CW-Ranking: Die Top-IT-Vorstände im September 2007

16.10.2007
Gemeinsam mit Dow Jones präsentiert COMPUTERWOCHE.de Rankings der in der Presse meistgenannten IT-Unternehmen und der meistgenannten IT-Manager. Die Rangreihen werden monatlich aktualisiert. Sie basieren auf der Auswertung von rund 150 Tageszeitungen, Magazinen und Nachrichtenagenturen aus Deutschland. Nachfolgend präsentieren wir Ihnen den Index zu den meistgenannten IT-Vorständen im September 2007.

Henning Kagermann: neues Wachstum für SAP

Im September hat sich Henning Kagermann wieder den ersten Platz der meistgenannten IT-Vorstände zurückerobert, und das, obwohl das vorherrschende Thema der letzten Monate, der Rechtsstreit mit Oracle, kaum mehr auftauchte. Ein US-Richter hat lediglich 2009 als Termin für einen Prozess in Aussicht gestellt. Trotz der schwerwiegenden Anschuldigungen bleibt Kagermann bei diesem Thema optimistisch. "Unsere Position hat sich nicht verändert", sagte Kagermann. "Wir haben keine Industriespionage betrieben und Oracle ist kein nennenswerter Schaden entstanden."

Die Top 10 der meistgenannten IT-Vorstände im September 2007.
Foto: Computerwoche

Ein weitaus erfreulicheres Thema für Kagermann ist das anhaltende Interesse an der neuen Mittelstandssoftware A1S, deren Name in diesem Monat in New York gelüftet wurde. Das jüngste Produkt der SAP-Familie trägt den Namen "Business ByDesign". Die On-Demand-Lösung wurde speziell für den Mittelstand konzipiert und wird zu einem monatlichen Preis von 133 Euro pro Anwender vermietet. Mit der neuen Software, die 2008 auf den Markt kommen wird, eröffnen sich SAP neue Wachstumsmöglichkeiten. Der Softwaremarkt für Großkunden ist gesättigt. Außerdem tummeln sich dort Konkurrenten wie Oracle, die es der Walldorfer Softwareschmiede fast unmöglich machen, ihren Marktanteil zu steigern. Im Bereich des Mittelstandes ist die Konkurrenz noch nicht so aktiv. Daher ist "Business ByDesign" auch ein Kernelement der SAP-Wachstumsstrategie. Kagermann verspricht sich von der neuen Software bis 2010 einen Jahresumsatz von einer Milliarde US-Dollar. Außerdem soll die Kundenzahl von 42.000 auf 100.000 steigen. Darüber, dass Konkurrenten auf den Zug aufspringen könnten, braucht sich SAP erst mal nicht zu fürchten. Im Gegensatz zu Kagermann sieht Oracle-Chef Larry Ellison noch keinen Markt für Mittelsstandssoftware. "Wir haben uns diesen Markt ganz genau angeschaut, und wir sind der Meinung, dass es sehr schwer ist, damit Geld zu verdienen", so Ellison. Trotzdem, ganz ausschließen möchte Ellison es nicht. Vielmehr scheint er abzuwarten, ob Kagermann mal wieder den richtigen Riecher hatte.

Eckhard Spoerr und die Zerschlagung von Freenet

Mit den Gerüchten um die Zerschlagung von Freenet hat es Eckhard Spoerr in diesem Monat auf Platz zwei des Computerwoche-Indexes der meistgenannten IT-Vorstände geschafft. Nachdem Spoerr in der Vergangenheit die Zerschlagung von Freenet mit der Suche nach einem Käufer für das Unternehmen als Ganzes verhindern wollte, weht der Wind in diesem Monat aus einer anderen Richtung. Freenet hat sich nahezu als unverkäuflich herausgestellt. Selbst E-Plus, das von Spoerr im August ins Gespräch gebracht wurde, hat kein Interesse mehr. Außerdem drückt Drillisch-Chef Pascalis Choulidis aufs Gas. Zusammen mit United Internet möchte man die Aufspaltung noch in diesem Jahr in trockene Tücher bringen. Grund sind die milliardenschweren Verlustvorträge aus dem gescheiterten UMTS-Abenteuer der alten Mobilcom, die man nutzen möchte. Ende 2007 läuft eine Frist dazu ab. Damit scheint der Weg für eine Zerschlagung offen. Drillisch wird demnach die Mobilfunkaktivitäten von Freenet übernehmen und United Internet das gesamt Internetgeschäft. Kein schlechter Schachzug von United Internet, die sich so einen Verlustvortrag von drei Milliarden Euro sichern. Und Spoerr? Er hat sich allem Anschein nach erst einmal mit der Situation abgefunden. Der Verkauf einzelner Anteile finde am Markt offenbar mehr Zuspruch als der Verkauf des ganzen Unternehmens, hatte Spoerr den Sinneswandel begründet. Bedingung sei jedoch, dass bei einem Einzelverkauf weder die Mobilfunksparte noch die Internet- beziehungsweise Festnetzsparte zurückbleiben darf.

