tragen würde. FSC macht über 95 Prozent seines Umsatzes in Emea und hiervon wiederum 91,6 Prozent in der EU.

Die Chancen im kommerziellen Umfeld sind durchaus da. Bei der Umsetzung müssen aber klare Strategien geboten sein, die dann auch mit der nötigen Geschwindigkeit realisiert werden. Im Bereich Green IT ist dies durchaus gelungen.

Änderungen nötig im Management

Aus Sicht der Experton Group ist es sehr wohl entscheidend, wie die Eignerstrukturen in der Zukunft aussehen werden. Das Unternehmen hat es bis jetzt nicht verstanden, selbst Maßnahmen zu ergreifen, die die Wettbewerbsfähigkeit und damit auch den Profit und die Zukunftsfähigkeit verbessern. Deshalb muss eine neue Eignerstruktur dort klare Vorgaben und ein langfristige Perspektive liefern. Viele Aktivitäten liegen auf der Hand und bedürfen einer konsequenten Umsetzung. Allerdings wird FSC mit Sicherheit auch Maßnahmen bei Mitarbeitern und Management vornehmen müssen, um in Zukunft erfolgreich zu sein.

Gute Gründe für eine Fujitsu-Übernahme

Die Experton Group glaubt, dass sich Siemens kontinuierlich aus dem ICT-Segment zurückziehen wird - und dies komplett. Als beispiele für diese These lassen sich Infineon, der Mobile- und Communications-Bereich (BenQ und Nokia-Siemens-Networks) und SBS (Reintegration als SIS) anführen. Für Fujitsu wäre es interessant und hilfreich, endlich weltweit ein Brand zu haben, wie ihn die anderen Hauptwettbewerber bereits haben. Daher gibt es für eine Fujitsu-Übernahme der Siemens Anteile gute Gründe. Jedoch besteht die Gefahr, dass eventuell überhöhte Preisvorstellungen und Arbeitsplatzzusagen von Siemens dies verhindern. Dann könnte immer noch ein unabhängiger Investor zum Zuge kommen.

Was wäre die Alternative? Zum einen die Fortsetzung eines schleichenden oder im schlimmsten Fall dramatischen Verlustes von Bedeutung, ein weiter sinkender Umsatz und - damit verbunden - letztendlich auch ein Verlust an Mitarbeitern. Auch für dieses Szenario gibt es in den vergangenen 15 Jahren genug Beispiele in der IT-Industrie. (jm)