Wolfgang Ziebart konzentriert sich aufs Kerngeschäft

Die Top 25 der meistgenannten IT-Vorstände im September 2007.
Foto: Computerwoche

Wie bereits in den letzten Monaten verteidigt Wolfgang Ziebart erfolgreich seinen Platz unter den fünf meistgenannten IT-Vorständen. Dabei ist das Kapitel Qimonda so gut wie abgeschlossen. Nachdem Infineon damit angefangen hat, sich auf verschiedensten Wegen von seinen verlustreichen Qimonda-Anteilen zu trennen, öffnet Ziebart mit zukünftigen Käufen ein neues Kapitel für Infineon. "Wir wollen zu den Konsolidierern und nicht zu den Konsolidierten gehören", so Ziebart. "Wir werden auch dann weitere Zukäufe ins Auge fassen, wenn wir nicht in nächster Zeit große Aktienpakete unserer Tochter Quimonda verkaufen." Dafür nimmt der Infineon-Chef auch höhere Schulden in Kauf. Den Start für das neue Kapitel markiert die Übernahme der Breitbandchip-Sparte von Texas Instruments sowie der Kauf des Handychip-Geschäftes des US-Herstellers LSI Logic Corporation. Aber nicht nur mit Zukäufen macht Ziebart Schlagzeilen. Für ihn genauso wichtig ist das Abstoßen von unprofitablen Geschäftsbereichen. "Wenn wir erkennen, dass wir ein Geschäft nicht mit einem angemessenen Aufwand profitabel machen und in eine gute Position bringen können, dann werden wir uns von dem Geschäft trennen", so Ziebart. Anfang des Monats erst gab der Münchner Halbleiterkonzern bekannt, das gemeinsam mit IBM geführte Joint Venture für Halbleiterkomponenten, Altis Semiconductor, zu verkaufen. Ziebarts Ziel ist es, Infineon wieder mehr auf die profitablen Kernbereiche Kommunikation und den Automobil- und Industriesektor zu konzentrieren.

Thomas Ganswindt geistert weiter bei Siemens

Obwohl Thomas Ganswindt bereits im September 2006 von seinen Aufgaben bei Siemens zurückgetreten ist und im Dezember 2006 im Zusammenhang mit Ermittlungen um Bestechungsgelder vorübergehend in Untersuchungshaft genommen wurde, taucht sein Name in diesem Monat wieder vermehrt in den deutschen Medien auf. So hat er es auf Platz vier des September-Rankings geschafft. Grund für die Reanimierung von Ganswindt ist die Güteverhandlung des vor gut einem Monat gekündigten Juristen Albrecht Schäfer, ehemals Chef der Rechtsabteilung und später Anti-Korruptionsbeauftragter bei Siemens. Siemens hatte ihm aufgrund der Tatsache gekündigt, weder den Gesamtvorstand noch den Prüfungsausschuss des Aufsichtsrates ausreichend darüber informiert zu haben, welche Hinweise intern auf Korruption vorgelegen hätten. Gegen diese Vorwürfe und gegen die Kündigung wehrt sich Schäfer. Er werde, wenn nötig, beweisen, dass er der Konzernspitze bereits vor Jahresbeginn 2005 umfassend, detailliert und rechtzeitig über seine Arbeit sowie die jeweiligen Ergebnisse berichtet habe. Die Drohung Schäfers ist laut Brancheninsidern keine leere Worthülse. Bei Siemens sind vor kurzem Akten aufgetaucht, die Schäfer teils entlasten und auf mindestens einen Mitwisser im Top-Management hinweisen. Bis zum Auftauchen des neuen Beweismaterials ging aus den Akten lediglich hervor, dass Schäfer Anfang 2006 die damaligen Vorstände Heinz-Joachim Neubürger und Thomas Ganswindt über Hinweise auf schwarze Kassen in der Schweiz unterrichtet habe. Seitdem gehören die Manager zum Kreis der Verdächtigen. Vielleicht wird sich dieser Kreis durch die neuen Beweise erweitern.

Rudolf Gröger ist wieder da

Nachdem Rudolf Gröger in den letzten Rankings immer im Zusammenhang als ehemaliger O2-Chef genannt wurde, macht er in diesem Monat hauptsächlich in seiner neuen Position als Manager und Sprecher des Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und Neue Medien (Bitkom) von sich reden. Sein Thema war in diesem Monat das Online-Fernsehen IP-TV, wo Deutschland anderen Länder noch hinterherhinkt. Bisher geht Gröger von ca. 100.000 Nutzern bis Ende 2007 aus. Trotz dieser relativ niedrigen Zahl steht IP-TV nach Meinung des neuen Bitkom-Managers hierzulande vor einem Durchbruch. Das Potenzial belaufe sich auf 2,5 Millionen Kunden bis 2012, so Gröger. Derzeit verfügen rund 40 Prozent der 35 Millionen Fernsehhaushalte in Deutschland über einen für IP-TV notwendigen Breitbandanschluss. Bei IP-TV handelt es sich um einen technischen Standard, bei dem Fernsehbilder auf Basis des Internetprotokolls (IP) übertragen werden. Die Daten werden dabei nicht nur über Internet-Leitungen wie DSL, sondern auch über klassische Verbreitungswege wie Kabelnetze oder Satellit empfangen. Der Zuschauer kann die Programme dann wie gewohnt auf dem Fernseher ansehen. Ein Computer ist nicht erforderlich.